IS-Propaganda verbreitet: 14-Jähriger unter Terrorverdacht

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In Köln steht ein 14 Jahre alter Junge unter Terrorverdacht. Wie der F.A.Z. aus Sicherheitskreisen bestätigt wurde, soll der deutsche Staatsangehörige namens Emirhan A. Propaganda der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) verbreitet und in Sozialen Medien kundgetan haben, im kommenden Dezember einen Anschlag auf einen Kölner Weihnachtsmarkt verüben zu wollen. Die Staatsanwaltschaft Köln führt ein Ermittlungsverfahren gegen den Jungen. Derzeit laufen Durchsuchungen, der Schüler befindet sich in Polizeigewahrsam.

Nach Informationen der F.A.Z. soll A. auf seinem TikTok-Profil zwei Videos und einen Beitrag gepostet haben, die jeweils klar erkennbare Bezüge zum IS haben. Durch diese Posts sollen Polizei und Staatsanwaltschaft auf den bisher strafrechtlich nicht in Erscheinung getretenen Jungen aufmerksam geworden sein. Zudem soll A. ein Standbild ohne Ton verbreitet haben, das einen Treueschwur auf den aktuellen IS-Kalifen enthält. Dieses Bild sei mit dem Kommentar: „Bevor es zu spät ist“ versehen gewesen, hieß es.

Reul: Tiktok ist ein Brutkasten für Extremismus

Als Beamte des Landeskriminalamts NRW den Jungen intensiver unter die Lupe nahmen, stießen sie auf weitere Social-Media-Profile. Auch dort soll er dschihadistische Inhalte veröffentlicht haben. Dass A. auch einen Anschlag planen könnte, sei den nordrhein-westfälischen Behörden dann durch einen operativen Informationsaustausch mit anderen Sicherheitsbehörden bekannt geworden, hieß es. Ob es bereits konkrete Anschlagsplanungen gab, ist unklar.

Die Gefahr durch in digitalen Netzwerken radikalisierte Dschihadisten hat stark zugenommen. Viele davon sind so jung wie Emirhan A. Ende 2023 wurden ein 15 Jahre alter Deutschafghane aus Nordrhein-Westfalen und ein 16-jähriger Russe aus Brandenburg festgenommen, die ebenfalls einen Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt im Rheinland planten und danach zum IS-Ableger „Provinz Khorasan“ ausreisen wollten. An Ostern 2024 flog eine Gruppe Jugendlicher im Alter zwischen 15 und 16 Jahren aus Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und der Schweiz auf, die ebenfalls nach Anschlägen in Deutschland in ein Kriegsgebiet ausreisen wollten.

Mit Blick auf den aktuellen Kölner Fall sagte der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU): „Soziale Medien sind Brandbeschleuniger für Extremismus. Tiktok ist längst nicht mehr nur Bühne für Tänze, sondern Brutkasten für Extremismus geworden.“ Dort geschehe Radikalisierung in Echtzeit – auf dem Smartphone, in der Hosentasche. „Wir müssen auch diese Kanäle besser im Blick haben. Heißt auch: Die Plattformanbieter stärker in die Pflicht nehmen. Ich bin froh, dass unsere Sicherheitsbehörden frühzeitig eingegriffen haben.“