Die Bilder, die Trump wollte

7

Nach Tagen der Tumulte in Los Angeles hat Donald Trump die Bilder, die er wollte. Die Demonstrationen gegen die Massenabschiebungen der Einwanderungspolizei sind umgeschlagen in chaotische Ausschreitungen. Die Demokraten werfen dem Präsidenten vor, mit seiner Entscheidung, die Nationalgarde gegen den Willen der kalifornischen Regierung zu entsenden, die Lage absichtlich eskaliert zu haben.

Es ist zwar richtig, dass Trump ein Interesse hat, die Auseinandersetzung zu befeuern: Der Präsident, der vor allem der von den Demokraten lange ignorierten Migrationskrise seinen Wahlsieg zu verdanken hatte, kann als Sheriff auftreten, der tut, wovor die Linksliberalen zurückschrecken – und er kann von seinem eigenen Chaos in Washington ablenken. Doch sind die Demokraten wieder in dessen Falle gelaufen.

Das Drehbuch des Präsidenten

Wenn Gouverneur Gavin Newsom behauptet, dass die Polizei nicht der Hilfe des Bundes bedurft hätte, blendet er aus, dass schon am Freitag Steine flogen. Der Demokrat, der Trumps Drehbuch kennen dürfte, hätte dem Präsidenten den Wind aus den Segeln nehmen und selbst anordnen können, die Nationalgarde Bundesbehörden schützen zu lassen.

Vieles erinnert an die „Black Lives Matter“-Unruhen vor fünf Jahren. Wie Newsom heute rief Kamala Harris die Bürger in Minneapolis damals auf, friedlich zu bleiben. In Erinnerung blieb aber vor allem ihr Verständnis für die Wut der Demonstranten – darunter nicht wenige, die die Unruhen nutzten, um Geschäfte zu plündern.

Es ist kein Zufall, dass Los Angeles zum Austragungsort dieses Kulturkampfes wird. Fast die Hälfte der Bevölkerung der Metropole sind Latinos: Jeder kennt jemanden mit ungeklärtem Aufenthaltsstatus, der nun in Angst lebt. Der Gouverneur Kaliforniens, schon in Trumps erster Amtszeit Hochburg des Widerstandes, ist seit vielen Jahren der Prügelknabe des Präsidenten. Und Newsom hat erkennbar Ambitionen, 2028 für das Weiße Haus anzutreten. Nicht nur Trump will den Showdown für sich nutzen.