Verhandeln über die Zukunft der Menschheit

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Von den Weiten des Wattenmeeres bis in die Dunkelheit der Tiefsee, von quirligen tropischen Riffen bis zu den kargen Unterwasserhabitaten an den Polen: Mit einer durchschnittlichen Tiefe von 3,7 Kilometern stellt der Ozean die dünne Schicht des Lebens, wie sie mit Wäldern, Savannen und Flussauen die Landfläche überzieht, weit in den Schatten. Nur drei Prozent des Wassers auf der Erde fließt oder steckt als Süßwasser in Flüssen, Seen, Eismassen. Der allergrößte Teil steckt im Meer. Der gesamte Ozean bedeckt nicht nur 71 Prozent der Oberfläche, er umfasst oberhalb der Erdkruste 99 Prozent des belebten Raums, der Biosphäre, unseres Planeten. Eigentlich müsste die Erde „Mare“ heißen.




Wir Menschen atmen Sauerstoff, den die Algen des Ozeans freigesetzt haben, und essen Fische, die noch kurz zuvor im Meer geschwommen sind. Wir genießen gemäßigte Temperaturen, die der kühlenden und dämpfenden Wirkung des Wasserkörpers zu verdanken sind, und verbringen Urlaube am Strand. Die Wirtschaftsleistung, die in Form von Fischerei, Schifffahrt und Rohstoffen aus dem Ozean kommt, ist mit 2,6 Billionen US-Dollar riesig. Wäre der Ozean ein Land, würde er zu den führenden zehn Volkswirtschaften der Welt gehören. 500 Millionen Menschen leben den Vereinten Nationen zufolge mindestens teilweise von Fischerei entlang der Küsten.






Menschlicher Einfluss auf marine Ökosysteme: 2003 vs. 2013

Menschliche Aktivitäten wie Fischerei, Schifffahrt und Nährstoffeintrag stellen Stressfaktoren für Meeresökosysteme dar. Diese Kartenanwendung vergleicht die kumulierte Intensität dieser Belastungen im Jahr 2003 und 2013 weltweit.


2003:

Screenshot der Karte


2013:

Screenshot der Karte


Menschlicher Einfluss auf marine Ökosysteme

Legende der Karte

0.001 – 0.38

0.381 – 0.6

0.601 – 0.76

0.761 – 0.88

0.881 – 1.01

1.011 – 1.13

1.131 – 1.25

1.251 – 1.4

1.401 – 1.67

1.671 – 2.2

2.201 – 15.381

Quelle: Esri Living Atlas (livingatlas.arcgis.com); Melanie Frazier. (2019). Recent pace of change in human impact on the world’s ocean: Cumulative impacts. Knowledge Network for Biocomplexity. doi:10.5063/F12B8WBS.


Doch es gehen gewaltige Veränderungen im Ozean vor sich. „Oberhalb der Wasseroberfläche haben wir keine Ahnung, was da unten passiert“, sagt der britische Naturkundler David Attenborough. Im Alter von 99 Jahren versucht der legendäre Filmemacher das mit „Ocean“ zu ändern. Sein Spätwerk startete vor Kurzem in den Kinos – und transportiert mit überwältigenden Bildern, wie wichtig, vielfältig und schön der Lebensraum Meer ist. Es geht auch darum, wie sehr alle Landbewohner bedroht sind, wenn es dem Ozean schlecht geht – auch die Menschen, die weitab der Küsten leben.

