Nachhaltig Gewicht verlieren – Abnehmspritzen machen das möglich. Bei der Wirkung auf überzählige Kilos gibt es aber Unterschiede, wie eine neue Studie zeigt.
Tirzepatid hilft Patienten mit Übergewicht oder Adipositas noch besser beim Abnehmen als der bisherige Standardwirkstoff Semaglutid. Das legen neue Studienergebnisse nahe. Sie werfen nun die Frage auf, ob Semaglutid künftig noch als erste Wahl gelten kann.
Die neuen Daten stammen aus der internationalen Phase-3b-Studie Surmount-5 des Herstellers Lilly, an der 751 Erwachsene mit Adipositas (Body-Mass-Index ab 30) oder Übergewicht mit begleitenden Gesundheitsrisiken teilgenommen haben. Alle Studienteilnehmer hatten keinen Typ-2-Diabetes. Über 72 Wochen erhielten sie einmal wöchentlich entweder Tirzepatid (10 mg oder 15 mg) oder Semaglutid (1,7 mg oder 2,4 mg) als Injektion unter die Haut.
Der entscheidende Messwert war der prozentuale Gewichtsverlust nach 72 Wochen. Die Teilnehmer, die Tirzepatid erhielten, verloren durchschnittlich 20,2 Prozent ihres Körpergewichts – deutlich mehr als die Semaglutid-Gruppe mit 13,7 Prozent.
Auch der Taillenumfang sank bei der Tirzepatid-Gruppe um rund 18,4 Zentimeter, während die Semaglutid-Gruppe im Schnitt etwa 13 Zentimeter verlor. Das ist relevant, denn der Taillenumfang ist ein Indikator für das viszerale Fett, das sich um die inneren Organe lagert und besonders entzündungsfördernd ist. Ein größerer Bauchumfang erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Typ-2-Diabetes und das metabolische Syndrom. Die stärkere Reduktion bei Tirzepatid spricht daher für eine verbesserte metabolische Gesundheit.
Neben der Gewichtsabnahme verbesserten sich bei beiden Wirkstoffen Blutdruck, Blutzucker und Blutfettwerte. So sank der systolische Blutdruck bei Tirzepatid um 10,2 mm Hg, bei Semaglutid um 7,7 mm Hg. Auch der HbA1c-Wert – ein Maß für die Blutzuckerkontrolle – reduzierte sich bei beiden Gruppen, obwohl kein Teilnehmer zu Studienbeginn einen Typ-2-Diabetes hatte.
Beide Medikamente verursachten in den Studien überwiegend leichte bis moderate Nebenwirkungen im Magen-Darm-Trakt, etwa Übelkeit, Durchfall oder Verstopfung. Bei Tirzepatid traten häufiger Reaktionen an der Injektionsstelle auf (8,6 Prozent versus 0,3 Prozent bei Semaglutid). Hingegen litten Semaglutid-Patienten etwas häufiger unter Magen-Reflux oder Infektionen der oberen Atemwege. Therapieabbrüche wegen Nebenwirkungen kamen in der Semaglutid-Gruppe etwas häufiger vor.
Die Studie bestätigt, dass Tirzepatid bei der Behandlung von Adipositas wirksamer ist als Semaglutid. Mit einer durchschnittlichen Gewichtsabnahme von über 20 Prozent eröffnet der Wirkstoff neue Möglichkeiten für übergewichtige Patienten, ihre Gesundheit deutlich zu verbessern. Zugleich bleibt Semaglutid eine bewährte Alternative mit guter Wirksamkeit und Verträglichkeit.