Forscher warnen vor globaler Resistenz-Gefahr

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Pilzinfektionen nehmen weltweit zu. Nun warnen Forscher vor einer besonderen Bedrohung aus der Landwirtschaft.

Pilzinfektionen werden international zum Risiko. In einem 2022 erschienenen Papier warnt die Weltgesundheitsorganisation vor 19 Pilzerregern, deren Infektion lebensbedrohlich sein kann.

In diesem Zusammenhang erlangt der Pilz Candida auris besondere Aufmerksamkeit, da er sich weltweit ausbreitet. Immer wieder werden Ausbrüche in Krankenhäusern gemeldet. Bereits in 40 Ländern auf sechs Kontinenten wurden Infektionen nachgewiesen. Im Frühjahr schlug die US-Gesundheitsbehörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC) Alarm, da dort Fälle aus 38 Bundesstaaten gemeldet wurden. Ende Mai warnte auch die britische Gesundheitsbehörde UKHSA. Auch in Deutschland ist eine deutliche Zunahme der Fälle zu verzeichnen, wenn auch auf niedrigem Niveau. Im Jahr 2023 (das letzte Berichtsjahr) wurden 77 Fälle erfasst, ein deutlicher Anstieg, denn in den Jahren davor waren es jeweils nur 12.

Doch Candida auris ist nur einer der Pilzerreger, die den Experten Sorgen bereiten. Nun warnen Forscher vor einer besonderen Bedrohung, die ihren Ursprung in der Landwirtschaft hat. Dort kommt es zu einem vermehrten Einsatz von antimykotischen Pestiziden, die als Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden. Das Fatale: Die Wirkmechanismen der sogenannten Fungizide und der Medikamente, die beim Menschen gegen Pilzinfektionen eingesetzt werden, überschneiden sich.

Im “New England Journal of Medicine” warnen Experten für Infektionskrankheiten der Universität Kalifornien, dass dies die Gefahr von Resistenzen (also die Wirkungslosigkeit von Medikamenten) steigern kann. “Wir haben erfahren, dass der weitverbreitete Einsatz von Antibiotika in der Viehzucht zu einer raschen Entwicklung von Resistenzen gegen Antibiotika geführt hat. Ähnliche Bedenken haben wir hinsichtlich des Einsatzes von Antimykotika in der Umwelt”, erklärt einer der Hauptautoren, George Thompson.

Besonders kritisch sehen die Forscher neue landwirtschaftliche Pestizide, die großflächig gegen Schimmel und andere Pilzbefälle eingesetzt werden. Diese Mittel töten zwar effektiv Pilze auf Feldern – doch sie führen auch dazu, dass nur resistente Pilzstämme überleben und sich weiter ausbreiten.

Hinzu kommt, dass die Verbreitung zusätzlich durch den Klimawandel und den internationalen Warenverkehr beschleunigt wird. So gelangen resistente Keime über Wind, kontaminierte Objekte, Menschen und Tiere in neue Regionen. Die Forscher fordern eine internationale Zusammenarbeit, um zu verhindern, dass sich Pilzresistenzen ähnlich unkontrolliert ausbreiten wie resistente Bakterien.