Die Reservierung von Zugplätzen wird teurer für Familien

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Die Entscheidung der Deutschen Bahn, die günstige Familienreservierung in ihren Fernverkehrszügen abzuschaffen, ist auf heftige Kritik gestoßen. Sowohl Vertreter von Umwelt- und Verbraucherverbänden als auch Politiker sehen darin das falsche Signal. Dabei geht es um den bisher gewährten Rabatt, der sich vor allem für kinderreiche Familien auszahlt. Bis zum Fahrplanwechsel am kommenden Wochenende kostet eine Reservierung insgesamt nur 10,40 Euro. Künftig müssen jedoch alle Reisenden, also auch die Kinder, den regulären Satz von dann 5,50 Euro je Sitzplatz zahlen. In der ersten Klasse kostet der feste Platz dann 6,90 Euro statt 6,50 Euro.

Die Kritik wies der Staatskonzern von sich: „Die Deutsche Bahn ist klar der Verkehrsanbieter mit den kinderfreundlichsten Mitnahmeregeln in Deutschland und Europa – und daran ändert sich auch in Zukunft nichts. Neun Millionen Kinder haben davon im letzten Jahr profitiert“, betonte ein Sprecher. Er spielte damit auf die Regelung an, dass Kinder bis 14 Jahre kostenlos mitreisen, sofern sie in Begleitung einer mindestens 15 Jahre alten Person sind. Er verwies darauf, dass fünf Prozent aller Fernverkehrsreisenden Familienreservierungen sind.

SPD: Bahn soll Entscheidung nochmal überdenken

„Wir wollen die Mitnahme von Kindern und Jugendlichen auch weiterhin kostenfrei anbieten. Klar ist aber auch: Angesichts der angespannten wirtschaftlichen Lage, in der wir uns aktuell befinden, müssen wir unsere Angebote wirtschaftlich tragbar gestalten.“ Dem Vernehmen nach kostet die Familienreservierung die Bahn jedes Jahr einen zweistelligen Millionenbetrag.

Während sich das CDU-geführte Verkehrsministerium mit einem Statement zurückhielt, mahnte die verkehrspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, die Entscheidung zu überdenken. „Die angekündigte Maßnahme dürfte der Bahn sehr wenig zusätzliche Einkünfte bringen und wird vor allem Familien mit mehreren Kindern besonders stark treffen“, sagte Isabel Cademartori. Das passe nicht zusammen. Sie warnte davor, dass Familien aufs Auto umsteigen könnten, um Kosten zu sparen. „Wir erwarten von der Bahn, dass sie ihr Angebot im Fernverkehr attraktiver macht und nicht ihre Fahrgäste durch unnötige Maßnahmen abschreckt.“ Auch der CDU-Abgeordnete Christoph Ploß sagte der „Rheinischen Post“, die Bahn solle ihr Vorgehen noch einmal überdenken.

Die Sparmaßnahme ist Teil eines größeren Sanierungsprogramms, das das Konzernmanagement Anfang des Jahres angestoßen hat. Dabei soll nicht nur die Pünktlichkeit und der Zustand der Infrastruktur verbessert werden, sondern auch die Wirtschaftlichkeit. Neben dem Sanierungsfall der Güterverkehrstochtergesellschaft DB Cargo ist zunehmend auch die Fernverkehrssparte unter Druck geraten: Die schlechten Pünktlichkeitswerte haben viele Kunden dazu bewegt, auf das Auto umzusteigen. Mit einer groß angelegten Angebotskampagne hat die Bahn deshalb im März versucht, die Menschen wieder zurück in die Züge zu locken. Den Verkauf ihrer Sparpreis-Tickets konnte sie so um mehr als 20 Prozent steigern. Darauf nahm auch der Verkehrsclub VCD in seiner Kritik Bezug. Er riet der Bahn, „weniger auf kurzfristige Rabattaktionen zu setzen und stattdessen das allgemeine Angebot erschwinglich zu halten“.