Was gibt es Schöneres, als an einem sonnigen Tag im Schatten zu dösen, an Blumen zu schnüffeln und sich gelegentlich in einem genau richtig tiefen Bach zu wälzen? Kurz: Ein Hund in England müsste man sein. Hier bahnt sich ein neuer Trend an: kunstvolle Hundegärten. Bei der Londoner Chelsea Flower Show hat Monty Don, Englands beliebter TV-Gärtner, allen die Schau gestohlen – mit einem Garten für seinen Golden Retriever.
Die jährliche Chelsea Flower Show, CFS, ist nicht irgendeine Gartenschau, wie sie hierzulande in Orten wie Höxter oder Kleve stattfinden, wo sich gelangweilte Schulklassen rumdrücken, die zum Besuch gezwungen wurden. David Beckham wäre da völlig fehl am Platz.
Hundegarten mit Postkarten-Potential
Nicht so bei der CFS: Wer eines der rund 150 Euro teuren Tickets ergattert, wirft sich in (blumengemusterte) Schale, und kriegt neben Gartenkreationen und Blumenskulpturen („Opera Splendour“) auch Stargäste wie Beckham, Cate Blanchett und King Charles zu Gesicht.
Der Hundegarten hier hat Postkarten-Potential: Mit hellblauem Salbei, lilafarbenem Mohn, weißrosa Baldrian. Die Wege durchs Blumenmeer hat Monty Dons Hund persönlich angelegt. Dazu ein schattenspendender Baum, ein flacher, hundegerechter Bach und die „beste Hundehütte aller Zeiten“, laut Ko-Gärtner Jamie Butterworth.
Die ist eher ein Hundehaus. Hunde haben offenbar, was Inneneinrichtung betrifft, einen ähnlichen Geschmack wie ein Junggeselle Mitte 40 in Berlin-Kreuzberg: braune Ledercouch, minimalistisches Brett-Bücherregal, möglicherweise ironisches Hunde-Gemälde.
Das Wichtigste ist, Butterworth zufolge, aber der Rasen. Der muss wild und robust sein. Kurz: der perfekte Ort, um seinem Hintern nachzujagen.
Klee macht Rasen Hunde-resistenter
Doch die Frage bleibt: Was sagt die Wissenschaft, was macht einen Garten hundefreundlich? Studien gibt es keine, doch das Institut für Tiermedizin der amerikanischen Universität Virginia Tech rät, auf Teiche als Mückenbrutstätten zu verzichten und Rasen wegen Zeckengefahr kurz zu halten. Klee macht die Grünfläche offenbar resistenter gegen den nitrathaltigen Hundeurin.
Verzichten sollte man auf Pflanzen, die für Hunde giftig sind: Rhododendren, Azaleen, Fingerhut. Maiglöckchen können gar tödliche Herzprobleme verursachen. Aber auch vermeintlich harmloses Gemüse, wie Zwiebeln, Schnittlauch und Kohl, kann gefährlich sein. Letzterer enthält Calciumoxalate, die der Hundeniere zusetzen.
Da Hunde Gärten mit der Schnauze erkunden, rät die britische Gartenvereinigung zu duftenden, soliden Pflanzen wie Rosmarin und Thymian. Baldrian könnte eine beruhigende Wirkung haben, wie ein Versuch mit 15 Hunden in einem Tierheim nahelegt. Ambitioniert sind die Gärtner bei der Tierschutzorganisation Four Paws: „Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, ein Planschbecken für Ihren pelzigen Freund anzuschaffen?“
In Karlsruhe ist die Antwort klar: Nein. Was sich hier zugetragen hat, ist bezeichnend für Hundeparks in Deutschland. Die bestehen meist aus einem Stück Erde mit Zaun drum. Ein solcher „Hundegarten“ in Karlsruhe sorgte 2022 für Schlagzeilen, weil die Anwohner über das Gebell jammerten. Mittlerweile wurde er wieder geschlossen.
Doch zu trübselig soll diese Kolumne nicht enden, denn der Sinn eines Hundegartens ist laut Butterworth: Freude stiften! „Wir haben keine Botschaft, wir wollten nur Monty Dons Lieblingsdinge auf der Welt verbinden: Pflanzen und Hunde!“ Schmeißen wir noch einen Fußballstar mit rein, dann kommen auch Zweibeiner gern vorbei. Vielleicht sogar Mittelstufenschüler.
