Elon Musk verließ das Weiße Haus mit einem blauen Auge – buchstäblich. Als der reichste Mann der Welt zur Abschiedsrunde mit Präsident Donald Trump im Oval Office stand, war sein rechtes Auge geschwollen und blutunterlaufen. Er habe mit seinem fünf Jahre alten Sohn X herumgealbert und ihn aufgefordert, ihn zu hauen, sagte Musk auf Nachfrage. „Und das hat er gemacht.“ Trump scherzte: Wer X kenne, der wisse, dass er dazu fähig sei. Doch es war nicht nur eine spielerische Auseinandersetzung mit seinem Sohn, der Musk in seinen letzten Tagen in Washington angeschlagen zurückließ.
Offiziell war der Abschied für die vergangene Woche geplant und einvernehmlich. Musk habe mit der „Behörde für Regierungseffizienz“ (DOGE) phantastische Arbeit geleistet, sagte Trump am Freitag im Oval Office. In einem Abschiedsvideo auf der Website des Weißen Hauses hieß es, Musk sei dem Präsidenten eine „große Hilfe“ gewesen. Und auch Musk schrieb, man habe sich keineswegs zerstritten – es laufe nur die 130-Tage-Frist als Sonderberater aus. Auf diesen Titel und seine Einschränkungen hatten beide Männer bis dahin wenig gegeben. Doch die öffentliche Stimmung gegenüber Musk war gekippt.
In den vergangenen Tagen mehrten sich außerdem die Berichte über einen möglicherweise problematischen Lebensstil des früheren Posterboys Trumps. Musk habe sehr viel mehr Drogen konsumiert als bisher bekannt, schrieb die „New York Times“. Im Wahlkampf, in dem der Multimilliardär Trump mit knapp 300 Millionen Dollar unterstützt hatte, soll Musk regelmäßig Rauschgift genommen haben. Im Falle von Ketamin zeigten sich laut Berichten von Freunden schon die bei häufigem Gebrauch üblichen Blasenprobleme. Außerdem habe Musk Ecstasy und halluzinogene Pilze genommen und für den täglichen Gebrauch eine Medikamentendose mit mehr als zwanzig Pillen dabei gehabt. In Musks Raumfahrtunternehmen SpaceX gibt es wegen der Zusammenarbeit mit der Regierung regelmäßige Drogentests. Doch Musk soll immer gewarnt worden sein, schrieb die „New York Times“.
Merkwürdiges Verhalten
Ob der Dreiundfünfzigjährige dieses Verhalten auch als inoffizieller Chef von DOGE noch an den Tag legte, ist demnach nicht klar. Doch Musk war in den vergangenen Monaten mit einigen ungewöhnlichen Szenen aufgefallen. Im Dezember schrieb er im Streit über Arbeitsvisa an einen Benutzer der Plattform X, dieser solle sich „ins Gesicht ficken“. Am Tag des Amtsantritts Trumps machte Musk eine dem Hitlergruß ähnliche Geste und beharrte später darauf, die Medien wollten ihm mit dieser Behauptung etwas anhängen. Im Februar schwenkte er auf der rechtskonservativen CPAC-Konferenz in Maryland auf der Bühne eine Kettensäge – ein Geschenk des argentinischen Präsidenten Javier Milei –, versprach den Kampf gegen die Bürokratie und hatte in einem Interview später Mühe, Sätze sinnvoll zu beenden.
Musk selbst hat alle Anschuldigungen zum übermäßigen Drogenkonsum zurückgewiesen. In einem Beitrag auf der Plattform X schrieb er am Wochenende: „Damit das klar ist, ich nehmen KEINE Drogen!“ Die „New York Times“ lüge wie gedruckt. Er habe nur vor einigen Jahren mal verschreibungspflichtiges Ketamin ausprobiert und das auch auf der Plattform X geschrieben, „das ist also nicht mal eine Neuigkeit“. Er habe die Droge seitdem nicht mehr genommen. Von der Zeitung hieß es daraufhin, man habe ihm die Chance gegeben, vor der Veröffentlichung auf die Vorwürfe zu reagieren. Der Bericht beruhe auf Gesprächen mit einem Dutzend Bekannter und (früherer) Mitarbeiter Musks.
Präsident Trump schlug sich auch danach noch auf Musks Seite: Er habe keinerlei Probleme mit ihm, sagte er am vergangenen Freitag. „Ich finde ihn phantastisch.“ Doch wie sehr sich die Beziehung der beiden Männer an diesem Punkt schon verändert hatte, ließ sich auch daran ablesen, dass Trump kaum noch mit Musk zu sehen war. Der hatte ihn bis dato ständig begleitet: im Wahlkampf, im Weißen Haus, in Kabinettssitzungen und an den Wochenenden in Mar-a-Lago. Auf seinen Social-Media-Kanälen setzte Trump in einer Woche bisweilen ein halbes Dutzend lobende Beiträge zu „Elon“ ab. Dann stieg in der amerikanischen Öffentlichkeit der Frust über die Kürzungen durch DOGE, die Multimilliardär Musk anführte. Die Angriffe auf Tesla-Filialen im ganzen Land häuften sich, die Verkäufe brachen ein.
Musk begann, seinen Abschied einzuleiten: Er müsse sich wieder mehr auf seine Unternehmen konzentrieren. Und überhaupt sei der Zustand der Bürokratie in Washington „viel schlimmer“ als erwartet. Die Arbeit sei „ein harter Kampf, um es gelinde auszudrücken“. Der „Sonderberater“ hatte zunächst versprochen, mindestens zwei Billionen Dollar aus dem Bundeshaushalt zu kürzen, das Ziel dann jedoch halbiert und schließlich auf 150 Milliarden Dollar angesetzt. Nach Schätzungen sollen etwa 260.000 von 2,3 Millionen Bundesbediensteten durch DOGE Abfindungen erhalten haben oder entlassen worden sein. Doch Gerichte blockierten die Schritte der Behörde in mehreren Fällen.
Am Wochenende sagte Musk schließlich frustriert, DOGE sei der Prügelknabe für alle geworden. „Immer wenn es irgendwelche Kürzungen gab, ob in Wirklichkeit oder eingebildet, haben die Leute DOGE dafür verantwortlich gemacht“, klagte er. Es sei eine Zwickmühle. Er wolle sich nicht gegen die Regierung aussprechen. „Aber ich will auch nicht die Verantwortung für alles übernehmen, was diese Regierung tut“.