Mittagsschlaf ist für einige ein Luxus, für andere eine tägliche Routine. Doch nach einer neuen Studie kann er auch als Indikator für die eigene Gesundheit dienen.
Das Fachmagazin “Medscape” berichtet von einer neuen Studie der Harvard Medical School zum beliebten Mittagsnickerchen. Forscher untersuchten, wie sich der Schlaf am Tag auf ältere Erwachsene auswirkt. Sie analysierten dazu die Daten von mehr als 86.000 Menschen mit einem Durchschnittsalter von 63 Jahren (bei Start der Studie). 57 Prozent von ihnen waren Frauen. Keiner war Schichtarbeiter. Der Beobachtungszeitraum erstreckte sich über elf Jahre. Nach diesem Zeitraum waren sechs Prozent der Probanden (über 5.000) verstorben.
Die Forscher analysierten das Muster der Nickerchen, die zwischen 9 Uhr und 19 Uhr gehalten wurden. Sie kamen zu erstaunlichen Erkenntnissen: Nach Berücksichtigung anderer Faktoren wie etwa Übergewicht, Rauchen und Alkoholkonsum war eine längere Dauer des Tagesschlafs mit einem erhöhten Sterberisiko verbunden, ebenso eine stark schwankende Dauer der Nickerchen.
Und nicht nur das: Es zeigte sich auch, dass Menschen, die zwischen 11 und 13 Uhr und zwischen 13 und 15 Uhr schliefen, ein erhöhtes Sterberisiko hatten.
Die Forscher betonen, dass ihre Studie erstmals auch andere Komponenten des Tagesschlafs berücksichtigt hat als nur die Frage, ob jemand ein Nickerchen hält oder nicht. “Unsere Studie schließt eine Wissenslücke, indem sie zeigt, dass nicht nur die Tatsache, ob jemand ein Nickerchen macht, sondern auch die Dauer, die Variabilität und der Zeitpunkt des Nickerchens aussagekräftige Indikatoren für zukünftige Gesundheitsrisiken sein können”, erklärte einer der Studienautoren, Chenlu Gao, bei “Medscape”.
Es sei jedoch wichtig zu betonen, dass es sich um eine Beobachtungsstudie handele. Man könne also nicht feststellen, ob die Muster der Nickerchen ein höheres Sterberisiko verursachen oder einfach nur zugrunde liegende Gesundheitsprobleme widerspiegeln.
Allerdings ist es durchaus möglich, den veränderten Tagesschlaf als eine Art Frühindikator für Krankheiten zu interpretieren. “Längere oder unregelmäßigere Nickerchen können auf schlechten Nachtschlaf, Störungen des zirkadianen Rhythmus (die innere Uhr im 24-Stunden-Rhythmus, Anm. d. Red.) oder zugrunde liegende Gesundheitsprobleme wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Stoffwechselstörungen, Depressionen oder frühe neurodegenerative Veränderungen hinweisen”, so Gao.
Der Schlafmediziner James Rowley leitet aus der Studie einen wichtigen Ratschlag ab: “Die wichtigste Botschaft ist, dass Ärzte, wenn sie nach den Schlafgewohnheiten ihrer Patienten fragen, auch nach Nickerchen fragen sollten, nicht nur nach der nächtlichen Schlafphase. Mit anderen Worten: Ärzte sollten ihre Patienten fragen: ‘Schlafen Sie tagsüber?'”