Gefahren der Statine, Nebenwirkungen und Mythen

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Statine senken das Cholesterin und schützen vor Herzinfarkt und Schlaganfall. Trotzdem kursieren viele Gerüchte über gefährliche Nebenwirkungen – zu Recht?

Statine gehören zu den meistverordneten Medikamenten in Deutschland – und zugleich zu den umstrittensten. Ärzte verschreiben sie Menschen mit zu hohen Cholesterinwerten, um diese zu senken und so das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu verringern. Doch viele Menschen sorgen sich wegen möglicher Nebenwirkungen. Was ist dran an den Vorurteilen? Die Experten der Deutschen Herzstiftung und der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie geben Antworten auf die häufigsten Missverständnisse rund um die Statin-Therapie.

Statine hemmen in der Leber ein Enzym, das an der Cholesterinproduktion beteiligt ist. Dadurch sinkt der LDL-Cholesterinspiegel im Blut – also jenes “schlechte Cholesterin”, das sich in den Gefäßwänden ablagert und dort Entzündungen auslösen kann. Dieser Prozess begünstigt die Entstehung einer Atherosklerose – der Hauptursache für Herzinfarkte, Schlaganfälle und andere Gefäßkrankheiten.

Trotz dieser Vorteile sind viele Menschen verunsichert. Die Gründe: Veraltete Vorstellungen, selektive Berichterstattung und pseudowissenschaftliche Thesen. Die Experten der Deutschen Herzstiftung und der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e. V. haben daher die häufigsten Irrtümer einem Faktencheck unterzogen:

Trotz der Wirksamkeit von Statinen sorgen sich viele Menschen vor allem wegen möglicher Nebenwirkungen. Am häufigsten werden Muskelbeschwerden genannt. Betroffene berichten über Schmerzen in Armen und Beinen oder ein Gefühl von Schwäche. Doch laut den Experten der Herzstiftung Studien zeigen: In bis zu 90 Prozent der Fälle liegt gar keine direkte Verbindung zum Medikament vor. Forscher sprechen vom sogenannten Nocebo-Effekt – also dem Phänomen, dass allein die Erwartung einer Nebenwirkung Beschwerden auslösen kann.

Ernsthafte Nebenwirkungen wie die gefürchtete Rhabdomyolyse – ein Zerfall von Muskelzellen – treten äußerst selten auf: Laut Studien betrifft das nur 1 bis 3 von 100.000 Patienten pro Jahr. Auch mögliche Veränderungen der Leberwerte oder des Blutzuckerspiegels sind meist leicht behandelbar – und vor allem deutlich seltener als gedacht.

Wichtig: Wer Beschwerden hat, sollte das Medikament nicht eigenmächtig absetzen. Oft hilft es, das Präparat zu wechseln oder die Dosis zu senken.

Trotzdem gilt: Nicht jeder verträgt Statine gleich gut. Besonders Frauen in der Schwangerschaft oder Stillzeit, Patienten mit Vorerkrankungen der Leber oder Muskulatur sowie Personen, die mehrere Medikamente gleichzeitig einnehmen, sollten engmaschig betreut werden. Auch bestimmte Lebensmittel wie Grapefruitsaft können bei manchen Statinen die Wirkung verstärken – und damit das Risiko für Nebenwirkungen erhöhen.