Neue Therapie wirkt mit nur zwei Spritzen pro Jahr

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Etwa 30 Millionen Deutsche leiden unter Bluthochdruck. Bei einigen schlagen die Standardtherapien nicht an. Für sie gibt es eine neue Hoffnung.

Bluthochdruck wird oft auch als “stiller Killer” bezeichnet, weil er häufig unbemerkt bleibt, aber gravierende Folgen nach sich ziehen kann. Die Erkrankung kann langfristig zu Herzinfarkten, Schlaganfällen oder gar zum Tod führen. Nun haben britische Forscher einen neuen Therapieansatz entwickelt. Das Besondere: Es handelt sich um eine einfache Injektion, die nur alle sechs Monate verabreicht werden muss. Zudem zeigt sich die Wirkung auch während der Nachtstunden.

Die internationale Studie umfasste 663 Menschen, deren Blutdruck mit den üblichen Medikamenten nicht ausreichend gesenkt werden konnte. Trotz regelmäßiger Einnahme der gängigen Medikamente blieb der systolische Blutdruck bei ihnen zwischen 130 und 160 mmHg.

Die Probanden erhielten zusätzlich zu ihrer bisherigen Behandlung eine Spritze mit dem neuen Wirkstoff Zilebesiran. Zu den ihnen verordneten Standardmedikamenten gegen Bluthochdruck zählten:

In Kombination mit einer halbjährlichen Injektion von Zilebesiran ergab sich: Die Senkung des Blutdrucks war signifikant höher, die Blutdruckwerte verbesserten sich über die Monate immer weiter. Und das unabhängig davon, mit welchem Medikament die Injektion kombiniert wurde.

Zilebesiran gehört zu einer neuen Klasse von Medikamenten. Es hemmt mithilfe von sogenannter RNA-Interferenz die Produktion eines Proteins namens Angiotensinogen in der Leber – ein Baustein, der an der Blutdruckregulation beteiligt ist. Die Folge: Die Blutgefäße entspannen sich, der Blutdruck sinkt.

Studienautor Manish Saxena erklärt: “Diese Studie belegt die Wirksamkeit und Sicherheit von Zilebesiran in Kombination mit gängigen blutdrucksenkenden Medikamenten der ersten Wahl. Das Neue an dieser Behandlung ist ihre lange Wirkdauer; bereits eine Injektion alle sechs Monate könnte Millionen von Patienten helfen, ihre Erkrankung besser in den Griff zu bekommen.”

Die Forscher setzen besondere Hoffnungen vor allem in die Tatsache, dass das Medikament nur alle sechs Monate gespritzt werden muss. Denn bei der medikamentösen Behandlung von Bluthochdruck (wie bei vielen anderen chronischen Erkrankungen) kämpfen die Ärzte vor allem mit einem Phänomen: Die Therapietreue, also die Einhaltung des Behandlungsplans durch den Patienten, ist oft ein Problem.

Vor allem bei Bluthochdruck macht sich dies bemerkbar, weil die Erkrankung in der Regel keine oder erst sehr spät Symptome zeigt. Im Fachmagazin “Medscape” erklärt der Kardiologe Lucas Lauder: “Etwa zehn Prozent der Rezepte, die wir neu für Antihypertensiva (Medikamente gegen Bluthochdruck, Anmerkung der Redaktion) ausstellen, werden nicht eingelöst. Und nach einem Jahr nehmen nur noch 50 Prozent der Patienten die Medikamente so ein, wie wir sie verordnet haben.” Er plädiert für mehr Therapieansätze wie Zilebesiran, das – dadurch, dass es nur zweimal im Jahr verabreicht werden muss – Arzt und Patient unabhängiger von der Therapietreue macht.

Noch ist das Medikament nicht zugelassen – es befindet sich in der klinischen Erprobung. Eine weitere Studie soll zeigen, ob Zilebesiran auch bei Menschen mit bereits bestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen hilfreich ist. Später im Jahr soll zudem eine große Langzeitstudie starten, um den Einfluss des Medikaments auf Herzinfarkte, Schlaganfälle und die Sterblichkeit zu untersuchen.