Hoffnung aus den USA
Erster Bluttest zur Alzheimer-Diagnose zugelassen
06.06.2025 – 11:52 UhrLesedauer: 2 Min.

In den USA wurde erstmals ein Test zugelassen, der Alzheimer verlässlich im Blut nachweisen kann. Für Betroffene könnte das vieles ändern.
Wer bisher den Verdacht auf Alzheimer hatte, musste oft eine schmerzhafte Entnahme von Hirn- oder Rückenmarksflüssigkeit (Liquor) oder eine Positronen-Emissions-Tomografie-Untersuchung (PET) über sich ergehen lassen. Beides ist aufwendig, teuer und nur in spezialisierten Zentren möglich. Das könnte sich bald ändern: Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat jetzt den ersten Bluttest zur Unterstützung der Alzheimer-Diagnose zugelassen, den auch niedergelassene Ärzte in ihren Praxen durchführen können.
Der Test mit dem Namen “Lumipulse G pTau217/ß-Amyloid 1-42 Plasma Ratio” stammt vom japanischen Diagnostikunternehmen Fujirebio. Er erkennt Alzheimer über zwei Proteine im Blut – phosphoryliertes Tau und Beta-Amyloid 1-42 –, deren Verhältnis Rückschlüsse auf krankhafte Ablagerungen im Gehirn zulässt. Solche sogenannten Amyloid-Plaques gelten als ein zentrales Merkmal der Alzheimer-Erkrankung.
Der Bluttest erhielt den sogenannten “Breakthrough Device-Status” (zu Deutsch: Durchbruch-Status für Medizinprodukte). Damit kennzeichnet die FDA besonders innovative Medizinprodukte gegen schwere Erkrankungen wie etwa Alzheimer, um die Marktzulassung zu beschleunigen.
Die FDA stützte ihre Zulassung unter anderem auf die Ergebnisse einer aktuellen klinischen Studie mit 499 Teilnehmenden. Alle litten an ersten kognitiven Einschränkungen wie Gedächtnislücken oder Wortfindungsstörungen, den frühen Anzeichen der Alzheimer-Demenz. Die Bluttests waren mit den Ergebnissen der Liquoruntersuchung und des PET verglichen worden.
Das Ergebnis: Der neue Bluttest zeigte eine sehr hohe Genauigkeit. In mehr als 91 Prozent der Fälle, in denen der Test positiv ausfiel, konnten auch tatsächlich krankhafte Ablagerungen im Gehirn durch andere Verfahren nachgewiesen werden. Ebenso lag der Test in rund 97 Prozent der negativen Fälle richtig. Lediglich bei etwa jedem fünften Patienten war das Ergebnis nicht eindeutig, sodass weitere Tests erforderlich waren.
Zugelassen ist der Test für Menschen ab 55 Jahren, bei denen bereits Symptome eines kognitiven Abbaus vorliegen.
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Bluttest ist ein wichtiger Fortschritt für die frühe Behandlung
Der Test kommt zur rechten Zeit: Denn in den USA sind inzwischen Medikamente wie Lecanemab und Donanemab zugelassen, die das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen können – allerdings nur, wenn Alzheimer frühzeitig erkannt wird. Auch deswegen sieht die FDA die Einführung des Tests als wichtigen Fortschritt für Patientinnen und Patienten. Wie der Wirkstoff Lecanemab wirkt, der auch kürzlich in Deutschland zugelassen wurde, erfahren Sie hier.
“Die Alzheimer-Krankheit betrifft zu viele Menschen, mehr als Brustkrebs und Prostatakrebs zusammen”, sagte FDA-Leiter Martin A. Makary. “Da 10 Prozent der über 65-Jährigen an Alzheimer leiden und sich diese Zahl bis 2050 voraussichtlich verdoppeln wird, bin ich zuversichtlich, dass neue Medizinprodukte wie dieses den Patienten helfen werden.”
Neuer Bluttest noch nicht in Deutschland verfügbar
Für Patienten in Deutschland bringt die Nachricht zwar Hoffnung, aber noch keine direkte Hilfe: Der Test ist bislang nur in den USA zugelassen. Für Europa – und damit auch Deutschland – braucht es ein separates Zulassungsverfahren. Der Bedarf ist aber auch hier groß: Nach neuesten Berechnungen leben in Deutschland derzeit rund 1,84 Millionen Menschen mit einer Demenzerkrankung. Die meisten von ihnen sind von der Alzheimer-Demenz betroffen. Doch bislang fehlen auch hierzulande im Alltag der Arztpraxen einfache und verlässliche Diagnoseverfahren.
Immerhin: Erste Tests wie der Infrarot-Bluttest von der Ruhr-Universität Bochum befinden sich bereits in der Entwicklung. Der Test misst die für Alzheimer charakteristische Fehlfaltung des Peptids Beta-Amyloid, die der Bildung von Plaques vorausgeht.