Luftkrieg zwischen Iran und Israel voll entbrannt

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Der Luftkrieg zwischen Israel und Iran ist voll entbrannt. Beide Staaten überzogen sich nach dem israelischen Erstschlag vom Freitag auf Atomanlagen und militärische Ziele am Samstag mit mehreren Angriffswellen. „Wir werden jeden Ort und jedes Ziel des Regimes der Ajatollahs treffen, und was sie bisher zu spüren bekommen haben, ist nichts im Vergleich zu dem, was sie in den kommenden Tagen zu spüren bekommen werden“, erklärte der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Das Oberhaupt der Islamischen Republik, Ajatollah Ali Chamenei, erklärte: „Das zionistische Regime wird von den Folgen seines Verbrechens nicht verschont bleiben.“ Erstmals wurden aus Iran israelische Angriffe auf Öl- und Gasanlagen gemeldet.

In Israel warnten Sirenen wiederholt vor anfliegenden Raketen und Drohnen. Nach israelischen Angaben waren es rund 200 ballistische Raketen in mehreren Wellen, zuletzt am späten Abend. Abfangraketen stiegen auf. Dennoch wurden nach Angaben des israelischen Rettungsdienstes mindestens vier Menschen getötet und Dutzende verletzt. In Rischon LeZion nahe Tel Aviv retteten Notfalldienste ein Mädchen, das in einem von einer Rakete getroffenen Haus eingeschlossen war. Nach Angaben der Rettungsdienste wurden am Abend eine Frau getötet und 13 weitere Personen verletzt, als eine Rakete in ein zweistöckiges Haus im Norden Israels einschlug.

In Iran meldeten staatliche Medien Angriffe unter anderem auf Teheran. Die Nachrichtenagentur Fars berichtete, zwei Geschosse seien im Flughafen Mehrabad eingeschlagen. Dort liegt ein Luftwaffenstützpunkt. Laut dem staatlichen Fernsehen wurde ein 14-stöckiger Wohnkomplex in Teheran durch eine Rakete zerstört. Ein Reporter erklärte, 60 Menschen seien getötet worden. Der iranische UN-Botschafter Amir Saeid Irawani hatte zuvor erklärt, bei Israels Angriffen seien 78 Menschen getötet worden. Mehr als 320 Menschen seien verletzt worden, die meisten davon Zivilisten. Auch mehrere ranghohe Militärs und Atomwissenschaftler wurden getötet.

Iranischen Medienberichten zufolge bombardierte Israel das Gasfeld Süd-Pars in der Provinz Buschehr. Ein Teil der Gasproduktion sei daraufhin eingestellt worden, berichtet die halbamtliche Nachrichtenagentur Tasnim. Ein örtlicher Brand sei gelöscht worden, teilte das Ölministerium mit. Nach iranischen Angaben war auch das Schahran-Öldepot in Teheran Ziel eines Luftangriffs. „Die Treibstoffmenge in dem angegriffenen Tank war nicht groß, und die Situation ist vollständig unter Kontrolle“, meldete die dem Ölministerium unterstellte Nachrichtenagentur Shana.

Nach den ersten israelischen Angriffen auf Iran am Freitag hatten Sorgen vor einer Beeinträchtigung der Ölversorgung an den Rohstoffmärkten den Ölpreis in die Höhe getrieben. Befürchtet wurde unter anderem eine Blockade der an der iranischen Küste gelegenen Schifffahrtsstraße von Hormus, die von vielen Ölfrachtern für Exporte aus dem Nahen Osten genutzt wird.

Keine diplomatische Lösung absehbar

Die im Oman geplante Fortsetzung der Atomgespräche mit den USA wurde nach Angaben des Oman abgesagt. US-Präsident Donald Trump hatte wegen der israelischen Angriffe bereits am Freitag ein Zustandekommen der Gespräche bezweifelt. Trump strebt ein neues Abkommen mit dem Iran an, das verhindern soll, dass die Islamische Republik in den Besitz von Atomwaffen gelangt. Ein Hauptstreitpunkt ist dabei die Uran-Anreicherung, auf die Iran nicht verzichten will. Die Führung in Teheran bestreitet Vorwürfe, an der Entwicklung von Atomwaffen zu arbeiten.

Israel begründet seinen Angriff mit der Dringlichkeit, die Islamische Republik am Bau von Atomwaffen zu hindern. Das israelische Militär erklärte, die Einsätze gegen Iran könnten sich noch länger hinziehen. Ein Armeesprecher zog am Samstag eine positive Zwischenbilanz. Die Atomanlagen in Natans und Isfahan seien schwer beschädigt worden. Es werde Wochen dauern, sie zu reparieren.

Nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA hingegen wurden an der Brennstoff-Anreicherungsanlage Fordow in Iran keine Schäden festgestellt. Auch an dem im Bau befindlichen Schwerwasserreaktor Chondab seien keine Schäden zu erkennen, teilte die IAEA mit. In der Umgebung der Atomanlagen in Isfahan und Natans seien keine erhöhten Strahlungswerte festgestelt worden. Auf dem Gelände von Isfahan seien am Freitag jedoch vier wichtige Gebäude beschädigt worden.

US-Präsident Donald Trump lobte Israels Angriffe als ausgezeichnet und sehr erfolgreich. Er rief die Regierung in Teheran dazu auf, nun im Atomstreit einzulenken. Allerdings stimmte Trump nach eigenen Angaben mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin darin überein, dass die gegenseitigen Angriffe von Israel und Iran enden sollten. In einem Gespräch beider Politiker am Samstag habe er Putin auch zu seinem Ende des Kriegs von Russland und der Ukraine aufgefordert.