Erst gut eine Woche ist Jobe Bellingham beim BVB. Die Erwartungen an ihn sind von Beginn an hoch. Kann er der Heilsbringer sein?
Die Ansage von BVB-Trainer Niko Kovač war deutlich: “Ich erwarte sofort vom ersten Tag an, dass er funktioniert.” Gerichtet waren die Worte an einen erst 19-jährigen Spieler, der überhaupt erst seit gut einer Woche im Verein ist. Sein Name: Bellingham. Jobe Bellingham.
Für rund 30 Millionen Euro wechselte der kleine Bruder von Ex-BVB-Star Jude Bellingham vom englischen Premier-League-Aufsteiger AFC Sunderland zur Borussia – und darf sich zum Auftakt in die Klub-WM gegen Fluminense Rio de Janeiro voraussichtlich gleich in der Startelf beweisen. Um nicht zu sagen: Er muss. “Er fährt nicht mit, um sich Amerika anzuschauen”, formulierte es Trainer Kovač gewohnt deutlich.
Angesichts des Erfolges seines Bruders hat Jobe Bellingham auch ohne die markige Ansage seines Trainers große Fußstapfen zu füllen. Er soll dem BVB nach zwei enttäuschenden Bundesligasaisons neuen Schwung geben. Die Klub-WM wäre dafür auch finanziell der richtige Startpunkt.
Einen hohen zweistelligen Millionenbetrag kann der BVB bei der Klub-WM einspielen. In der Gruppenphase mit den Gegnern Fluminense, Mamelodi Sundowns (Südafrika) und HD Ulsan sind die Schwarz-Gelben auf jeden Fall schon mal Favorit.
Doch um das ganz große Geld in die Kasse gespült zu bekommen, muss Dortmund über kurz oder lang auch Siege gegen absolute Topteams einfahren. Das soll jedoch weitestgehend mit dem Kader gelingen, der in den vergangenen zwei Bundesligasaisons schwer enttäuschte und mit Platz fünf respektive Platz vier gerade so die Champions-League-Qualifikation schaffte.
Neue Gesichter gibt es beim BVB, abgesehen von Bellingham, nämlich keine. Im Gegenteil: Mit den Kapitänen Emre Can und Nico Schlotterbeck fallen zwei tragende Säulen der vergangenen Saisons aus. So entsteht die Situation, dass mit Jule Brandt eines der Gesichter des Misserfolgs der vergangenen Jahre die Mannschaft nun als Kapitän in die Klub-WM führt. Noch dazu könnte die kuriose Situation eintreten, dass Carney Chukwuemeka, der nur vom FC Chelsea ausgeliehen ist, den Verein nach dem 30. Juni mitten im Turnier verlassen muss.
Dennoch werden die Ziele hochgesteckt: “Wir wollen mindestens die Gruppenphase überstehen und dann schauen, wie weit uns das Turnier tragen kann”, sagte Sportdirektor Sebastian Kehl. Ersatzkapitän Brandt sagte: “Du musst da schon hinfahren, um gewinnen zu wollen.”
Dabei wird der Fokus also von Beginn an umso mehr auf Jobe Bellingham liegen. Mit dem Druck klarzukommen, der damit einhergeht, wird dem jungen Engländer aber offensichtlich schon zugetraut. “Er ist eine absolute Persönlichkeit. Auch schon in dem Alter. Er ist sehr klar”, sagte Kehl über Bellingham. Kovač analysierte: “Er ist sicher noch nicht fertig mit 19 Jahren, aber er ist jemand, der schon sehr viel mitbringt. Ein Junge, auf den wir uns sehr, sehr freuen.”
Hält Bellingham dem Druck tatsächlich Stand und erreicht mit dem BVB ein ansprechendes Ergebnis, verschafft er seinem Klub dann die finanziellen Möglichkeiten, um weitere Transfers folgen zu lassen – und sich damit selbst größere Erfolgschancen zu geben. Es wäre ein wichtiger Schritt vom Hype um seine Verpflichtung zum tatsächlichen Heilsbringer in Dortmund.