Attenboroughs Film erscheint pünktlich zur dritten globalen Ozeankonferenz der Vereinten Nationen, die vom 9. bis zum 13. Juni Tausende Delegierte aus aller Welt im südfranzösischen Nizza zusammenbringt. Die Gastgeberländer Frankreich und Costa Rica konfrontieren die anreisenden Politiker, Wirtschaftsvertreter mit einer alarmierenden Diagnose: Im Ozean laufe eine „dreifache planetarische Krise“ aus Klimawandel, Verlust der biologischen Vielfalt und Verschmutzung. Das Weltmeer befinde sich „in einer Notlage“, schreiben sie in ihrer Einladung. Was die Menschheit bisher getan habe, um den Lebensraum zu schützen, reiche „weder vom Tempo noch vom Umfang her aus“. Die Ozeankonferenz soll in einer Zeit, in der es einen Flächenbrand an Konflikten und politischen Umbrüchen gibt, die Aufmerksamkeit in die nassen Tiefen des Planeten lenken.




Das Spektrum der Veränderungen und Bedrohungen ist groß: Der Ozean wird durch den menschengemachten Klimawandel bis in tiefe Schichten wärmer. Dadurch steigt der Meeresspiegel – und vielen Arten wird es zu heiß. Neuesten Messungen der US-Ozeanbehörde NOAA zufolge hat die seit Januar 2023 laufende vierte von Wissenschaftlern beobachtete weltweite Korallenbleiche 84 Prozent der Riffgebiete erfasst – ein neuer Rekord.






Die industrielle Fischerei bringt viele Arten an ihre Grenzen. Mit Flüssen strömen riesige Mengen Düngemittel, Schwermetalle und Plastik ins Meer. Plastikteilchen sind so allgegenwärtig, dass vielerorts der Nachwuchs von Seevögeln an ihnen zugrunde geht. Auch der menschliche Hunger nach Energie und Rohstoffen bedroht den Ozean. Zu Gefahren durch die Öl- und Gasförderung kommen neue Risiken durch Tiefseebergbau hinzu.

An Bekenntnissen und Vereinbarungen zum Meeresschutz fehlt es eigentlich nicht. 2022 einigten sich die Staaten der Erde im kanadischen Montreal auf den globalen Naturschutzvertrag, der vorsieht, dass 2030 dreißig Prozent der Meeresfläche unter wirksamem Schutz stehen und dann Chemikalien und Plastik nur noch in unschädlichen Mengen ins Wasser gelangen sollen. Für die Meeresflächen jenseits nationaler Gewässer gibt es seit Mitte 2023 ein eigenes UN-Hochseeschutzabkommen mit dem Ziel, die Vielfalt des Lebens zu bewahren.

Sogar die Welthandelsorganisation (WTO) ist in den Meeresschutz eingestiegen und hat ihren Mitgliedstaaten das Versprechen abgerungen, alle umweltschädlichen Fischereisubventionen zu beenden. Anfang Mai richtete die Bundesregierung in Berlin die erste Nationale Meereskonferenz aus. Die scheidende Bundesumweltministerin Steffi Lemke pries die Meere als „Lebensgrundlage für uns Menschen“, ihr frisch ernannter Nachfolger Carsten Schneider versprach, auch für ihn werde der Meeresschutz Priorität haben.

Die zwei Meere, für die Deutschland direkt Verantwortung trägt, zeigen im Miniaturmaßstab, wie groß die Probleme sind. Nordsee und Ostsee sind Hotspots der ökologischen Krise.



„Die Ostsee ist zur Todeszone geworden.“

Jérôme Kaiser und Juliana Ivar Do Sul vom Leibniz-Institut für Ostseeforschung in Warnemünde



In der vom Ozean fast abgeschlossenen Ostsee sammeln sich die Abwässer der industriellen Landwirtschaft. Stickstoff und Phosphor im Übermaß lassen Algen blühen. „Die Ostsee ist zur Todeszone geworden“, diagnostizieren Jérôme Kaiser und Juliana Ivar Do Sul vom Leibniz-Institut für Ostseeforschung in Warnemünde. Die Veränderungen sind so dramatisch, dass die Sedimente im Meeresboden noch in ferner Zukunft davon zeugen werden: Von Mitte der Fünfzigerjahre an sind die geologischen Ablagerungen schlagartig dunkler geworden, weil so viel Biomasse abgestorben ist und sich mangels Sauerstoff nicht zersetzt hat.

