Der Fortschritt soll eine Schnecke sein? Dann aber eine mit Raketenantrieb. Den meinten wir im Kreuz zu spüren, als wir kürzlich eine Testfahrt mit einem Tesla machen durften, der sage und schreibe so stark war wie 1020 Pferde. Bei einer solchen Elektropower hat selbst mancher Achtzylinder Mühe mitzuhalten, jedenfalls bis 270.
Man soll zwar nicht von der Maschine auf den Menschen schließen, aber seit diesem Ausflug mit dem Muskmobil meinen wir ein kleines bisschen besser zu verstehen, warum der angeblich mächtigste Mensch der Welt geneigt ist, dem angeblich reichsten Menschen der Welt doch noch einmal zu verzeihen, obwohl er ihn für total verrückt erklärt hatte.
Trump hat Spaß am Verrückten
Aber Trump hat ja Spaß am Verrückten und Abseitigen, und da hat Musk bis ins kleinste Detail mehr zu bieten als die Konkurrenz. Oder kennen Sie einen anderen Autohersteller, der einen Boliden, der weit mehr als 100.000 Euro kostet, mit einer Furzfunktion ausstattet?
Für Fahrer, die immer noch mit Verbrennern unterwegs sind, am Ende gar in Oldtimern: Wir reden hier nicht über Fehlzündungen, die dieser Computer auf Rädern so ziemlich als Einziges nicht draufhat. Dafür lässt aber jeder seiner Sitze einen fahren, wenn der Programmierer am Lenkrad es so will.
Das Furzkissen, das wir für ausgestorben hielten, ist wieder da! Für Nicht-Boomer: Das war im vergangenen Jahrhundert ein bei jenen beliebter Scherzartikel, die auch gerne Witze über Blähungen erzählten. Häufig wurde die pupsende Gummiblase Saufkumpanen untergeschoben, bevorzugt aber Lehrern und Schwiegermüttern.
Die Version 2.0 ist im Tesla schon eingebaut. Der kann auch beim Blinken flatulieren, angeblich sogar über den Außenlautsprecher. Selbstverständlich sind unterschiedliche Furztypen anwählbar. Noch tiefer in die Eingeweide dieser Sonderausstattung wollen wir aber nicht vordringen. Unser Bericht über die Wiederauferstehung des Furzkissens sollte nur zeigen, dass alles wiederkehren kann, selbst Ideen und Erfindungen, von denen man gedacht und gehofft hatte, dass die Menschheit sie überwunden hat.
Die Ohrwürmer der Friedensbewegung aus den 80ern
Wie ein solcher Wiedergänger kommt uns auch das „Manifest“ der „SPD-Friedenskreise“ vor, bei dem es sich zweifellos ebenfalls um das Produkt eines langjährigen inneren Gärungsprozesses handelt. Das Papier wärmt all die Evergreens auf, die schon von der Friedensbewegung auf den Demonstrationen gegen die Nachrüstung in den Achtzigerjahren gesungen wurden.
Wir können sie hier nicht alle anstimmen, sondern wollen nur auf den schaurig-schönsten Ohrwurm verweisen, also auf die Ballade, dass die Aufstellung amerikanischer Raketen in Europa das friedliebende Russland zu einem nuklearen Erstschlag verpflichten würde, wenn es sich weiter an das Völkerrecht halten wolle. Der träfe dann vor allem wen? Genau.
Bis dahin kann man aber sogar über manche Stellen des Papiers lachen, etwa über den Vorschlag, mit Putin beim Katastrophenschutz und der Cybersicherheit zusammenzuarbeiten. Gegen einen solchen Kracher vermag nicht einmal das Furzkissen des Überschall-Teslas anzustinken.
Walter-Borjans ist von der Kritik erschüttert
Daher sind wir auch etwas enttäuscht, dass die Verfasser gleich klein beigegeben haben, als ihnen ein wenig Gegenwind ins Gesicht blies, nicht nur aus unserer Zeitung, sondern auch aus den eigenen Reihen. Den früheren SPD-Vorsitzenden Walter-Borjans hat die Kritik sogar „erschüttert“. Dabei warf Pistorius den Genossen Abweichlern doch nur Realitätsverweigerung vor. Anders als Trump kann unser Verteidigungsminister auch keine Marines schicken, um die üblichen Verdächtigen festzunehmen.
Die behaupten nun trotzdem sicherheitshalber, das Manifest sei nur ein „Diskussionsbeitrag“ gewesen. Wir sind deshalb zwar nicht erschüttert, aber enttäuscht. Das Manifest von Marx und Engels hatte da doch noch einen ganz anderen Anspruch. Aber von miesepetrigen Leuten wie Mützenich und Stegner sollte man eben nichts Großes erwarten. Aus einem verzagten Arsch, das wusste ja schon Luther, kommt kein fröhlicher Furz.