Wer Mundgeruch hat und davon weiß, hat oft Sorge, andere damit zu belästigen. Probiotika sollen den üblen Atem mildern können. Stimmt das?
Etwa ein Viertel aller Menschen leidet zumindest zu bestimmten Tageszeiten gelegentlich an unangenehmem Mundgeruch, medizinisch Halitosis genannt. Vor allem morgens nach dem Aufstehen kommt schlechter Atem häufiger vor. Dieser gibt sich jedoch in der Regel spätestens nach dem Zähneputzen. Solch ein vorübergehender Mundgeruch ist normal und kann bei jedem hin und wieder vorkommen. Bei etwa 6 von 100 Menschen mit schlechtem Atem tritt Mundgeruch jedoch chronisch auf.
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Durch die Einnahme von Probiotika in Form von Kaugummis, Lutschtabletten oder Mundspülungen lässt sich der üble Geruch Studien zufolge jedoch womöglich zumindest abmildern. Solche Zahnpflegeprodukte enthalten probiotische Bakterienstämme, die die Mundflora positiv beeinflussen sollen, wie zum Beispiel die Stämme Lactobacillus salivarius, Lactobacillus reuteri, Lactobacillus acidophilus, Streptococcus salivarius oder Weissella cibaria.
Anaerobe Bakterien, die zu Mundgeruch beitragen, kommen mit ihrem Stoffwechsel ohne Sauerstoff aus und können tief in den Zungenfurchen und anderen Nischen des Mundraums sitzen. Durch probiotische Bakterien werden sie in ihrem Wachstum gehemmt und lassen sich dadurch bis zu einem gewissen Grad zurückdrängen.
Auch die Entstehung flüchtiger – und müffelnder – Schwefelverbindungen, vor allem von Schwefelwasserstoff, lässt sich damit in gewissem Maß reduzieren. Voraussetzung dafür ist jedoch die regelmäßige Anwendung. Wird diese beendet, stellt sich auch der Mundgeruch wieder in gewohnter Stärke ein. Auf Zahn- oder Zungenbeläge haben die probiotischen Mittel keinen Einfluss.
Ob auch probiotische Lebensmittel wie Joghurt bei Mundgeruch helfen, ist nicht abschließend geklärt.
Im Mundraum sind es vor allem Bakterien in den Vertiefungen der Zunge, die durch den Abbau von organischen Substanzen übel riechende Gase erzeugen. Die Mikroorganismen können aber auch in anderen Nischen sitzen, etwa am Zahnfleischrand und in den Zahnfleischtaschen. Daher sollte bei Mundgeruch, unabhängig von den vergleichsweise neuen Behandlungsansätzen mit Probiotika, der erste Weg zum Zahnarzt führen.
In 9 von 10 Fällen liegt die Ursache für üblen Atem im Mundraum – und dabei meist im Zungenbelag.
Bakterien im Mundraum können auf Dauer zu Entzündungen des Zahnfleisches (Gingivitis) und des Zahnhalteapparates (Parodontitis) führen. Eine regelmäßige Zahnsteinentfernung und professionelle Zahnreinigung können dabei helfen, das Problem zu verringern. Betroffenen wird hierbei auch gezeigt, wie sie ihre tägliche Mundhygiene verbessern können.
Wichtig ist vor allem die tägliche und gründliche Reinigung der Zähne und Zahnzwischenräume sowie der Zunge. Unterstützend können antibakterielle Mundspülungen zum Einsatz kommen. Probiotika können womöglich dabei helfen, eine gesunde Mundflora zu stabilisieren.
Mundgeruch entsteht jedoch nicht nur durch eine mangelnde Zahnhygiene. Die Ursachen können mitunter auch im Magen liegen und sich etwa infolge einer Magenschleimhautentzündung oder beim Rückfluss von Magensaft in die Speiseröhre (Reflux) entwickeln. Auch eine Nasennebenhöhlenentzündung, Leber- und Nierenerkrankungen sowie Diabetes mellitus gehen manchmal mit schlechtem Atem einher.
Neben organischen Ursachen kann Mundgeruch zudem von Mundtrockenheit und einem zu geringen Speichelfluss herrühren. Wer zu wenig trinkt, hat häufig einen trockenen Mund. Auch die Einnahme bestimmter Medikamente, etwa Bluthochdruckmittel oder Antidepressiva, kann den Speichelfluss hemmen. Darüber hinaus kommt es bei Frauen in den Wechseljahren hormonell bedingt zu einer reduzierten Speichelproduktion. Ist der Mundraum zu trocken, können sich Bakterien leichter vermehren.
Wenn der Zahnarzt ausschließen konnte, dass das Problem im Mundbereich liegt, können sich Betroffene zur weiteren Abklärung beispielsweise an eine internistische oder HNO-ärztliche Praxis wenden.
Nicht immer lässt sich eine eindeutige Ursache für den Mundgeruch feststellen. Dann kann es sich dennoch lohnen, verschiedene andere Tipps und Lebensstiländerungen auszuprobieren.
So ist etwa eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr wichtig; sie kann bei Mundtrockenheit helfen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt, täglich rund 1,5 Liter Wasser zu trinken. Bei heißem Wetter oder starker körperlicher Belastung kann der Bedarf auch steigen.
Zuckerfreie Kaugummis regen den Speichelfluss an und bewirken, dass sich Bakterien langsamer ansiedeln.