75. Sudentendeutschen Tag: Söder erhält Europäischen Karls-Preis

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Wenn bayerische Ministerpräsidenten sich lange genug im Amt halten, bekommen sie in der Regel irgendwann den Europäischen Karls-Preis, die höchste Auszeichnung, die die Sudetendeutschen zu vergeben haben, zumal diese als vierter Stamm Bayerns gelten – und der jeweilige Regierungschef ihr Schirmherr ist.

Dass Markus Söder beim 75. Sudentendeutschen Tag in Regensburg den Preis bekam, sei aber auch genuinen Verdiensten geschuldet, die er sich um die Volksgruppe erworben habe, machte deren Sprecher Bernd Posselt am Pfingstsonntag deutlich. Söder habe sich, ohne einen familiären Bezug zu haben, schon als junger Landtagsabgeordneter und Minister in mehreren Ressorts „unermüdlich für die Sudetendeutschen eingesetzt und gemeinsam mit der Volksgruppe intensive Kontakte in die Tschechische Republik gepflegt“.

Tatsächlich war Söder erst vor einem halben Jahr zu Gesprächen in Prag, wo er etwa den tschechischen Ministerpräsidenten Petr Fiala zum Gespräch traf und in dessen Beisein auf einem Prager Weihnachtsmarkt eine Wurst aß. Posselt, wie Söder in der CSU, hob hervor, dass der Karls-Preis, den vor Söder auch schon der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj oder der frühere EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker bekommen hat, auch Verdienste um eine gerechte Völkerordnung in Mitteleuropa würdige. Dafür habe Söder in seinen unterschiedlichen Ämtern „alles getan“.

Söder: Sudentendeutsche sind „größte Friedenbewegung“

Der bayerische Ministerpräsident bedankte sich für die Ehre und nannte es mit Bezug auf die Sudetendeutschen „eine einmalige Situation, dass jemand nach Flucht und Vertreibung nicht zum obersten Ziel hat, eine Revanche auszuüben, nicht das oberste Ziel hat, Rache zu üben.“ Zu oft in der Geschichte sei dies vorgekommen, mit der Folge, dass sich „lange Erbfeindschaften gerade durch Europa gezogen“ hätten. Die Vertriebenen hingegen hätten „von Anfang an“ auf „Brückenbau, auf Versöhnung, auf Miteinander“ gesetzt. Daher bleibe er dabei: „Die größte Friedenbewegung, die es je in Deutschland gegeben hat, sind die Vertriebenen, sind die Sudetendeutschen.“

Söder verwahrte sich dagegen, die Vertriebenen etwa in der Erinnerungskultur in die große Gruppe anderer Menschen einzuordnen, die im Wege von Flucht oder Vertreibung ihre Heimat verlassen mussten. „Jeder ist bei uns willkommen, der unsere Werte teilt und einen Beitrag zu unserer Gesellschaft bringt, und wir helfen gern. Aber es gibt einen großen Unterschied, ob jemand aus der Welt kommt, oder, und das sage ich deutlich, ob er jemand ist, der ein Landsmann oder eine Landsfrau ist. Die Sudetendeutschen sind Landsleute und daraus ergibt sich eine besondere Verpflichtung.“

Mit Blick auf die Ukraine, die in den Sudentendeutschen klare Unterstützer hat, warnte Söder vor einem faulen Frieden mit Russland. Wenn Waffen schwiegen, sei das noch kein Frieden. „Denn wenn das Recht nicht mehr da ist, dann ist es kein echter Frieden.“ Söder weiter: „Jeder kleine Schritt, wo wir zurückweichen, wo wir Recht aufgeben, wo wir bereit sind, unsere Prinzipien für den schnellen Kompromiss zu opfern“, werde „gegenüber dem nationalistischen Aggressionsstreben“ zu keiner wirklichen Lösung führen. Daher: „Wir müssen der Ukraine helfen und wir müssen die NATO gemeinsam verteidigen.“