Die Ansprüche werden bescheiden. Nach zwei Jahren der Rezession erfreut schon die Nachricht, dass die deutsche Wirtschaftsleistung in diesem Jahr minimal zulegen könnte. Ob um 0,1 oder um 0,4 Prozent, wie es Institute oder Finanzhäuser prognostizieren, ist dabei egal. Die übliche Fehlermarge von Konjunkturprognosen ist groß.
Ein belastbarer Unterschied zur Stagnation oder Rezession der vergangenen Jahre ist mit den neuen Prognosezahlen noch nicht verbunden. Es braucht nur eine unglückliche Fehlentwicklung wie einen eskalierenden Handelsstreit mit den Vereinigten Staaten, um Deutschland in die Rezession zurückfallen zu lassen.
Wachstumsraten als Hoffnungswerte
Positiv ist, dass die Wirtschaft im Winterhalbjahr einen Tiefpunkt erreicht hat und es von nun an wieder aufwärtsgehen könnte, maßvoll aufwärts. Die neue Regierung kann sich das – bislang – nur zu einem kleinen Teil auf die Fahnen schreiben. Sie hat nach den Streitjahren der Ampelkoalition ein wenig Ruhe in die Wirtschaftspolitik gebracht und erhält einen Vertrauensvorschuss der Unternehmen.
Die großen Aufgaben aber liegen noch vor ihr. Die für 2026 prognostizierten Wachstumsraten von bis zu 1,5 Prozent sind nur Hoffnungswerte. Sie ruhen weitgehend auf der Erwartung, dass die Regierung schuldenfinanziert mehr Geld in die Verteidigung und in die Infrastruktur pumpt. Dass so ein konjunkturelles Strohfeuer ausgelöst werden wird, ist wahrscheinlich. Für die Zukunft gewonnen ist damit noch nicht viel.
Viel Geld dürfte versickern, weil die Preise steigen und im Volumen an Straßenbrücken, Schienen oder Panzern wenig gewonnen wird. Dringender für einen dauerhaften Wachstumsschub ist ohnedies, dass Arbeiten und Investieren sich wieder mehr lohnt.
Unter anderem sind dazu dauerhafte und große Steuersenkungen nötig, aber ebenso ein entschiedener Kehraus von Regulierungsmüll. Friedrich Merz dürfte sich an der SPD da noch die Zähne ausbeißen. Der Hauch von Wachstumszuversicht ist eben nur das: ein Hauch, der schnell vergehen kann.
