“Habe keinen Sinn mehr im Leben gesehen”
Ex-Nationalspielerin spricht offen über Depressionen
10.06.2025 – 14:17 UhrLesedauer: 3 Min.

Lina Magull hat in ihrer Karriere viele Erfolge gefeiert, erlebte Höhepunkt für Höhepunkt. Doch für die Ex-Nationalspielerin ging es auch steil bergab.
Champions-League-Siege, Meisterschaften, DFB-Pokalsiege, Dutzende Länderspiele: Lina Magull hat im Alter von 30 Jahren viel erreicht. Die Ex-Nationalspielerin zählt zu den bekanntesten Fußballerinnen Deutschlands. Ihre Fans kennen sie als humorvolle und lockere Frau, die abseits des Rasens viel lacht. Im Podcast “Wie geht’s?” mit Nationalspieler Robin Gosens und Co-Gastgeber Nils Straatmann hat sie nun eine andere Seite von sich preisgegeben – und über ihre schwere Depression gesprochen.
Die ersten Anflüge von mentalen Problemen erlebte sie vor fünf Jahren, als sie Kapitänin beim FC Bayern wurde. “Es hat sich auf einmal alles so eng angefühlt. Nur durch das Tragen der Binde habe ich mich nicht mehr so frei gefühlt wie die Person, die ich war”, erzählte sie nun. “Ich habe mich so hineingesteigert in diese Rolle, dass ich es allen drumherum auch recht machen muss, dass wir jetzt den Frauenfußball noch mehr voranbringen müssen, dass ich alle Spielerinnen irgendwie happy machen muss.”
Ihr enormes Verantwortungsgefühl machte ihr Probleme. “Allein, wenn ich Spielerinnen gesehen habe, die niedergeschlagen waren, weil sie nicht gespielt haben, da habe ich immer gedacht: ‘Ich muss hin, ich muss mit denen reden, dann muss ich zum Trainer hin und darüber reden.'”
Die Binde gab sie 2023 freiwillig ab. Im t-online-Interview sagte sie damals: “Das Jahr war für mich nicht einfach. Die Saison hat mir viel abverlangt und das Amt war auf eine gewisse Art und Weise belastend für mich.”
Wie sie nun im Podcast berichtet, verschlimmerte sich ihr Zustand, als sie bei Bayern und dem DFB weniger spielte. “Die ganzen Säulen, die ich mir so in meinem Leben aufgebaut habe, sind irgendwie eine nach der anderen weggefallen.” Das habe sich auch auf ihr Privatleben ausgewirkt, Magull sei leichter reizbar gewesen und verlor auch die Lebensfreude. Sie wechselte im Januar 2024 nach Italien zu Inter, um aus der Situation zu flüchten. Doch es wurde nur schlimmer, weil sie sich einsam fühlte und ihr Leben in München vermisste.
Sie bekam Schlafprobleme, litt an Panikattacken und konnte kaum noch Auto fahren. Dann erreichte sie auch ihren persönlichen Tiefpunkt. “Die Gedanken sind dann schon so ausgeartet, dass ich gar keinen Sinn mehr im Leben gesehen hab. Also, ich hätte kein Problem damit gehabt, zu sterben”, so Magull. “Das war so schlimm für mich, weil ich so ein lebensfreudiger Mensch bin, dass ich da gar nicht mit klarkam, dass es mir egal gewesen wäre, wenn ich gestorben wäre.“
Sie ging daraufhin in eine Privatklinik, wo sie auch sechs Wochen blieb. “Dann bin ich wieder raus mit so vielen tollen Erkenntnissen und tollen Menschen, die ich da auch kennengelernt hab.” Eine dieser Erkenntnisse: “Du musst mit Leuten darüber reden, die dasselbe empfinden, die wissen, was es heißt, eine Depression zu haben. Die wissen, wie dein Körper sich verändert, deine Gedanken und einfach reden, reden, reden. Das hat mich so viel gelehrt und ich bin wirklich so froh, dass ich das gemacht habe.”