Signa-Gläubiger schielen auf Schoeller Group

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Die Industriellenfamilie Schoeller rückt verstärkt in das Interesse von Investoren rund um die Insolvenz der Immobiliengruppe Signa. Über Antrag eines Aktionärs der zentralen Gesellschaft Signa Prime Selection AG (SPS) hat die Hauptversammlung beschlossen, eine Sonderprüfung von Vorgängen der Geschäftsführung zu den Geschäftsbeziehungen der Gesellschaft mit der Schoeller Group und der INGBE Privatstiftung (benannt nach Ingeborg Benko, der Mutter des Gründers) zwischen Anfang 2022 und Ende 2023 sowie zur Kapitalbeschaffung im Rahmen von weiteren Geschäftsbeziehungen und zu Verkäufen von Vermögenswerten im selben Zeitraum vorzunehmen. Dabei geht es um rechtliche Grundlagen, die Einhaltung von Compliance-Vorschriften sowie die Angemessenheit der Verkäufe vor Eröffnung des Sanierungsverfahrens. Auf Grundlage der Ergebnisse der Prüfung könnten fällige haftungsrechtliche und sonstige zivilrechtliche Auswirkungen fundiert beurteilt werden.

„Die Kapitalbeschaffung der Gesellschaft über die Schoeller Group 2023 führte zu erheblichen Nachteilen für die übrigen Gläubiger sowie die Aktionäre der Gesellschaft“, lautet nach Angaben der Wiener Tageszeitung „Die Presse“ der Vorwurf. Die Gesellschaft habe seit Anfang Dezember 2023 verschiedene Immobilien und Immobilienprojekte veräußert. „Die Verkäufe fanden offenbar nicht im Wege strukturierter Bieterverfahren, sondern Off-Market statt, teilweise auch als Paketverkäufe.“

Waltherpark im Fokus

Dabei dürfte auf den noch in Bau befindlichen Waltherpark und das Entwicklungsprojekt Viva Virgolo in der Südtiroler Hauptstadt Bozen angespielt werden, meint die „Presse“. Schoeller erklärte dazu auf Anfrage: „Eine Geschäftsbeziehung zwischen der Schoeller Gruppe und der INGBE Privatstiftung gab und gibt es nicht.“ Die Schoeller Gruppe habe einer Tochtergesellschaft der SPS einen Kredit gewährt. „Diese Finanzmittel hatten seinerzeit der Signa Gruppe geholfen, Verpflichtungen zu erfüllen und Entwicklungen weiterzuführen“, heißt es weiter. Der Kauf des Objektes in Bozen durch die Schoeller Gruppe sei von allen zuständigen Gremien genehmigt worden und habe die Fertigstellung des Walther Parks ermöglicht. „Durch erhebliche weitere Mittel der Schoeller Gruppe ist die Zukunft des Walther Parks gesichert.“

Nach dem Zusammenbruch des Immobilienkonzerns Signa rund um den in U-Haft sitzenden Investor René Benko versuchen die Insolvenzverwalter unter Hochdruck verbliebene Vermögenswerte zu Geld zu machen. Die Verwertungen bei der Teilgesellschaft Signa Prime, in der die Luxusobjekte der Immo-Gruppe gebündelt sind, sollen bis Ende 2026 vollständig abgewickelt sein, heißt es im zweiten Bericht der Insolvenzverwalterin. In Summe wurden 11,7 Milliarden Euro an Forderungen angemeldet. Davon wurden weniger als die Hälfte anerkannt.

Erste Verwertungen sind erfolgt

Einige strukturierte Immo-Verwertungen seien bereits erfolgreich umgesetzt worden, weitere seien im Laufen, wie aus dem Bericht hervorgeht, welcher der F.A.Z. vorliegt. So wurde etwa das 33-stöckige Berliner Hochhaus Upper West, in dem vor der Pleite die Deutschland-Zentrale des Firmengründers Benko untergebracht war, an die Industriellenfamilie Schoeller verkauft. „Die Schoeller Group hat für die Immobilie 425 Millionen Euro geboten und ging damit als Bestbieter hervor, weshalb Exklusivität vergeben wurde und die Transaktion im Februar 2025 gesigned wurde“, heißt es im aktuellen Bericht an die Gläubiger. Das sogenannte Closing werde zeitnah erwartet.

Bereits im August 2024 wurde das Luxuskaufhaus KaDeWe an die thailändische Central Group verkauft. „Die geplante Gesamttransaktion über 100 Prozent der Anteile mit einem Transaktionsvolumen von rund einer Milliarde Euro im Wege eines Share Deals konnte zwischenzeitig umgesetzt werden“, heißt es im Bericht der Insolvenzverwalterin. Einige Verkaufsprozesse seien im Laufen.

Die Prüfung der Anfechtungsansprüche sei abgeschlossen. Für zahlreiche Ansprüche wurde den Angaben zufolge eine außergerichtliche Einigung erzielt. Insgesamt seien 27 außergerichtliche Rückzahlungen erwirkt worden. Ein weiterer Teil an Ansprüchen im Umfang von fast 200 Millionen Euro sei mittels 28 Klagen am Handelsgericht Wien gerichtlich geltend gemacht worden.

Die Aufarbeitung der Haftungsansprüche schreite voran. Derzeit – im zweiten und dritten Quartal – würden weitere Haftungsschreiben versendet. Mit über 62 Millionen Euro geht die größte Forderung an die Bank Julius Bär. Gut 24 Millionen Euro fordert die Insolvenzverwaltung von der Hamburg Commercial Bank – hier muss ein Gutachten erst die deutsche Rechtslage abklären. Von der RAG-Stiftung erhofft sich der Insolvenzverwalter 8,26 Millionen Euro. Allerdings wurde die Zahlung abgelehnt. Nun soll ein Sachverständigengutachten den Zeitpunkt der Zahlungsunfähigkeit bestimmen.