Gefährlicher Trend in Deutschland
Dieser Krebs könnte bald zweithäufigste Krebstodesursache sein
06.06.2025 – 10:24 UhrLesedauer: 2 Min.

Bauchspeicheldrüsenkrebs wird oft erst spät entdeckt und ist häufig tödlich. Experten warnen vor einem rasanten Anstieg und fordern neue Maßnahmen.
Bauchspeicheldrüsenkrebs, auch Pankreaskarzinom genannt, ist eine der tödlichsten Krebsarten. Allein in Deutschland erkranken jedes Jahr etwa 20.200 Menschen daran – etwa 90 Prozent der Betroffenen sterben innerhalb der ersten fünf Jahre nach der Diagnose.
Und die Zahl der Neuerkrankungen steigt kontinuierlich. Bis 2030 wird Bauchspeicheldrüsenkrebs voraussichtlich die zweithäufigste Krebstodesursache in Deutschland sein, warnt die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS e. V.). Die Fachgesellschaft fordert daher eine bessere Prävention und Früherkennung des Pankreaskarzinoms.
Seit Ende der 1990er-Jahre haben Neuerkrankungs- und Sterbefälle von Pankreaskrebs für beide Geschlechter kontinuierlich zugenommen, auch aufgrund der demografischen Entwicklung. Mit einem Anteil von 9,0 Prozent (Frauen) bzw. 7,5 Prozent (Männer) ist Pankreaskrebs heute bei beiden Geschlechtern die vierthäufigste Krebstodesursache. Das mittlere Erkrankungsalter liegt für Frauen bei 76 Jahren und für Männer bei 72 Jahren. Mehr zum Verlauf und der Lebenserwartung erfahren Sie hier.
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Das Problem: Der Tumor bleibt oft lange symptomfrei und wird häufig erst entdeckt, wenn er bereits fortgeschritten ist. Es gibt zwar typische Warnzeichen wie Gelbsucht, Gewichtsverlust oder Schmerzen. Diese treten aber meist erst spät auf, so der Fachverband. Dadurch kommen nur etwa 20 Prozent der Patientinnen und Patienten für eine Operation infrage, und selbst in diesen Fällen ist die Heilungschance gering.
“Wir brauchen dringend neue Wege in der Früherkennung und Prävention des Pankreaskarzinoms”, betont Professor Dr. med. Patrick Michl, Ärztlicher Direktor der Klinik für Gastroenterologie am Universitätsklinikum Heidelberg, auf der Pressekonferenz der DGVS.
Denn die Vorstufen des Tumors können bisher nur mikroskopisch erkannt werden, also beispielsweise nach einer Probeentnahme aus dem Pankreas, so der Experte. Nicht-invasive Bildgebung beispielsweise mittels Ultraschalls, CT oder Kernspintomografie haben einen begrenzten Nutzen. Das sei einer der Gründe, warum es bisher keine ausreichenden Vorsorgeuntersuchungen mit nachgewiesenem Nutzen für die Allgemeinbevölkerung gebe.
Bauchspeicheldrüsenkrebs tritt in der Regel spontan (sporadisches Pankreaskarzinom) auf und ist weniger häufig erblich bedingt. Allerdings betont Michl, dass viele Patienten mit scheinbar sporadischem Bauchspeicheldrüsenkrebs unentdeckte genetische Veränderungen in sich tragen könnten. Eine frühzeitige genetische Testung könnte dann hilfreich sein – und zwar nicht nur für den betroffenen Patienten, sondern auch für deren Verwandte, die ebenfalls gefährdet sind. Dafür bräuchte es jedoch eine gezielte genetische Testung – inklusive Finanzierung, so der Experte.
Die aktuelle Leitlinie der DGVS empfiehlt genetische Untersuchungen bei familiär vorbelasteten Menschen. Wer beispielsweise mehrere Verwandte ersten Grades mit Pankreaskrebs hat, sollte sich untersuchen lassen.
Auch Erkrankungen wie Diabetes mellitus, chronische Pankreatitis oder eine Stoffwechsel-assoziierte Lebererkrankung erhöhen das Risiko für ein Pankreaskarzinom. Zwar gibt es derzeit keine standardisierten Vorsorgeprogramme für diese Risikogruppen. Für Personen mit bestimmten genetischen Risikoprofilen empfiehlt die DGVS allerdings jährliche MRT- oder Ultraschalluntersuchungen – trotz des begrenzten Nutzens. Auch übergewichtige Menschen oder solche, die viel Rauchen oder Alkohol konsumieren, gehören zur Risikogruppe von Bauchspeicheldrüsenkrebs und sollten sich regelmäßig untersuchen lassen.
Es besteht noch Handlungsbedarf in der Prävention
Angesichts der wachsenden Bedrohung durch Bauchspeicheldrüsenkrebs fordert die DGVS eine nationale Strategie, um diese stille Gefahr frühzeitig zu erkennen und wirksam zu bekämpfen. Gezielte Prävention und Früherkennung könnten nicht nur Leben retten, sondern auch erhebliche Kosten im Gesundheitswesen einsparen, so die Experten.