Die Nordsee galt über Jahrhunderte als raue und gefährlich häufig tosende Wildnis. Unsere Vorfahren errichteten Deiche, um sie sich vom Leib zu halten. Nur für Handel und Fischerei wagte man sich hinaus. Doch heutige Landkarten des Meeres spiegeln wider, dass inzwischen jeder Quadratmeter genutzt und verplant ist. Den Meeresboden haben Fischer mit Schleppnetzen mehrfach umgepflügt, zudem ist er mit Bohrlöchern für fossile Brennstoffe übersät. Seit dem Zweiten Weltkrieg ticken auf dem Grund der Nordsee Hunderttausende Tonnen chemischer Zeitbomben, denn zur systematischen Bergung und Entsorgung von Munitionsresten gibt es 80 Jahre nach Kriegsende lediglich ein paar Pilotprojekte.

Die sichtbarsten Veränderungen bringt der Kampf gegen die Erderwärmung mit sich: Offshore-Windräder, Wasserstofferzeugung, Stromleitungen, Kohlendioxidspeicher und künstliche Energie-Inseln werden das Meer in Zukunft prägen. Laut dem Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie wird 2045 rund ein Viertel der Nordsee zum Windkraftpark umgewandelt und der Rest des Meeres von Pipelines und Stromleitungen durchzogen sein

Die zahlreichen Eingriffe ließen sich nur durch verstärkten Schutz großer Flächen ausgleichen, mahnen Umweltschutzorganisationen. Eine erste umfassende deutsche Meeresschutzstrategie, die zu diesem Ziel führen soll, hat die Ampelkoalition angekündigt, aber nicht beschlossen. Das Amt des Meeresschutzbeauftragten, dessen Aufgabe es war, diese Strategie zu entwickeln, hat die neue Bundesregierung bei ihrer ersten Sitzung gestrichen.

Die ökologische Krise vor den deutschen Küsten ist nur ein kleiner Ausschnitt dessen, was im riesigen Ozean passiert. Wenn sich nun beim UN-Ozeangipfel in Nizza Tausende Politiker, Wissenschaftler, Wirtschaftsvertreter, Indigene und Umweltschützer treffen, um über die Zukunft des Ozeans zu beraten, geht es für die Menschheit ums Ganze, um Überlebensfragen. Meeresschutz, lautet die große Botschaft der UN-Konferenz, ist vor allem auch Menschenschutz.




Krise durch Hitze und CO2


Seit Beginn der industriellen Revolution nimmt der Ozean einen erheblichen Teil des Kohlendioxids auf, das Menschen in die Atmosphäre gepustet haben: Rund ein Viertel bis ein Drittel aller menschlichen CO2-Emissionen, schätzen Wissenschaftler, werden aus dem Verkehr gezogen, indem sich das Gas im Wasser löst. Ohne diesen Effekt wäre die Erderwärmung von derzeit 1,5 Grad Celsius im Vergleich zur vorindustriellen Zeit noch stärker.

Doch die CO2-Aufnahme hat gravierende Folgen: Der Ozean ist bereits um 40 Prozent saurer geworden. Die Kohlensäure greift die Kalkstrukturen von Korallen, Algen und anderen Meereslebewesen an. Unklar ist zudem, wie lange der Ozean noch eine Kohlenstoff-Senke bleiben wird. Modelle gehen zwar von einer zunehmenden CO2-Aufnahme aus. Diese hängt aber von vielen Faktoren ab, etwa davon, dass das Plankton so reagiert wie erhofft.

