Den Feiertag zu feiern, fällt schwer, wenn der Regen gegen die Scheiben prasselt und der im Freien geplante Sport pausieren muss. Trübsinnig sitzen vier Sportkameraden am Esstisch im gemieteten Ferienhaus, da kommt Dirk eine Idee: Man könne doch Quartett spielen, er habe noch ein Blatt im Bulli. Spricht’s und verblüfft wenig später mit „Opel kontra Ford“. 32 abgegriffene Karten, eine jede ziert ein Auto, das die eigene Jugend in Erinnerung ruft. Keine Traumwagen, zugegeben, aber Zeichen des wachsenden Wohlstands in den Siebziger- und Achtzigerjahren. Schnell ist sich die Runde einig, die Spielregeln sind dieselben wie einst im Schulhof. Mehr ist besser, nur beim Gewicht gewinnt die kleinere Zahl. Wer den Opel Diplomat auf der Hand hat, macht fast jeden Stich, 205 km/h, 230 PS, 5354 Kubik, nur wenn das Gewicht aufgerufen wird, muss man mit 1690 Kilo passen. Natürlich war ein solches Auto damals so wenig erschwinglich für jedermann wie ein Ford Capri mit Sechszylinder. Facharbeiter oder Beamte ohne Leitungsfunktion fuhren Kadett oder Ascona, oder, wenn’s ein Ford sein sollte, Escort oder Taunus.
Ein halbes Jahrhundert später ist das Modellprogramm beider Hersteller so gestrafft wie die Zahl der Arbeitnehmer in Köln und Rüsselsheim, sind andere Werke geschlossen oder kurz vor dem Aus. Managementfehler, vor allem übertriebene Sparsamkeit auf Kosten des Kunden, mögen die Hauptursache sein. Doch nicht von der Hand zu weisen, ist die Tatsache, dass die Preise für Neuwagen seit geraumer Zeit schneller steigen als die Einkommen. Der billigste Wagen für das Volk aus Wolfsburg beispielsweise ist aktuell ein Polo für 19.835 Euro zu konfigurieren, man muss sich dann mit 80 PS und dezentem Grau als einzig lieferbarer Farbe zufriedengeben. Rüstet man das gleiche Modell als GTI mit Maximalausstattung auf, kostet es 47.042 Euro. Kaufkraftbereinigt würde der damalige V8-Diplomat heute übrigens 44.363 Euro kosten.
Es wird künftig noch teurer, ein eigenes Auto zu besitzen. Diese Erkenntnis verdanken wir dem ungeheuer ehrlichen Konfigurator von Volkswagen. Denn der weist nicht nur die zu erwartenden Betriebskosten für eine Jahresfahrleistung von 15.000 Kilometer aus, sondern auch die Zusatzbelastung durch den von dem Jahr 2027 an verpflichtenden CO2-Handel. Sollte der Preis je Tonne auf 115 Euro steigen, ein mittleres Szenario, bedeutete das Mehrkosten von 2122 Euro für eine zehnjährige Haltedauer des 80-PS-Polo. Ein CO2-Preis von 190 Euro je Tonne schlüge gar mit 3506 Euro zu Buche. Wir ahnen, wie das ausgeht: Unsere Enkel spielen im Schulhof „BYD kontra Geely“.