Nasa und ISS in Gefahr?

Neuer Höhepunkt der Fehde

Musk gegen Trump: Droht der Nasa jetzt das Aus?

Elon Musk droht, seine SpaceX-Raumkapsel einzumotten – ausgerechnet jetzt. Warum das erhebliche Folgen für die Nasa und die internationale Raumfahrt hätte.

Seit Tech-Milliardär Elon Musk seine Tätigkeit als Sonderbeauftragter der US-Regierung beendet hat, liefert er sich einen Schlagabtausch mit US-Präsident Donald Trump – für alle auf Social Media mitzuverfolgen. Der Streit gipfelte nun darin, dass Trump laut überlegte, Musks Wirtschaftsdeals mit der US-Regierung aufzukündigen.

Laut der Nachrichtenagentur Reuters geht es um mit 22 Milliarden US-Dollar (19,2 Milliarden Euro) dotierte Verträge. Musk konterte mit einer brisanten Drohung: Er werde die Dragon-Raumkapsel seines Raumfahrtunternehmens SpaceX sofort außer Betrieb nehmen.

Zieht der SpaceX-Chef das tatsächlich durch, hätte es erhebliche Folgen – für die US-Weltraumbehörde Nasa, für die Raumstation ISS und für die gesamte internationale Raumfahrt. Diese Szenarien wären damit verbunden.

SpaceX ist derzeit der einzige Anbieter, mit dem die Vereinigten Staaten ihre Astronauten eigenständig ins All bringen können. Das US-Fachmagazin space.com schätzt ein: “Die Außerdienststellung der Dragon-Kapsel – sollte Musk es tatsächlich ernst meinen und nicht nur Trumps Drohung kontern – käme faktisch dem Ende bemannter Raumflüge von US-Boden gleich.” Heißt: Die Nasa wäre wieder, wie vor der SpaceX-Ära, auf russische Sojus-Kapseln angewiesen oder müsste Starts komplett aussetzen.

Eine Dragon-Kapsel ist im Rahmen der Mission “Crew-10” derzeit an der ISS angedockt. Die nächste bemannte Mission “Crew-11” ist für Juli geplant. Sollte Musk es ernst meinen, könnte die Mission abgesagt und mit ihr der gesamte Flugplan der Nasa außer Kraft gesetzt werden. Auch der Nachschub an Verpflegung und Technik für die ISS ist in Gefahr, da SpaceX auch hierfür zuständig ist.

Die Internationale Raumstation ISS soll 2030 kontrolliert außer Betrieb genommen werden. Die Nasa hat SpaceX damit beauftragt, ein sogenanntes Deorbit-Fahrzeug zu entwickeln, das den Rücksturz in die Erdatmosphäre sicher begleitet. Wird Dragon gestoppt, ist auch dieses Projekt ernsthaft gefährdet.

Für das ehrgeizige Mondprogramm Artemis hat die Nasa Musks SpaceX beauftragt, die erste bemannte Mondlandefähre seit Apollo auf Basis des “Starship”-Modells zu bauen. Die erste Landung ist für 2027 geplant. Ohne Musk könnte dieses Ziel in weite Ferne rücken.

Gibt es abseits der russischen Raumfahrt Alternativen zu den Produkten von SpaceX? Kaum. Boeings Starliner-Raumschiff ist bislang nicht für reguläre Nasa-Missionen zertifiziert und hinkt dem Zeitplan hinterher, heißt es von space.com. Die ersten bemannten Missionen konnten nicht wie geplant durchgeführt werden, und auf der ISS befindliche Astronauten mussten zuletzt auf ihre Rückkehr länger warten (lesen Sie hier, wie dramatisch die Lage um die Astronauten wirklich war).

Auch private Missionen wären betroffen. So steht das US-Raumfahrtprojekt Axiom Space kurz vor dem Start seiner vierten privaten Mission zur ISS. Auch sie soll mit einer Dragon-Kapsel durchgeführt werden.

SpaceX führte zuletzt auch die erste private Raumwanderung durch und verwirklichte bemannte Flüge in eine polare Erdumlaufbahn – Meilensteine, die nun auf dem Spiel stehen. Der Rückzug könnte die kommerzielle Raumfahrt insgesamt ausbremsen.

Wie reagiert die Nasa auf die Musk-Ankündigung? Offiziell zeigt sich die US-Weltraumbehörde unbeeindruckt. Eine Sprecherin erklärte gegenüber dem Nachrichtenportal space.com: “Die Nasa wird weiterhin die Vision des Präsidenten für die Zukunft der Raumfahrt umsetzen. Wir arbeiten mit unseren Partnern in der Industrie zusammen, um die Raumfahrtziele des Präsidenten zu erreichen.”

Ob SpaceX wirklich aussteigt oder Musk nur pokert, bleibt offen. Klar ist: Die Drohung allein reicht aus, um die Raumfahrtwelt in Alarmbereitschaft zu versetzen.