Nicht nur Kohlendioxid, sondern auch rund 90 Prozent der zusätzlich von der Atmosphäre eingefangenen Wärme hat der Ozean laut IPCC bereits aufgenommen. Die Oberflächentemperatur der Nordsee lag laut Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie in der Deutschen Bucht im Jahr 2024 um 1,5 Grad Celsius über dem langjährigen Mittel – ein neuer Rekord. Die Hitzewelle im globalen Ozean, die 2023 und 2024 prägte, ist Klimaforschern zufolge ein Vorgeschmack auf die Zukunft. Im warmen Meer wird das Eis an den Polen beschleunigt schmelzen, der Meeresspiegel wird schneller steigen. Gerade hat ein britisch-amerikanisches Wissenschaftlerteam gewarnt, dass die bisher erreichte Erderwärmung bereits ausreicht, um Küstenstädte regelmäßig zu überschwemmen und Millionen Menschen ihrer Heimat zu berauben.








Lösungen

CO2-Entsorgung

Das Meer für technische CO2-Beseitigung zu nutzen, ist umstritten. Beim „Carbon Capture and Storage“, wie es die Bundesregierung in der Nordsee verwirklichen will, fangen Firmen das Gas technisch ab und bringen es per Schiff oder Pipeline zu sogenannten Injektionsstellen. In Tiefen zwischen 800 und einigen tausend Metern soll vor allem poröser Kalkstein das Treibhausgas aufnehmen. Kritiker warnen, dass Leckagen die sensible Meeresumwelt gefährden könnten.

Grüne Helfer

Mangroven, Seegras- und Salzwiesen können der Atmosphäre viel CO2 entziehen. Beide Lebensräume haben in den vergangenen Jahrzehnten stark gelitten. Küstenwälder aus Mangroven mussten Bauprojekten weichen, Seegras- und Salzwiesen fielen chemischer Verschmutzung und Ankern zum Opfer. Diese Ökosysteme bedecken zwar nur zwei Prozent der Ozeanfläche, speichern aber die Hälfte des Kohlenstoffs in Sedimenten, zeigt eine aktuelle Studie internationaler Forscher. Sie zu schützen und zu regenerieren, würde erhebliche Mengen CO2 aus der Atmosphäre entfernen – und die Biodiversität stärken.




Krise durch die Zerstörung des Lebensraums


Die Vielfalt im Ozean ist noch weitgehend unerforscht. Forscher hoffen, in den unbekannten Organismen neue Ansätze für Medikamente, Therapien und technische Materialien aufzuspüren. Aber nicht nur die Zahl der Arten, auch die Vielfalt der Lebensräume ist enorm. Entlang der Küsten bieten Seegraswiesen und Korallenriffe dem Nachwuchs von Fischen Schutz, bewahren Mangrovenwälder das Land vor Erosion, bieten Lagunen Zugvögeln Refugien. Und in der Tiefsee ist ein Ökosystem entstanden, das völlig ohne Licht und Luft auskommt.




Doch die marine Biodiversität ist an all diesen Orten bedroht, wie Korallenriffe exemplarisch zeigen. Dem Weltbiodiversitätsrat zufolge ist ihre Ausdehnung seit 1870 bereits um die Hälfte geschrumpft. 1998 beobachteten Wissenschaftler zum ersten Mal eine globale Korallenbleiche, es folgten vier weitere, zuletzt Anfang 2023. Damals waren 83 Prozent der Riffgebiete betroffen. Bei Bleichen stirbt ein Teil der Korallen ab, ein anderer Teil kann sich erholen. Je häufiger Bleichen auftreten und je länger sie andauern, desto schwieriger wird die Regeneration. Bis zum Ende des Jahrhunderts, warnt der Weltbiodiversitätsrat IPBES, könnten die Korallenriffe weitgehend verschwunden sein. Das Beispiel zeigt: Der Mensch schadet der biologischen Vielfalt – reparieren lässt sie sich nicht.




