Schützt Taxifahren vor Alzheimer? Mit Köpfchen am Steuer

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Anspruchsvoller kann ein Job gar nicht sein. Wer in London eines der schwarzen Taxis steuern möchte, muss in der schwersten mündlichen Prüfung der Welt 25.000 Straßen auswendig kennen und jeweils den kürzesten Weg zwischen zwei der 125.000 Sehenswürdigkeiten aufsagen können. Kein Navi hilft im Test. Egal wo: Die Ortskenntnisse ausgeschlafener Taxifahrer können überhaupt nicht hoch genug eingeschätzt werden, genau wie die von Rettungswagenfahrern. Im „British Medical Journal“ haben Demenzspezialisten aus Harvard jetzt gezeigt: Taxi- und Rettungswagenfahrer sind die Könige der Geistesarbeit. Unter den 443 Jobs, denen die neun Millionen Menschen in den USA nachgegangen waren, bevor sie zwischen Anfang 2020 und Ende 2022 starben, ragte das Fahren von Taxis oder Rettungswagen heraus. Die Ritter der Straße erkrankten am seltensten an Alzheimer. Selbst wenn man sämtliche Faktoren berücksichtigt, die die Statistik verfälschen können, vom Alter übers Rauchen bis hin zum Familienstand, bleibt ein großer Abstand: 1,7 Prozent beträgt der Alzheimer-Anteil in der Gesamtbevölkerung, bei den Taxi- und Ambulanzfahrern liegt er bei einem Prozent.

Die Frage ist also, schützt das starke Navigationsvermögen tatsächlich vor Demenz? Aus den bloßen Zahlen lässt sich eine Kausalität natürlich nicht ableiten. Aber fragen darf man. Zum Beispiel, was Navi-Geräte und KI künftig noch mit uns machen. Unter den von der Lancet-Kommission jüngst evaluierten 14 Faktoren, die das Demenzrisiko beeinflussen, spielt das räumliche Gedächtnis – wie übrigens Schlafen – keine Rolle. Das ändert nichts dran: Taxifahrer machen so viel nicht falsch.