Der US-Halbleiterhersteller Globalfoundries hat seine milliardenhohen Investitionspläne für den Ausbau seiner Infrastruktur noch einmal kräftig aufgestockt. Wie der größte Auftragsfertiger von Computerchips in Amerika in der Nacht zum Donnerstag mitteilte, wird er über die kommenden Jahre alles in allem 16 Milliarden Dollar auf seinem Heimatmarkt investieren. Neben den Erweiterungen der Fertigungs-, Test- und Verpackungskapazitäten soll auch die Forschung und Entwicklung in den Vereinigten Staaten gestärkt werden. Dafür werden nun drei Milliarden Dollar bereitgestellt, die auf die bisherigen Investitionsankündigungen von 13 Milliarden Dollar draufgesattelt werden.
Darüber hinaus kursieren in Europa seit Wochen Gerüchte, dass auch die Globalfoundries-Fabrik in Dresden mit einer milliardenschweren Investition rechnen kann. Das Werk ist eines der größten im Konzern und fest in die globalen Lieferketten der Amerikaner etabliert. Über Details einer Erweiterungsinvestition schweigt sich Globalfoundries bislang aus.
Hinter den Kulissen der Berliner Regierungskreise heißt es, dass im Rahmen des Chips Act zur Stärkung der Halbleiterindustrie in Europa, der vom Bund dafür bereitgestellten milliardenhohen deutschen Staatsbeihilfen und der auf Eis gelegten Investitionen in neue Chipfabriken von Intel in Magdeburg und Wolfspeed im Saarland der Subventionstopf nach wie vor gut gefüllt sei.
Gute Nachrichten aus Berlin
Bislang zeichnet sich aufgrund der wirtschaftlich außerordentlich schwierigen Lage von Intel wie auch von Wolfspeed nicht ab, dass auch nur eine der beiden in Aussicht gestellten Investitionen durchgezogen werden kann. Allein für Intel waren knapp zehn Milliarden Euro an Beihilfen in Aussicht gestellt und in den entsprechenden Budgetplänen der Bundesregierung eingeplant. Die gut gefüllten Fördertöpfe könnten nun Globalfoundries in die Hände spielen.
Nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums sind zwei Milliarden Euro aus dem Klima- und Transformationsfonds für die Förderung von Investitionsprojekten im Rahmen des Europäischen Chip-Gesetzes vorgesehen. Die Erweiterung des Werks von Globalfoundries in Dresden sei eines von insgesamt 34 Projekten, die sich Ende vergangenen Jahres für eine Förderung in diesem Rahmen bewarben. Davon habe das Ministerium 25 Projekte als grundsätzlich förderfähig eingestuft.
Eine Entscheidung über die einzelnen Projekte und die Förderhöhen sei noch nicht gefallen, heißt es im Bundeswirtschaftsministerium. Das Projekt von Globalfoundries in Dresden hat mittlerweile aber die Genehmigung für einen vorzeitigen Maßnahmebeginn erhalten, wie eine Sprecherin des Ministeriums bestätigt. Das bedeutet, dass der Konzern auf eigenes Risiko mit seinem Vorhaben in Dresden beginnen kann, ohne einen Förderanspruch zu verlieren.
Druck aus dem Weißen Haus
Der US-Chiphersteller hat derzeit wie so viele andere amerikanische Unternehmen allerdings vor allem Investitionen auf dem heimischen Markt im Blick. Denn die Trump-Administration setzt Unternehmen aller Größen und Branchen schwer unter Druck, nicht primär im Ausland, sondern in den Vereinigten Staaten zu investieren. Dass bekamen bereits Autohersteller wie Ford und IT-Konzerne wie Apple zu spüren.
So lässt sich der langjährige Vorstands- und jetzige Verwaltungsratschef von Globalfoundries, Thomas Caulfield, mit dem Satz zitieren: „Die heutige Ankündigung ist ein direktes Ergebnis der Führung von Präsident Trump und seiner Vision, hoch bezahlte Arbeitsplätze im verarbeitenden Gewerbe zurückzubringen und sichere, inländische Lieferketten für kritische Technologien wiederherzustellen.“
Apple -Chef Tim Cook, der vor einigen Wochen erst von Trump einen Rüffel erhielt, weil er aus Kosten- und Knowhow-Gründen seine Smartphones und Computer in erster Linie in Asien und nicht in Amerika herstellen lässt, kam in der Mitteilung von Globalfoundries auch zu Worte. Er schreibt: Der Chiphersteller „liefert seit 2010 Halbleiter für Apple-Produkte, und wir freuen uns über die Expansion in den USA“.
Platz vier unter den Auftragsfertigern
Auch andere Chefs großer amerikanischer Konzerne wie Gwynne Shotwell von SpaceX oder Christiano Amon vom Halbleiterunternehmen Qualcomm wurden zitiert. Lisa Su vom Chiphersteller AMD erklärte: „Als geschätzter Technologiepartner freuen wir uns, dass Globalfoundries sein Engagement in der US-Produktion verstärkt. Diese Bemühungen sind entscheidend für den Aufbau einer sicheren und widerstandsfähigen Halbleiter-Lieferkette in den USA, um die nächste Innovationswelle in unserer Branche zu unterstützen.“
Globalfoundries ist Amerikas größter Auftragsfertiger von Chips. Nach der taiwanischen TSMC-Gruppe, Koreas Samsung und der ebenfalls aus Taiwan stammenden UMC nehmen die Amerikaner mit einem Jahresumsatz von 6,8 Milliarden Dollar derzeit in der globalen Rangliste Platz vier ein. Im Markt wird immer mal spekuliert, ob Globalfoundries UMC übernehmen könnte, um zu den beiden Marktführern aufzuschließen.