Die besten Hotels, Restaurants und Foto-Kulissen – in sozialen Medien findet man reichlich Inspiration für den Urlaub. Wie sehr beeinflussen diese Inhalte unsere Entscheidungen?
Ende Juni beginnen in den ersten Bundesländern die Sommerferien – Zeit zum Verreisen. Wohin die Fahrt geht und mit welchem Programm – das wird oft weit im Voraus geplant. Die beliebtesten Urlaubsziele der Deutschen sind laut Statista Deutschland (29 Prozent), Spanien (rund acht Prozent) und Italien (etwa sechs Prozent).
Recherche im Internet
Um einen Überblick zu bekommen, recherchieren viele Menschen gerne im Internet zu Sehenswürdigkeiten, Wetter und Preisen. Insbesondere soziale Medien werden zu einer immer beliebteren Informationsquelle.
Laut einer aktuellen Umfrage im Auftrag des Deutschen Tourismuskonzerns TUI gaben 69 Prozent von insgesamt 2.000 Befragten an, sich in ihrer Urlaubsplanung von Plattformen wie Instagram, TikTok und YouTube inspirieren zu lassen. Aber wie sehr beeinflussen uns soziale Medien bei unserer Reiseplanung wirklich?
Warum wir Influencern vertrauen
Für viele Reisende spielt bei der Urlaubsplanung eine wichtige Rolle, wie ansprechend ein Urlaubsort auf Fotos oder Videos wirkt – und wie gut sich die Inhalte auf Social Media bei den eigenen Followern machen. Gut jede(r) Dritte achtet bei der Wahl des Urlaubsortes gezielt auf fotogene Kulissen und Social-Media-würdige Erlebnisse – so die Ergebnisse der TUI-Umfrage. Besonders ausgeprägt ist dieser Trend in der jungen Generation: Bei den 18- bis 24-Jährigen trifft dies sogar auf mehr als 40 Prozent der Befragten zu.
Besonders Influencer können mit konkreten Empfehlungen zu Reisezielen, Unterkünften oder Ausflügen eine erste Orientierung bieten. Dabei gehe es jedoch nicht nur um schöne Bilder, sondern auch um etwas Tieferes: Vertrauen. Das sagt Julian Reif, Tourismusforscher an der Fachhochschule Westküste in Schleswig-Holstein.
“Man baut zu diesen Personen eine Beziehung auf”, so Reif. “Und dann entsteht auch eine Art von Vertrauen.” Wenn Influencer nahbar erscheinen und Vertrauen schaffen, lasse man sich eher von ihnen überzeugen, dann eventuell auch den Flug in die Ferne zu buchen.
Reiseentscheidungen sind selten rational
Trotzdem: Ein einzelnes Video einer Influencerin führe selten direkt zur Buchung. Vielmehr lieferten soziale Medien erste Impulse, indem sie zum Beispiel Fernweh wecken – die endgültige Entscheidung sei aber deutlich vielschichtiger, sagt Pietro Beritelli, Tourismusforscher an der Universität St. Gallen in der Schweiz. Wohin jemand reise, habe dabei insgesamt wenig mit Logik zu tun. Für ihn ist Reisen keine rein individuelle Entscheidung – sie ist abhängig von den sozialen Beziehungen.
Oft reisen wir mit unserem engsten Familienkreis – in der TUI-Studie gaben 75 Prozent der Befragten an, mit Partner, Kindern oder den Eltern in den Urlaub zu fahren. Und deren Vorstellungen, Wünsche oder Bedürfnisse fließen zwangsläufig mit ein. Die eine möchte lieber in die Berge, der andere lieber ans Meer – Reisen ist demnach für viele vor allem eine praktische Aufgabe: eine Lösung zu finden, die für alle passt.
“Reisen ist ein Problem, und der Mensch sucht nach einer Lösung, und das ist selten die Suche nach dem Optimum”, erklärt Beritelli.
Wir suchen das Vertraute im Fremden
Sich von dem Einfluss des eigenen Beziehungsnetzwerks zu lösen, sei sehr schwierig, so Beritelli. Auch wenn es uns in die Ferne zieht und wir fremde Länder erkunden wollen, suchen wir dort doch stets nach etwas Vertrautem.
‘”Wenn ich irgendwo in fremde Länder reise, dann suche ich auch eine Form des Authentischen, das aber nicht stören soll.” Das sei auch der Grund, warum viele Menschen einen zweiten Wohnsitz im Ausland haben: Er ermögliche es, ein Stück Heimat an einem anderen Ort zu verankern.
Der Mensch bewege sich ständig im Spannungsfeld zwischen dem Wunsch nach Sicherheit und der Neugier auf das Unbekannte. Gerade unsere Reiseentscheidungen offenbaren diesen inneren Konflikt besonders deutlich: Wir wollen Neues erleben, aber nicht ganz auf das Vertraute verzichten.