Viele Menschen schwören auf die Faszienrolle. Langfristige Effekte sind jedoch wenig untersucht. Was gilt es in puncto Venengesundheit zu beachten?
In den letzten Jahren hat das Training mit der Faszienrolle zunehmend Verbreitung gefunden. Die mehr oder minder feste Hartschaumrolle gibt es in unterschiedlichen Größen und Ausführungen, etwa glatt oder mit Noppen. Lesen Sie hier mehr dazu, ob Übungen mit der Faszienrolle die Venen schädigen können und für wen sich das Training mit der Hartschaumrolle eher nicht eignet.
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Faszien sind bindegewebige Strukturen, die die Muskeln wie ein Schlauch umschließen und ihn in Form halten. Faszien umgeben als feine Haut jedoch nicht nur Muskeln, sondern auch Organe, Gelenke und Nerven – und ebenso Gefäße wie Arterien und Venen. Ähnlich einem Netzwerk durchziehen sie so den gesamten Körper.
Wie bei anderem Bindegewebe sind auch Nerven und Rezeptoren Teil der Faszien. Manche Forschende glauben deshalb, dass die netzartig verknüpften Strukturen eine Art von Sinnesorgan sein könnten.
Mangelnde Bewegung soll dazu führen, dass Faszien miteinander verkleben oder gar verfilzen – und so schmerzhafte Beschwerden hervorrufen. Eindeutig erwiesen ist das bislang jedoch nicht.
Übungen mit der Faszienrolle werden diverse positive Effekte auf die Gesundheit zugesprochen. So soll ein regelmäßiges Training mit der Hartschaumrolle etwa:
- die Beweglichkeit von Gelenken verbessern.
- Muskelverspannungen und -schmerzen (wie Rückenschmerzen) lindern und vorbeugen.
- Gelenkschmerzen lindern und vorbeugen.
Das soll funktionieren, weil bei Übungen mit der Faszienrolle die Durchblutung im Gewebe zunimmt und verklebte Faszien sich lösen, wenn sie beim Rollen gegeneinander verschoben werden und sich wieder glätten. So jedenfalls die Idee dahinter.
Was Übungen mit der Faszienrolle tatsächlich bringen, ist allerdings kaum erforscht. Insbesondere Studien, die eine Wirkung beim Menschen untersuchen, fehlen. Viele Aussagen stützen sich vor allem auf Untersuchungen an Tieren – diese Ergebnisse lassen sich jedoch nicht einfach so auf den Menschen übertragen. Auch ob Faszientraining unerwünschte Nebenwirkungen haben kann, ist kaum untersucht.
Belegt scheint bislang hauptsächlich, dass Übungen mit der Faszienrolle sich positiv auf die Gelenkbeweglichkeit auswirken können – Studien zufolge jedoch möglicherweise nur kurzfristig. Auch ein Muskelkater scheint sich mit der Faszienrolle teilweise lindern zu lassen, sofern der ausgeübte Druck dabei nicht zu hoch ist.
Möglicherweise beruht die Faszientherapie mit einer Hartschaumrolle auch gar nicht auf den Faszien allein, glauben manche Fachleute. Sondern eher auf den Effekten, die der Druck auf alle daruntergelegenen Strukturen zusammen hat (wie Haut, Faszien, Muskeln, Nerven, Lymphbahnen, Blutgefäße).
Fachleute empfehlen meist, die Faszienrolle nicht direkt auf knöchernen Strukturen und Gelenken, nicht am Bauch sowie nicht auf Krampfadern oder Besenreisern anzuwenden.
Auch bei bestimmten Vorerkrankungen oder gesundheitlichen Beeinträchtigungen ist von Übungen mit der Faszienrolle eher abzuraten. Das gilt zum Beispiel für Menschen mit Diabetes sowie für Rauchende, da bei ihnen die Blutgefäße und Nerven geschädigt sein können. Von Übungen mit der Faszienrolle ist ebenfalls abzuraten bei:
- Erkrankungen, die mit einer Blutungsneigung einhergehen (Hämophilie)
- Neigung zu Krampfadern oder Besenreisern
- Erkrankungen des Lymphsystems
- Gefäßerkrankungen
- Polyneuropathie
- Thrombosen
- Wirbelgleiten
- operativ versteiften Wirbelkörpern
Bei Übungen mit der Faszienrolle entsteht großer Druck – nicht nur auf die Faszien, sondern auf alle unter der Rolle liegenden Strukturen, also auch auf Gefäße wie die Venen. Häufig wird die Faszienrolle beim Training nicht nur in eine Richtung, sondern immer hin- und herbewegt. Das halten manche Fachleute insbesondere am Bein wegen der dort gelegenen Venen für problematisch.
Die Venen im Bein transportieren das sauerstoffarme Blut zurück zum Herzen. Das gelingt mithilfe der Venenklappen, die wie eine Art Rückschlagventil verhindern, dass das Blut zurückfließt und in den Beinen versackt.
Fachleuten zufolge wäre es in puncto Venengesundheit ratsamer, die Faszienrolle am Bein immer nur in eine Richtung zu rollen – nämlich immer zur Körpermitte beziehungsweise zum Herzen hin. Auch Physiotherapeuten und -therapeutinnen lernen in der Ausbildung, dass sie immer nur in Richtung Rumpf massieren sollen.
Wird mit der Faszienrolle jahrelang am Bein in beide Richtungen gerollt, könnte das für die Venen und die dort gelegenen Venenklappen möglicherweise schädlich sein. Denn dann wird das Blut immer wieder auch gegen den venösen Strom zurückgepresst und der Rückstrom muss stärker gegenarbeiten. Das könnte auf Dauer Krampfadern fördern, insbesondere bei älteren Menschen. Wissenschaftlich untersucht ist das bislang jedoch nicht.