Angesichts der Schreckensszenarien, die nicht ohne Grund für möglich gehalten worden waren, muss man sagen: Es hätte für den Bundeskanzler im Oval Office kaum besser laufen können, als es gelaufen ist. Trump hatte für den „großartigen Kanzler Deutschlands“ nur Lob übrig, ergänzt um wiederholte Tritte für Angela Merkel.
Der anwesende Außenminister Rubio durfte nicht wiederholen, dass er Deutschland für eine „verkappte Tyrannei“ hält, und auch Vizepräsident Vance, bei Selenskyjs Besuch noch Chefankläger, war offenkundig zum Schweigen verdonnert worden.
Die amerikanische Innenpolitik dominierte
Trump wollte Deutschland jedenfalls bei dieser Gelegenheit nicht tadeln und Merz nicht vorführen, und Merz sah keinen Grund, ihn von diesem Verzicht abzubringen. Über die Meinungsunterschiede und Konflikte im deutsch-amerikanischen Verhältnis wollten Trump und Merz nicht vor laufenden Kameras sprechen, sondern in vertraulicher Runde, fast so wie früher.
Aber auch die wenigen Gelegenheiten, die Merz in einer von der amerikanischen Innenpolitik dominierten Pressekonferenz bekam, nutzte der Kanzler schon für den Versuch, Trump dafür zu gewinnen, den Druck auf Putin zu erhöhen. Dem amerikanischen Präsidenten wird es gefallen haben, dass Merz ihn als „Schlüsselfigur“ für die Beendigung des Krieges in der Ukraine tituliert hat, aber das ist keine Schmeichelei.
Merz machte es mindestens so gut wie Macron
Trump hat Merz auch bei anderen Punkten und Argumenten nicht widersprochen. Doch ob der amerikanische Präsident seine Politik gegenüber Moskau ändert, bleibt ungewiss. Sein Vergleich mit den zankenden Kindern lässt nicht vermuten, dass Trump Putin bald in den Arm fallen will.
Merz kommentierte diese Äußerung nicht, sondern nutzte jede Sekunde, um das Deutschland und Amerika Verbindende hervorzuheben, Dank auszusprechen und Trump zu loben. Das machte er mindestens so gut wie Macron. Allerdings hat der Kanzler auch davon profitiert, dass ein anderer gerade die Gunst des Präsidenten verloren hat. Musks Pech war Merz’ Glück.