Eine deutsche Sportlegende bittet zum letzten Tanz

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Eigentlich wollte Timo Boll mit Mitte 30 aufhören. Ein Jahrzehnt später steht er immer noch an der Tischtennisplatte – am Sonntag allerdings zum letzten Mal. Der Abschluss einer Weltkarriere.

Es ist der Schlusspunkt einer außergewöhnlichen Karriere: Timo Boll wird am heutigen Sonntag zum letzten Mal als Tischtennis-Profi an der Platte stehen – und das nicht in einem Freundschaftsspiel, sondern in einem Finale um die deutsche Meisterschaft.

Der 44-Jährige trifft mit Borussia Düsseldorf im Playoff-Finale der Bundesliga auf die TTF Ochsenhausen. Der Gegner ist kein leichter: Mit Spielern wie Hugo Calderano, dem WM-Finalisten aus Brasilien, dem japanischen Doppel-Weltmeister Shunsuke Togami und dem Franzosen Simon Gauzy ist Ochsenhausen stark besetzt. Dennoch freut sich Boll auf die Herausforderung – gerade weil seine letzte Partie sportlich so relevant ist.

“Dieses Ziel zu haben, nochmal einen Titel gewinnen zu können: Dafür bin ich dankbar. Dass es auf der Zielgeraden nicht belanglos wird”, erklärte Boll, über den der ehemalige Weltmeister Steffen Fetzner im Interview mit der Zeitung “Die Welt” im vergangenen Jahr sagte: “Timo ist ein Jahrhundertspieler, ein Jahrhunderttalent.”

Das Finale beginnt am Sonntag um 13 Uhr in der Süwag Energie Arena in Frankfurt und wird live beim Streamingsender Dyn übertragen. In der Halle selbst soll Boll der Abschied so schön wie möglich gemacht werden. Statt wie sonst 3.000 sind diesmal 4.000 Zuschauer zugelassen. Unter ihnen wird auch Basketball-Idol Dirk Nowitzki sein. Der 46-Jährige ist ein enger Freund von Boll.

Es sei “mal ganz schön”, als Außenseiter in ein Endspiel zu gehen, sagte Boll. In seiner langen Karriere, in welcher er allein siebenmal bei Olympischen Spielen antrat, sei das nicht oft vorgekommen. Tatsächlich wäre es sein 15. deutscher Meistertitel mit Borussia Düsseldorf – ein weiterer Meilenstein für den Rekord-Europameister.

Boll verabschiedet sich also nicht im Schatten, sondern auf der großen Bühne. Ein passender Abschluss für eine fast 30-jährige Karriere, in welcher der Odenwälder vier Olympia-, zehn WM- und 28 EM-Medaillen gewann.

Noch bevor diese zu Ende ist, verneigt sich die deutsche Tischtennisszene vor der ehemaligen Nummer eins der Welt. Shooting-Star Anett Kaufmann, die mit ihren 18 Jahren von einer ähnlich erfolgreichen Karriere wie Boll träumt, sagte beispielsweise zu “Olympics.com”: “Timo war einfach nur eine Riesenlegende. Ob im Tischtennissport oder für Leute außerhalb. Wenn man auf die Straße gegangen ist und gefragt hat: ‘Kennst Du Timo Boll?’ Dann hat jeder ‘Ja’ gesagt. Wenn man Tischtennis erwähnt hat, hat jeder als erster Timo genannt.”