Lösungen

Blue Economy

Die Nutzung des Ozeans wird in den kommenden Jahren zunehmen. Unternehmen treiben dabei auch den Meeresschutz voran, indem sie ausgediente Fischernetze recyceln und Strategien für nachhaltigen Fischfang entwickeln. Die „Blue Economy“ umfasst auch Schifffahrt, Energiewirtschaft, Häfen und Tourismus. Etwa wenn beim Ausbau von Offshore-Windanlagen Seevögel und Meeresbewohner geschont oder Schiffe mit klimaneutralen Antrieben ausgestattet werden müssen.

Mehr Schutzgebiete

Die Meeresschutzgebiete wachsen, 8,4 Prozent des Ozeans stehen mittlerweile formal unter Schutz, Fischbestände erholen, beschädigte Biotope regenerieren sich. Zum Ziel der Staatengemeinschaft, 30 Prozent des Meeres bis 2030 unter Schutz zu stellen, fehlt allerdings noch eine zusammengenommen 8800 mal 8800 Kilometer große Fläche. Der Gegenwind wächst: In den USA hat Präsident Trump in einem Schutzgebiet im Pazifik die Fischerei wieder erlaubt. In Deutschland klagen Fischer vor Gericht gegen Einschränkungen.






Mehr Forschung

Ohne Meeresforscher wüsste die Menschheit kaum etwas über den Ozean. Inzwischen gibt es 4000 sogenannte Argo-Floats im Ozean, die in einem festen Rhythmus zwischen Oberfläche und großen Tiefen pendeln und Daten übermitteln. Fischerei- und Cargoschiffe sind mit wissenschaftlichen Messgeräten ausgestattet. Dennoch sind erst 26 Prozent des Meeresbodens kartiert. Weltweit fließen weniger als zwei Prozent der Wissenschaftsausgaben in die Meeresforschung.

Verbot von Subventionen

Zehn Kilo Meeresfisch isst der durchschnittliche Erdenbürger pro Jahr. Doch viele Fischereipraktiken schaden der Meeresumwelt. 38 Prozent der registrierten Fänge stammen aus Beständen, die zu stark genutzt werden, um sich natürlich zu erholen. Einen erheblichen Fortschritt stellte im Jahr 2022 die Einigung bei der Welthandelsorganisation (WTO) dar, dass die Mitgliedstaaten illegalen Fang in übernutzten Beständen in Hochseegebieten nicht mehr subventionieren dürfen. Was fehlt, sind wissenschaftlich begründete Fangquoten.






Krise durch Plastik und Dreck


Die Plastikverschmutzung des Ozeans ist enorm, rund vierzehn Millionen Tonnen Plastikmüll strömen jährlich über Flüsse ins Meer, zerlegen sich in immer kleinere Fragmente. In manchen Meeresgebieten sind durchschnittlich 60 Prozent der Fische mit Plastik belastet. Bei Seevögeln gelangt es über Nester und Nahrung in die Jungtiere. Es schadet nicht nur ihrem Magen, der Leber und den Nieren: Mikroplastik gelangt auch in ihr Gehirn und löst neurodegenerative Erkrankungen aus. Die Chemie des Ozeans verändert sich auch durch große Mengen an Dünger aus der industriellen Landwirtschaft, die Flüsse mit sich tragen. Die Ostsee ist nur eine von weltweit zwischen 400 und 700 sogenannten „Todeszonen“, in denen übermäßiges Algenwachstum dem Meer den Sauerstoff geraubt und es zum Umkippen gebracht hat. Im Golf von Mexiko, rund um Japan und im Golf von Oman gibt es ähnliche Probleme. Die Schifffahrt, vor allem Cargoschiffe, trägt erheblich zur Meeresverschmutzung bei.




Globale Schiffsdichte

Diese Karte zeigt, wie viele Schiffe zwischen Januar 2015 und Februar 2021 ihre Position in einem bestimmten Meeresbereich gemeldet haben. Sie gibt so Aufschluss über die räumliche Verteilung und Intensität der weltweiten Schifffahrtsaktivität.

