Keime, die gegen gängige Antibiotika resistent sind, stellen ein zunehmendes Problem dar. Nun vermelden Forscher einen dramatischen Anstieg der Zahlen.
Zur Behandlung von bakteriellen Infektionen werden traditionell Antibiotika eingesetzt. Doch je häufiger sie eingesetzt werden, desto größer wird die Gefahr, dass bei jeder Gabe Bakterien, die resistent gegen das eingesetzte Mittel sind, durch Mutationen überleben können. Die Folge: Das Antibiotikum wirkt nicht mehr.
Rund 1,3 Millionen Todesfälle pro Jahr sind laut aktuellen Schätzungen weltweit direkt auf antimikrobielle Resistenz zurückzuführen. In Deutschland sind es bis zu 9.700 Todesfälle.
Seit den 1990er-Jahren wird die Entwicklung der Antibiotikaresistenzen systematisch erfasst. Einige Keime – wie etwa der berüchtigte Krankenhauskeim (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus – MRSA) sind bereits multiresistent, also gegen mehrere Antibiotika unempfindlich. Die Weltgesundheitsorganisation WHO benennt die Zunahme dieser Keime, die nur noch schwer oder gar nicht mehr behandelbar sind, als eine der größten Bedrohungen für die menschliche Gesundheit. Die letzte Hoffnung bleiben oft sogenannte Reserveantibiotika.
Zunehmende Wirkungslosigkeit beobachten Wissenschaftler nun auch bei einer bestimmten Klasse der Reservemedikamente. Carbapeneme werden eingesetzt bei (schweren) Infektionen etwa mit Darmbakterien wie E. coli, Staphylokokken (lösen verschiedene Erkrankungen wie Lungenentzündungen, Hautausschläge oder Blutvergiftungen aus) oder Streptokokken (verantwortlich etwa für Mandelentzündungen, Fieber, Husten usw.).
Immer mehr Bakterien sind in der Lage, diese Antibiotika zu deaktivieren. Im Jahr 2024 zeigten über 61 Prozent der beim Nationalen Referenzzentrum (NRZ, eine Einrichtung des Robert Koch-Instituts) eingereichten Isolate bestimmter Darmbakterien eine hohe Resistenz gegen Carbapeneme. Im Jahr 2021 waren es noch knapp 44 Prozent.
Für hospitalisierte Patienten stellen antibiotikaresistente und vor allem auch multiresistente Keime eine akute Lebensgefahr dar, warnt das NRZ. Es gebe oft kaum noch wirksame Behandlungsoptionen.