Amtetsreiter gibt als Vorstandschef auf

9

Hannes Ametsreiter gibt nach weniger als einem halben Jahr seinen Posten als Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann Stiftung auf. Der frühere Vodafone-Chef gehe auf eigenen Wunsch und in bestem gegenseitigen Einvernehmen, heißt es in einer Mitteilung der Stiftung in Gütersloh. Er werde sich wieder Aufgaben in der Wirtschaft widmen.

Ob der 58 Jahre alte Österreicher, der nach seinem Ausscheiden bei Vodafone 2022 als Investor tätig war, wieder ein anderes Engagement in der Wirtschaft hat, ist nicht bekannt. Bodo Uebber, der ebenfalls erst seit Jahresbeginn der Kuratoriumsvorsitzende der Bertelsmann Stiftung ist, dankte Ametsreiter für seine „wichtigen Impulse“ für die Stiftungsarbeit: „Sein Wissen um modernste Technologie und sein Bestreben, mit Innovationen die Gesellschaft zu verbessern, zeichnen ihn aus.“

Brigitte Mohn, Mitglied der Stifterfamilie, übernimmt interimsweise den Vorsitz des Stiftungsvorstands.
Brigitte Mohn, Mitglied der Stifterfamilie, übernimmt interimsweise den Vorsitz des Stiftungsvorstands.dpa

Interimsmäßig wird die Stiftung nun von Brigitte Mohn geleitet. Sie ist als Mitglied der Stifterfamilie seit vielen Jahren im Vorstand aktiv, sieht ihren Schwerpunkt aber eher im Kontext konkreter Stiftungsprojekte und hatte daher bisher den Vorsitz der Stiftung nicht angestrebt. Nun betont sie, Kontinuität und Stabilität in der Stiftungsarbeit seien ihr und der Familie ein wichtiges Anliegen. Für eine Neubesetzung der Spitze will man sich Zeit lassen, ist in Gütersloh zu hören. Das Gremium, dem unverändert Daniela Schwarzer angehört, wird nun um Wilfried Uhr als Operations-Vorstand erweitert. Sein Verantwortungsbereich sind Finanzen und Controlling, Personal und Immobilienfragen.

Was konkret der Auslöser für den schnellen Abschied von Hannes Ametsreiter war, ist nicht bekannt. Es habe wohl einfach nicht gepasst, heißt es in Gütersloh. Dem Vernehmen nach hat Ametsreiter das Selbstverständnis der Bertelsmann Stiftung falsch eingeschätzt. Im Gegensatz zu vielen Unternehmensstiftungen, die sich eher als eine Art Wohltätigkeitsabteilung der jeweiligen Unternehmen sehen, will die Bertelsmann Stiftung mit ihrer Arbeit Impulse für gesellschaftlichen Fortschritt geben. Sie setzt sich explizit dafür ein, „dass alle an der Gesellschaft teilhaben können – politisch, wirtschaftlich und kulturell.“ In der breiten Öffentlichkeit ist die Stiftung vor allem für ihre Studien bekannt.

2 Milliarden Euro für gemeinnützige Zwecke

Seit die Stiftung im Jahr 1977 von Reinhard Mohn gegründet wurde, hat sie für gemeinnützige Zwecke rund 2 Milliarden Euro bereitgestellt, im vergangenen Jahr waren es 77 Millionen Euro. Damit gehört sie zu den größten Stiftungen hierzulande. Die Stiftung ist Haupteigentümerin der Bertelsmann SE, dem größten europäischen Medienkonzern, allerdings ohne Stimmrecht. Die Stiftung mit 334 Beschäftigten betreibt neben der Zentrale in Gütersloh noch Büros in Berlin, in Washington und Barcelona. Spanien war der erste Auslandsmarkt, den Reinhard Mohn mit seiner Buchclub-Idee erschloss. Die Familie pflegte auch enge Beziehungen zum Königshaus. Brigitte Mohn engagiert sich in Spanien vor allem in Projekten für bessere Berufschancen von jungen Menschen.