Die Feiertagsstimmung in Beirut wurde jäh durchbrochen. Am Vorabend des islamischen Opferfestes flog die israelische Luftwaffe wieder Angriffe auf die von der Hizbullah kontrollierten südlichen Vorstädte. Für vier Standorte gaben die Streitkräfte am Donnerstagabend Evakuierungsanordnungen aus, bevor Kampfflugzeuge laut israelischen Armeeangaben Lagerstätten und Fertigungsstätten für Drohnen der von Iran unterstützten Schiitenorganisation bombardierten. Die Drohnen-Einheit der Hizbullah setze ihre Aktivitäten trotz der Übereinkunft über einen Waffenstillstand fort, hieß es in einer Stellungnahme zur Begründung.
Dieser war im November vergangenen Jahres geschlossen worden und wird seither auch von israelischer Seite regelmäßig durch Beschuss oder Luftangriffe verletzt. Das israelische Militär ist entgegen der Vereinbarung auch noch auf libanesischem Boden präsent. Einen Luftangriff auf Beirut hatte es zuletzt vor gut einem Monat gegeben. Das Bombardement zum Opferfest wurde in der libanesischen Hauptstadt daher als Eskalation gewertet – und angesichts des symbolträchtigen Zeitpunktes, zum wichtigsten islamischen Feiertag, auch als Botschaft.
Katz fordert Entwaffnung
Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz drohte am Freitag, sein Land werde die Angriffe fortsetzen, bis die Hizbullah entwaffnet sei. „Ohne Sicherheit für den Staat Israel wird es keine Ruhe in Beirut und keine Ordnung oder Stabilität in Libanon geben“, hieß es in einer Stellungnahme. Israel sieht die Hizbullah und ihre iranischen Förderer laut Diplomatenangaben trotz der großen Erfolge im jüngsten Krieg weiter als Bedrohung an – und nimmt den schwachen libanesischen Staat in die Pflicht, die Schiitenorganisation zu entwaffnen. Mit den Luftangriffen wurde der Druck auf die neue Regierung noch einmal erhöht.
Ministerpräsident Nawaf Salam, der am Donnerstag 100 Tage im Amt war, hatte zu diesem Anlass diese Vorhaben noch einmal bekräftigt. Seine Bemühungen in dieser Sache werden durch den israelischen Konfrontationskurs allerdings erschwert. Die Hizbullah, die immer noch die militärisch stärkste Kraft im Land ist, begründet ihre Weigerung, ihr Arsenal abzugeben, mit der israelischen Militärpräsenz und den fortgesetzten Angriffen. Die Führung der Organisation gerät durch die Angriffe auch von innen weiter in Bedrängnis. Aus einer in der Organisation gut vernetzten Quelle heißt es, der Druck aus den niedrigeren Rängen, zurückzuschlagen, nehme zu. Auch wenn die israelische Antwort darauf wohl verheerend ausfallen würde.