«Ein kleiner Piks» – Junge Blutspender werden gesucht

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Demografischer Wandel

“Ein kleiner Piks” – Junge Blutspender werden gesucht

Aktualisiert am 13.06.2025 – 08:49 UhrLesedauer: 3 Min.

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Das DRK bietet an vielen Orten Blutspendetermine an. (Archivbild). (Quelle: Oliver Berg/dpa/dpa-bilder)

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Mit den Babyboomern scheidet die aktivste Blutspender-Gruppe in den kommenden Jahren aus. Eine ähnlich engagierte Gruppe ist bisher nicht in Sicht.

Mittlerweile zähle er mit, sagt Torben Schwanke. 113 Mal hat der 44-Jährige aus Werder (Havel) bereits Blut gespendet, sehr viel für das relativ junge Alter. Stolz sei schon ein wenig dabei, sagt Schwanke im Gespräch mit der dpa – das gute Gefühl, Menschen mit der Spende helfen zu können.

Angefangen habe er mit 19 Jahren, noch während der Schulzeit, da habe es eine Spendenaktion gegeben, erzählt Schwanke. “Das war die Möglichkeit, dem Matheunterricht mal fernzubleiben.” Die Krankenschwester damals habe eine sogenannte Blutspende-Ehrennadel gehabt, eine Ehrung für regelmäßige Blutspender in Form eines Abzeichens. Die habe ihm gefallen, und er sei drangeblieben, mit wenigen Ausnahmen wegen Auslandsaufenthalten oder Operationen.

“Es ist eine tolle Sache”, sagt Schwanke, der regelmäßig in Potsdam spendet. “Ein kleiner Piks. Und wenn man mit 20 oder 30 Minuten Zeit Menschen helfen kann, das ist ja kein großer Aufwand.” Außerdem bekomme er dadurch regelmäßig seine Blutwerte kontrolliert.

Blutspenden werden nach Angaben des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) etwa bei Unfällen, Krebs- oder Herzerkrankungen gebraucht sowie bei Erkrankungen des Magens, Darms, der Leber oder Nieren, außerdem bei Knochen- und Gelenkkrankheiten oder Komplikationen bei der Geburt. Ohne sie sind viele Operationen und andere Behandlungen nicht möglich. Gleichzeitig sind Blutpräparate begrenzt haltbar.

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Blutpräparate liegen in Kühlschränken im Zentrallabor des DRK-Blutspendedienstes (Quelle: Henning Kaiser/dpa/dpa-bilder)

In Deutschland habe es im vergangenen Jahr knapp über 3 Millionen Spendenwillige gegeben, von denen aber nicht jeder spenden durfte, sagt der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der DRK-Blutspendedienste, Georg Götz. Letztendlich seien es knapp über 2,8 Millionen Menschen gewesen, die Blut gespendet haben – bei einer Gesamtbevölkerung von mehr als 83 Millionen. “Das ist natürlich eine Relation, die man sich vor Augen führen muss”, sagt Götz im Vorfeld des Weltblutspendetags an diesem Samstag.

“Jeder aktive Blutspender kam im vergangenen Jahr deutschlandweit rund zweimal zum Blutspenden”, sagt Götz. Aus seiner Sicht ist mehr wünschenswert.

Täglich würden etwa 15.000 Blutspenden benötigt. Pro Tag veranstalte das DRK mehr als 180 Blutspendetermine. Dabei gebe es im Schnitt etwa 77 Spenderinnen und Spender, “das ist ein bisschen rückläufig”, sagt Götz. In den Sommermonaten werde zudem weniger gespendet. Zusätzlich gibt es Blutspenden von privaten Anbietern und Unikliniken.

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Pro Tag werden etwa 15.000 Blutspenden benötigt. (Archivbild) (Quelle: Daniel Bockwoldt/dpa/dpa-bilder)

Es sei zunehmend schwieriger, in der Gesamtgesellschaft mit einem Thema wie der Blutspende durchzudringen, sagt Götz. Auf dem Land würden die Leute sich gegenseitig mobilisieren, “die gehen zum Teil in Gruppen, im Freundeskreis, über die Vereine”. In der Stadt lebten die Menschen distanzierter, sozial anonymer, das merke man auch an den Blutspenden. Generell werde in den Sommermonaten weniger gespendet als zu anderen Jahreszeiten.

In den kommenden Jahren stehe außerdem ein Generationenwechsel an, sagt Götz. “Die Generation der Babyboomer ist hier sehr aktiv.” Die spendenstarke Generation werde aber alters- und krankheitsbedingt nach und nach ausscheiden, manche verbringen ihre Rente möglicherweise auch woanders, nicht in der sozialen Umgebung, in der sie bisher Blut gespendet haben. Das DRK geht daher davon aus, dass der Mangel, den es immer wieder an Blutspendern gibt, sich vergrößert.

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Die weißen Blutkörperchen (Leukozyten) werden im Zentrallabor des DRK-Blutspendedienstes aus den Blutkonserven herausgefiltert. (Quelle: Henning Kaiser/dpa/dpa-bilder)