Kritik am deutschen Trainer nimmt zu
England schießt sich auf Tuchel ein
Aktualisiert am 11.06.2025 – 11:18 UhrLesedauer: 3 Min.

Hohn, Spott und WM-Sorgen: In einem Testspiel gegen Senegal kassiert Thomas Tuchel seine erste Pleite als englischer Nationaltrainer. Seine Kritiker haben neue Argumente.
Thomas Tuchel war angetreten, um Englands Nationalmannschaft auf ein anderes Level zu heben. Er setzte mit Dienstbeginn und seinen ersten Spielen im März auf einen veränderten Kader: mehr junge statt alte Spieler. Er wollte das Gesicht des Teams verändern. Das klare Ziel: den WM-Pokal im kommenden Jahr auf die Insel holen. Auch deswegen läuft sein Vertrag erst mal nur bis zur WM – diesem Ziel wurde alles untergeordnet.
Allerdings verlief schon der Start alles andere als gut. Seine an seinem Vorgänger Gareth Southgate geäußerte Kritik kam zurück wie ein Bumerang und brachte wiederum Tuchel Kritik ein. Seine ersten drei Spiele in der WM-Qualifiktion gewann er dann auch – jedoch nur wenig überzeugend.
Nach seiner ersten Niederlage im Testspiel am Dienstagabend (1:3 gegen Senegal) mehren sich nun die kritischen Stimmen gegen Englands Nationaltrainer. Besonders die Boulevardmedien zeigten sich alles andere als zurückhaltend.
Tuchel selbst wollte nach der Partie keinen Anlass zur Sorge erkennen. In der WM-Qualifikation habe seine Mannschaft bislang dreimal gewonnen – und dabei noch kein Gegentor kassiert. Die Gegner hießen Albanien, Lettland und Andorra.
Die öffentliche Wahrnehmung fällt jedoch deutlich negativer aus. Kritiker, die sich bereits bei seiner Verpflichtung auf seine Herkunft konzentrierten, sehen sich nun durch sportliche Ergebnisse bestätigt.
Die Buhrufe nach dem fußballerischen Offenbarungseid im Stadion von Nottingham Forest waren laut. Und Tuchels Umgang mit dem Auftritt wurde auch nicht gutgeheißen. “Die Spieler gingen zu den Fans, um sich zu entschuldigen – er nicht”, schrieb die “Times”. Der “Independent” befand: “Es war eine traurige und erschreckende Leistung.”
Dabei sollte mit Tuchel doch endlich die Titelsehnsucht gestillt werden. Im kommenden Sommer liegt der einzige WM-Triumph 60 Jahre zurück. Die BBC wetterte nun: “Kein erkennbarer Plan. Keine Identität. Keine Verbesserung – eher ein Rückschritt – seit Sir Gareth Southgate nach der Niederlage gegen Spanien im Finale der Europameisterschaft 2024 in Berlin zurückgetreten ist.”
Dabei hatte Bayern Münchens Harry Kane (7. Minute) mit seinem 73. Tor für England die Three Lions in Führung gebracht. Ismaila Sarr (40.), Habib Diarra (62.) und Cheikh Tidiane Sabaly (90.+3) drehten die Partie aber zugunsten der Gäste. Unmittelbar nach Abpfiff hatte TV-Experte Roy Keane bei ITV festgestellt: “Irgendetwas geht verloren, das sieht nicht nach einer glücklichen Truppe aus.”
“Wir werden nicht in Panik geraten. Aber wir wissen, dass wir uns verbessern müssen”, sagte Kapitän Kane. Tuchel selbst befand: “Es ist eine Lernerfahrung – eine harte, weil wir es hassen zu verlieren, aber so ist es nun einmal”, sagte der 51-Jährige nach dem Spiel. “Wir gehen mit einem schlechten Gefühl und einer Niederlage in die lange Pause, was einfach nicht schön ist und was wir nicht wollten.”
Am Samstag hatten die Three Lions in der WM-Qualifikation nur knapp mit 1:0 bei Außenseiter Andorra gewonnen. Danach hatte es bereits Kritik an Tuchel und der Mannschaft gegeben. Wie es nach der Pause weitergeht, wird sich zeigen. Tuchel muss moderieren und klare Ergebnisse liefern. Der nächste Gegner heißt am 6. September wieder Andorra.