Der Präsident sitzt am längeren Hebel

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Es war wohl eine Zwangsläufigkeit, dass die Allianz zwischen Elon Musk und Donald Trump irgendwann im Unguten enden würde. Aber die Art und Weise, wie sich das Zerwürfnis in dieser Männerfreundschaft nun vollzieht, ist atemberaubend. Es kam nicht einmal eine Woche, nachdem der reichste Mensch der Welt seine Beraterrolle für den US-Präsidenten offiziell abgegeben hatte und in einer als harmonisch inszenierten Zeremonie im Oval Office verabschiedet worden war.

Trump überreichte Musk dabei sogar einen symbolischen Schlüssel für das Weiße Haus, als Signal, dass die Türen für ihn immer offen stehen. Nach heftiger Kritik von Musk an einem Gesetzespaket, das Trump sehr am Herzen liegt, ist es aber mit der Eintracht vorbei.

Und so wurde das Oval Office auch zum Schauplatz von Trumps öffentlicher Lossagung von Musk. Im Beisein von Bundeskanzler Friedrich Merz griff der Präsident Musk persönlich an und zeigte sich „sehr enttäuscht“ von ihm. Danach gab es auf beiden Seiten kein Halten mehr. Musk sagte, Trump sei „undankbar“ und wäre ohne ihn heute nicht im Weißen Haus, er befürwortete sogar eine Amtsenthebung Trumps. Der Präsident drohte im Gegenzug, Musk Milliardenaufträge zu entziehen. Woraufhin Musk trotzig konterte, dann werde er eben ein für die US-Raumfahrtbehörde NASA sehr wichtiges Raumschiff seines Unternehmens SpaceX außer Betrieb nehmen.

Musk und seine Zerstörungslust

Damit implodiert nun ein Bündnis, das so eng war, dass Musk sich stolz „First Buddy“ nannte und zeitweise kaum noch von Trumps Seite zu weichen schien. Musk hat Trump im Wahlkampf mit viel Geld und Gratispropaganda auf seiner Plattform X unterstützt, und Trump hat ihm dafür erheblichen politischen Einfluss zugestanden, den er auch weidlich ausgenutzt hat. Der Multimilliardär konnte Verbündete auf bedeutenden Regierungsposten unterbringen, und mit der Arbeitsgruppe „Department of Government Efficiency“ oder „DOGE“ bekam er freie Hand, Regulierungsbehörden zu dezimieren, die ihm in seinen Unternehmen schon lange ein Dorn im Auge waren. Oft hieß es, Musk sei eine Art „Ko-Präsident“.

Musks Nähe zu Trump wurde zunächst überwiegend als positiv für seine Unternehmen gesehen. Die Aktie des von ihm geführten Elektroautoherstellers Tesla gewann nach den Präsidentenwahlen deutlich an Wert. Diesen vermeintlichen Vorteil verspielte Musk aber mit der Zerstörungslust, die er mit DOGE an den Tag legte. Er demoralisierte Staatsangestellte mit Massenentlassungen, und er ließ die Entwicklungshilfebehörde USAID abwickeln, womit er viele humanitäre Projekte der US-Regierung stoppte.

Es entstand ein Bild von Kaltschnäuzigkeit, das er bei einem denkwürdigen Auftritt mit einer Kettensäge selbst noch weiter verstärkte. Mit alledem mobilisierte er eine Protestbewegung. Tesla-Geschäfte wurden auf einmal zum Treffpunkt für wöchentliche Demonstrationen. Mehr und mehr zeigte sich, dass Musk mit seiner Verwandlung zur politischen Figur der Marke Tesla immensen Schaden zufügt. Und das wird sich auch nach seinem donnernden Ausscheiden aus Trumps Regierung nicht so leicht kitten lassen.

Musk ist außer Kontrolle

Musk hat auch seinen Ruf als einzigartiges Talent, dem selbst die kühnsten Vorhaben gelingen, weiter ramponiert. Das DOGE-Projekt hat nicht einmal annähernd so viele Einsparungen gebracht wie versprochen, und nach dem Bruch zwischen Musk und Trump ist fraglich, was überhaupt davon übrig bleibt.

Trump hat sich schon mit vielen Weggefährten überworfen, aber womöglich noch nie mit jemandem, der eine Machtfülle wie Musk hat. Es wäre im Interesse beider Männer gewesen, gesichtswahrend auseinanderzugehen. Für Musk dürfte das allerdings noch mehr gelten. Umso unverständlicher ist, in welcher Schärfe er Trumps Steuer- und Ausgabengesetz als „widerliche Abscheulichkeit“ attackiert hat und wie hitzköpfig er den Streit mit Trump nun eskalieren lässt. Musk ist außer Kontrolle und tut so, als sei er auf Augenhöhe mit Trump, aber letztlich sitzt Trump als Präsident am längeren Hebel. Von nun an kann Musk bestimmt keinen Gefallen mehr von Trump erwarten, und das dürfte Konsequenzen haben.

Er ist jetzt nicht mehr nur für Tesla, sondern auch für SpaceX eine Belastung, denn das Raumfahrtunternehmen hängt besonders stark von Regierungsaufträgen ab. Und so endet Musks Zeit an der Seite von Trump mit einer ernüchternden Erkenntnis: Der einst weithin bewunderte Vorzeigeunternehmer ist heute eine destruktive Kraft in seinem eigenen Firmenimperium.