Deutsche Maschinenbauer stecken in der Sackgasse

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In den vergangenen Jahren durfte man sich über den deutschen Maschinenbau, wenn es um China ging, aus guten Gründen wundern. Marktgröße schlägt Dauerbenachteiligung – mit dieser Haltung wurden allerlei Zumutungen hingenommen. Die geballte Faust in der Tasche war weit verbreitet in Verband und Unternehmen, und keiner wäre auf die Idee gekommen, sie herauszuholen und zurückzuschlagen angesichts der ungleichen Bedingungen auf dem chinesischen und europäischen Markt. China als Abnehmer deutscher Produkte war stets zu wichtig, um aufzubegehren. Vieles wurde achselzuckend hingenommen: höhere Hürden für den Markteintritt, die staatliche Mästung chinesischer Konkurrenzunternehmen, eine halsbrecherische Preispolitik, Produktpiraterie und einiges mehr.

Aber der Wind hat sich gedreht, die deutschen Maschinenbauer gehen mit einem Positionspapier und einer neuen Strategie gegenüber China in die Offensive. Das ist inhaltlich nachvollziehbar, zwingt die Protagonisten aber zum verbalen Spagat: Die neue Härte ist verbunden mit der Beteuerung, ordnungspolitisch und freihändlerisch ganz die Alten zu sein – obwohl der Staat unverblümt wie selten um Hilfe gebeten und um Durchgriff gegenüber China angehalten wird.

Das passt nicht zum Grundverständnis und zur gelebten Praxis der exportstarken Maschinenbauer, deren Credo immer lautete: Wir kommen, dank technischer Finesse und Überlegenheit, schon allein klar. Schutzzölle oder Exportverbote, die jetzt im Gespräch sind, gehörten nicht zum Stammvokabular der Branche, die endlich mit gleichen Waffen kämpfen will. Kritik an diesem Kurswechsel fällt leicht. Aber wenn schon die deutsche Autoindustrie mit ihren riesigen Konzernen unter dem Druck der chinesischen Systemrivalen ächzt, wie soll dann der mittelständische Maschinenbau dagegenhalten?

Unternehmen, die durchschnittlich 100 bis 200 Beschäftigte haben und auf den Weltmärkten normalerweise gut klarkommen, sind ein gefundenes Fressen für chinesische Wettbewerber, die – staatlich gepäppelt und für den Weltmarkt fit gemacht – in Europa Möglichkeiten haben, die ihren deutschen Widersachern in China verwehrt sind. Der aktuelle Hilfeschrei erfolgt in einer Sackgasse, aus der die Maschinenbauer aus eigener Kraft nicht mehr herauszukommen glauben. Diese Selbsteinschätzung ist ungewohnt. Aber sie ist auch – was entscheidender ist – realistisch und nicht mehr naiv.