Screenshot der Karte


Alle Schiffe

Legende der Karte

Hoch: 50.000.000

Niedrig: 1

Quelle: Esri Living Atlas (livingatlas.arcgis.com);
Global Ship Density – All Vessels: World Bank Group, IMF




Lösungen

Vertrag gegen Müll

Seit 2022 verhandeln Mitgliedstaaten der UN Environment Assembly über ein Abkommen, um den Plastikstrom ins Meer deutlich zu reduzieren. Mögliche Ansätze: Plastik durch biologisch abbaubare Stoffe und Einweg- durch Mehrwegprodukte zu ersetzen, Müll konsequent von der Umwelt fernzuhalten und das Recycling auszubauen. Selbst in der EU werden bisher von rund 16 Millionen Tonnen Plastikmüll pro Jahr nur knapp sieben Millionen wiederverwertet. Noch ist das UN-Plastikabkommen nicht unter Dach und Fach. Im August gehen die Verhandlungen in der Schweiz in ihre entscheidende Phase.



Quelle: CSIRO, Universität Toronto, International Union for Conservation of Nature (IUCN), CleanHub; Bilder: F.A.Z.






Präzise Landwirtschaft

80 Prozent des Stickstoffs und des Phosphors aus landwirtschaftlichem Dünger landen im Meer und führen dort zu Todeszonen – eine teure Verschwendung. Agrarkonzerne und Landwirte setzen deshalb auf Präzisionsdüngung, bei der auch Drohnen und KI zum Einsatz kommen. Wasserbetriebe fällen Phosphor in speziellen Anlagen aus, um ihn wiederzuverwerten. Laut dem Montrealer Naturschutz-Abkommen soll die Belastung der Ökosysteme mit überschüssigem Stickstoff und Phosphor bereits bis 2030 deutlich sinken.






Bergbau in der Tiefsee

Am Boden vieler Meeresgebiete lagern große Mengen metallischer Rohstoffe, die für die Hightech-Wirtschaft von großer Bedeutung sind. Schon länger werden Szenarien für einen Abbau entwickelt, doch die Mitgliedstaaten des UN-Seerechtsabkommens wollen zuerst Umweltverträglichkeitsprüfungen einholen.

Am 24. April unterzeichnete jedoch Präsident Trump ein Dekret, dem zufolge die USA den Tiefseebergbau vorantreiben sollen. Angestrebt werde eine „amerikanische Dominanz“ bei der Gewinnung mineralischer Rohstoffe aus dem Meer für Militär, Infrastruktur und Energieerzeugung. Besonders interessant ist ein Gebiet zwischen Hawaii und Mexiko, die sogenannte Clarion-Clipperton-Zone. Umweltschützer und Forscher warnen vor irreversiblen ökologischen Schäden durch den Tiefseebergbau.

Macht und Interessen

Der Ozean ist Schauplatz internationaler Spannungen und kriegerischer Auseinandersetzungen. Brennpunkte dieses Ringens sind die Arktis, das Rote Meer und die Seegebiete zwischen China und Australien. Aber auch Militärstützpunkte auf kleinen Inseln sind wichtig, etwa Diego Garcia an der Südostspitze Afrikas, das die USA als Hub nutzen, um überall auf der Welt binnen 24 Stunden Krieg führen zu können. China baut mittlerweile kleine Felsen im Meer zu künstlichen Inseln mit Marinestützpunkten aus.

Auch die Infrastruktur im Meer wird im Rahmen der sogenannten hybriden Kriegsführung angegriffen: Unterseekabel zur Kommunikation sind besonders gefährdet. Werden Gasleitungen und Ölplattformen zum Ziel, drohen zudem große Umweltschäden. Die gewaltigste Macht im Meer haben indes die bis zu 45 Atom-U-Boote aus sieben Nationen, die ständig in den Tiefen kreuzen. Sie sind ausgestattet mit Raketen, die jeweils Millionen Menschen töten können.