Das Christentum bildet weiterhin die größte Weltreligion, allerdings schrumpft der Abstand zum Islam. Zudem steigt global der Anteil der religiös ungebundenen Bevölkerung. Dies ist das Ergebnis einer Analyse des renommierten Pew Research Centers, das dafür insgesamt 2700 Statistiken aus den Jahren 2010 bis 2020 ausgewertet hat.
Dem Christentum hängen demnach 2,3 Milliarden Menschen an, das ist ein Zuwachs von knapp 122 Millionen Menschen. Der Islam legte in dem Zeitraum um 347 Millionen auf insgesamt 2 Milliarden Anhänger zu. Die religiös Ungebundenen bilden mit 1,9 Milliarden Menschen die drittgrößte weltanschauliche Gruppierung, die ebenfalls stark um 270 Millionen Menschen wuchs. Allein rund 1,3 Milliarden der religiös ungebundenen Menschen leben im kommunistisch geführten China.
Der besonders stark in Indien und in Nepal verbreitete Hinduismus wuchs um 126 Millionen Menschen auf 1,2 Milliarden Anhänger. Die einzige Weltreligion, die trotz des weltweiten Bevölkerungswachstums Nettoverluste verbuchte, war der Buddhismus, dessen Anhängerschaft um knapp 19 Millionen Anhänger auf 324 Millionen sank. Das Judentum wuchs hingegen um knapp 1 Million Menschen auf 14,8 Millionen Anhänger.
Innerhalb des Christentums kam es in der Dekade zwischen 2010 und 2020 zu starken regionalen Verschiebungen: 30,7 Prozent aller Christen leben mittlerweile in Subsahara-Afrika, das damit Europa (22,3 Prozent) als bislang größten regionalen Schwerpunkt ablöste und auch Lateinamerika (24,1 Prozent) überholte.
Der starke Zuwachs des Islams ist hauptsächlich auf das vergleichsweise niedrige Durchschnittsalter (24,1 Jahre) und die hohe Fertilitätsrate seiner Anhängerschaft zurückzuführen. Die Gruppe der religiös Ungebundenen weist hingegen ein vergleichsweise hohes Alter und eine niedrige Fertilitätsrate auf, wächst aber dennoch ähnlich stark wie der Islam. In den Niederlanden, Neuseeland und Uruguay stieg die Gruppe der religiös Ungebundenen zwischen 2010 und 2020 sogar zur neuen Mehrheit auf. In den Vereinigten Staaten wuchs die Gruppe der religiös Ungebundenen im Verlauf der Dekade um 97 Prozent auf 101 Millionen Menschen; dort bezeichneten sich 2020 mittlerweile 30 Prozent der Bevölkerung als Atheisten, Agnostiker oder als ungebunden.
Das Wachstum der religiös Ungebundenen geht vor allem darauf zurück, dass vormalige Religionszugehörigkeiten im Verlauf eines Lebens oder im Übergang der Generationen verschwinden. Dies geschieht vor allem auf Kosten des Christentums, das für jede Person, die es durch einen solchen Wechsel von Religionszugehörigkeiten gewann, 3,1 Personen verlor. Der Buddhismus verzeichnete ebenfalls Verluste durch diese Wechsel, dort lag dieser Wert bei 1,8 Personen. Der Islam gewann hingegen leicht durch die sogenannten „Switches“. Für das Gesamtwachstum dieser Weltreligion spielten Konversionen aber keine bedeutende Rolle.