Helferich geht zum Gegenangriff über

11

In der AfD weitet sich ein Konflikt um den Bundestagsabgeordneten Matthias Helferich aus. Er streitet ab, der Urheber von skandalträchtigen E-Mails zu sein, die das Magazin „Spiegel“ kürzlich veröffentlicht hatte – wehrt sich gegen die Veröffentlichung aber weniger entschieden, als manche in seiner Partei es verlangen. In einer Mail an den Vorstand seines Landesverbandes Nordrhein-Westfalen kündigte Helferich an, Strafanzeige gegen unbekannt zu stellen. „Hoffen wir, dass das BKA bei seinen Ermittlungen erfolgreich ist“, heißt es in der Mail, die der F.A.Z. vorliegt.

Zugleich geht Helferich aber zum Gegenangriff gegen den Landesvorstand über. Er stellt sich als „Mitglied, das vom Umfeld des Landessprechers als feindlich markiert worden ist“, dar und äußert, er könne vom Landesschiedsgericht deswegen wohl kein „faires Verfahren“ mehr erwarten.

Rassistische Gewaltphantasien

Zwischen Helferich und dem Landesvorstand schwelt seit Jahren ein Streit, der immer wieder auflodert. Jüngst forderte der Landesvorstand von Helferich, den „Spiegel“ wegen des Berichts abzumahnen und, wenn dies nicht erfolgreich sei, eine gerichtliche Klärung herbeizuführen. Der Hintergrund ist, dass man an Helferichs Darstellung zweifelt, die zitierten E-Mails seien nicht von ihm. Helferich soll darin rassistische Gewaltphantasien in Scherzform formuliert haben, etwa: „Advent, Advent, ein Asylantenheim brennt. Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier, dann steht der Helferich vor der Reichstagstür. Und wenn das Fünfte brennt, hast du die Revolution verpennt!“

Mal soll er mit „Heilchen“ gegrüßt haben, ein anderes Mal ein Buch empfohlen haben, „welches schon Goebbels anleitete“. Helferich ist einer der umstrittensten AfD-Politiker; etwa, weil er sich einmal als „das freundliche Gesicht des NS“ bezeichnet hatte.

Ein Mitarbeiter Helferichs teilte der F.A.Z. am Donnerstag auf Anfrage lediglich mit, dass dieser sich derzeit in dem Zusammenhang „juristisch gegen mehrere Straftaten“ wehre, deren Opfer er geworden sei. Die AfD-Spitze hielt sich bisher mit öffentlichen Einschätzungen zurück und verwies auf Klärung durch den Landesverband.

Helferichs Aufnahme in die Bundestagsfraktion war umstritten gewesen, Alice Weidel und Tino Chrupalla hatten sie nicht verhindert. Aus Parteikreisen heißt es, sie hätten gehofft, Helferich so gewissermaßen einzuhegen und zu verhindern, dass er als Ausgegrenzter Märtyrerstatus erlange.