Maurer, die aus einer Familie von Russlanddeutschen stammt, gilt schon länger als Hoffnungsträgerin in der Thüringer Partei. Sie ist Fraktionsvorsitzende im Erfurter Stadtrat und war Vizefraktionschefin im Landtag. Sie erhielt gut 91 Prozent der Stimmen. Zum Ko-Vorsitzenden wurde der frühere Landtagsabgeordnete Ralf Plötner mit knapp 82 Prozent gewählt.
Zuvor hatten die Delegierten einen Antrag des Vorstands abgelehnt, der die Wiederwahl des Vorsitzenden Christian Schaft ermöglicht hätte. Der 34 Jahre alte Schaft ist seit der Landtagswahl 2024 auch Fraktionschef im Landtag. Eine Mehrheit von 50,8 Prozent der Delegierten lehnte die Satzungsänderung ab, die es Schaft erlaubt hätte, beide Ämter zu bekleiden. 41,5 Prozent stimmten für die Satzungsänderung, für die auch der frühere Ministerpräsident Bodo Ramelow geworben hatte. Für die Änderung der Satzung wäre eine Zweidrittelmehrheit nötig gewesen.
Mehr als Tausend neue Mitglieder seit Januar
Schaft hatte im Vorfeld des Parteitags für die Doppelrolle geworben, weil die Linke nun in der Opposition sei und die Aufnahme vieler neuer Mitglieder bewältigen müsse. Seit Anfang des Jahres sind nach Schafts Angaben 1200 neue Mitglieder in die Partei eingetreten, der Landesverband zählt nun rund 4200 Mitglieder. Schaft sagte, er respektiere die Entscheidung. Er sehe seine Position als Fraktionsvorsitzender nicht geschwächt.
Die Linke ist im Erfurter Landtag neben der AfD die zweite Oppositionspartei. In der Landtagswahl 2024 hatte die vormalige stärkste Kraft, die unter Ramelow die rot-rot-grüne Regierung anführte, nur noch 13,1 Prozent erhalten. Doch kommt ihr im Landtag eine besondere Bedeutung zu, da die Brombeer-Koalition aus CDU, BSW und SPD keine eigene Mehrheit hat und deshalb auf Zusammenarbeit mit der Linken angewiesen ist.
Auch in Sachsen hat die Linke am Wochenende eine neue Parteiführung gewählt. Zu Vorsitzenden wurden die bisherige stellvertretende Parteichefin Anja Eichhorn und der frühere Landtagsabgeordnete Marco Böhme gewählt. Die bisherigen Vorsitzenden Susanne Schaper und Stefan Hartmann traten nicht mehr an. Die Linke in Sachsen hat mittlerweile 11.000 Mitglieder. Sie hat damit als mitgliederstärkste Partei in Sachsen die CDU abgelöst, die rund 9500 Mitglieder hat.