Dass kleine Geschenke die Freundschaft erhalten und manchmal sogar erst stiften, trifft nicht nur im Privatleben zu, sondern auch in der internationalen Politik. Allerdings sind die von Bundeskanzlern verteilten Präsente nicht mehr ganz so groß wie der Mercedes, mit dem einst Brandt den sowjetischen Staats- und Parteichef Breschnew für seine Ostpolitik zu gewinnen suchte. Der Staatsgast, der damals auf dem Petersberg residierte, war von dem Schlitten so begeistert und von seinem Lieblingsgetränk so berauscht, dass er den Benz sogleich an einen Baum setzte.
Dieses Risiko wollte Merz offensichtlich nicht eingehen, obwohl die Gelegenheit günstig war, nicht nur mit Worten für die deutsche Autoindustrie zu werben, sondern auch mit einem mächtigen Verbrenner. Trump muss nach der schmutzigen Scheidung von Elon jetzt ja auch auf seine Teslas verzichten.
Opa Trump stammte nicht aus Schweden
Die zwei Geschenke, die Merz mitbrachte, waren aber auch nicht ganz so harmlos, wie viele denken. Über die Geburtsurkunde seines Großvaters hat Trump sich erwartungsgemäß schon wegen der güldenen Einrahmung gefreut, von der wir nicht wissen, wie Merz sie noch dem Bundesrechnungshof erklären will. Doch ist das Faksimile aber auch ein Beleg dafür, dass Trump und auch schon sein Vater Fred Fake News verbreitet hatten, als sie behaupteten, Opa Friederich beziehungsweise Frederick, wie er sich in Amerika nannte, stamme aus Schweden. Zum Glück aber nicht aus Dänemark, sonst würde Trump jetzt wohl auch noch glauben, Grönland gehöre ihm schon lange. Möglicherweise müssen sich nun aber Kallstadt und Bad Dürkheim auf Ansprüche aus Washington gefasst machen.
Allerdings ist bei Trump auch noch nach Merz’ Repatriierungsversuchen noch eine gewisse Distanz zu seiner „Heimat“ (so der Kanzler) zu erkennen. Den D-Day nannte Trump „keinen angenehmen Tag für euch“. Aus seiner Ankündigung, den Warnungen MacArthurs zu folgen und sehr genau aufzupassen, dass Deutschland nicht zu sehr aufrüste, sprach sogar das Misstrauen aus der unmittelbaren Nachkriegszeit.
Sensation: Wir sind nicht schuld am Ersten Weltkrieg!
Andererseits entlastete Trump uns Deutsche, das ist die eigentliche Sensation dieses Treffens, vollkommen in der Frage, wer schuld am Ersten Weltkrieg sei. Der hat, wir wollten unseren Ohren nicht trauen, im Oval Office begonnen! Also nicht in Berlin, Wien oder Sarajevo. Auch der Zweite Weltkrieg, so Trump, komme, wie alles Große, direkt aus diesem schönen Raum!
In dem jetzt aber Elon Musk nicht mehr herumhopsen darf, nicht einmal mehr mit einem blauen Auge. An Musks Behauptung, das Veilchen habe ihm sein Sohn beim Herumalbern geschlagen, haben wir größte Zweifel, seit offenbar geworden ist, dass zwischen Musk und Trump nicht nur ein Rosenkrieg tobt, sondern ein Atomkrieg. Musk kann froh sein, dass Merz den deutsch-amerikanischen Golfschläger Trump nicht schon vorab geschickt, sondern erst jetzt mitgebracht hat.
Da war Musk eindeutig zu undankbar
Denn Trump kam bestimmt nicht nur wegen des von ihm detailliert geschilderten schrecklichen Anblicks der Schlachtfelder in der Ukraine auf die Idee, dass man Kinder, die sich prügeln, nicht sofort voneinander trennen solle. Bestimmt hätte er auch noch eine Weile zugesehen, wie Musk und Vance aufeinander einschlagen. Aber dass Musk Trumps großes schönes Haushaltsgesetz eine widerliche Abscheulichkeit nannte, dieser Undank für die zuvor gemachten Milliardengeschenke ging der Vaterfigur im Weißen Haus dann doch zu weit.
Die Schlüsselfigur im Weißen Haus, das hatte Merz ja bestätigt und dafür eine schöne große Fliegerjacke geschenkt bekommen, ist schließlich Trump und nicht diese Schießbudenfigur, die, wie der Präsident diagnostizierte, unter dem „Trump Derangement Syndrome“ leidet, also einem Ausbruch von Frust und Hass, wenn man keinen Zugang zum Präsidenten mehr hat. Der Genius Loci im Oval Office muss, das sieht man ja auch an Trump selbst, irgendwie süchtig und anfällig für ein nicht zufällig nach dem Präsidenten benanntes Syndrom machen. Gut, dass Merz dort nur so kurz war.