Das Ifo-Institut blickt trotz des Handelskonfliktes mit den USA optimistischer auf die deutsche Wirtschaft. Diese werden im laufenden Jahr um 0,3 Prozent und 2026 um 1,5 Prozent wachsen, heißt es in der am Donnerstag veröffentlichten Sommerprognose. Im Frühjahr waren nur 0,2 und 0,8 Prozent vorausgesagt worden. 2024 und 2023 war Europas größte Volkswirtschaft jeweils leicht geschrumpft. „Die Krise der deutschen Wirtschaft hat im Winterhalbjahr ihren Tiefpunkt erreicht“, sagte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. „Ein Grund für den Wachstumsschub sind die angekündigten Fiskalmaßnahmen der neuen Bundesregierung.“
Im ersten Quartal 2025 hat die Wirtschaftsleistung mit 0,4 Prozent überraschend kräftig zugelegt. Dies habe vor allem an vorgezogenen Exporten in die USA vor Inkrafttreten der höheren Zölle gelegen, so das Institut. Aber auch der private Konsum und die Investitionen konnten erneut zulegen. Gleichzeitig hellte sich seit Jahresbeginn die Stimmung unter den Unternehmen auf: Das Ifo-Geschäftsklima – das durch eine Befragung von 9000 Managern ermittelt wird – verbesserte sich zuletzt fünf Monate in Folge. „Der zunehmende Optimismus speist sich vermutlich auch aus der Hoffnung, dass mit der neuen Koalition der wirtschaftspolitische Stillstand endet und es im Handelsstreit mit den USA zu einer Einigung kommen wird“, sagte Wollmershäuser.
Höhere Ausgaben für Infrastruktur und Verteidigung
Die neue Bundesregierung plant höhere Infrastruktur- und Verteidigungsausgaben sowie Entlastungen durch beschleunigte Abschreibungen, Steuersenkungen, niedrigere Netzentgelte und eine höhere Pendlerpauschale. Die Impulse beziffert das Ifo-Institut in seiner Konjunkturprognose mit zehn Milliarden Euro im laufenden Jahr, 2026 sollen es dann 57 Milliarden Euro sein. Dadurch dürfte das Wachstum in diesem Jahr um 0,1 und im kommenden Jahr um 0,7 Prozentpunkte höher ausfallen.
Konjunkturrisiken sehen die Forscher vor allem von der US-Handelspolitik ausgehen. Die bereits verhängten Importzölle werden – sollten sie auf dem jetzigen Niveau bleiben – das Wirtschaftswachstum in diesem Jahr um 0,1 und 2026 um 0,3 Prozentpunkte beeinträchtigen. „Bei einer Einigung im Handelskonflikt könnte das Wachstum in Deutschland höher ausfallen, bei einer Eskalation könnte eine erneute Rezession drohen“, hieß es.
Die Inflationsrate wird der Prognose zufolge 2025 bei 2,1 Prozent liegen. Für 2026 wird ein Rückgang auf 2,0 Prozent erwartet. Die Arbeitslosenquote soll in diesem Jahr zunächst auf 6,3 Prozent steigen, 2026 aber auf 6,1 Prozent sinken.