Prien für Smartphone-Verbot bis 14 Jahre

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Andere europäische Länder haben sich längst auf ein Smartphone-Verbot an Schulen festgelegt. In Deutschland mehren sich die Berichte der Erzieher und Lehrer über Kinder, die es nicht aushalten, wenn sie ihr Smartphone oder Handy für wenige Stunden abgeben müssen. Hinzu kommt, dass die motorischen Fähigkeiten der Kinder sinken und bei Schulbeginn auch einfachste Handgriffe und Bewegungsabläufe wie das Halten eines Stifts oder einer Schere nicht beherrscht werden, weil mehr gedaddelt als gebastelt oder getobt wurde.

Bundesbildungs- und Familienministerin Karin Prien (CDU) hat die Debatte über ein Smartphone-Verbot im Deutschlandfunk begrüßt. Wenn es nicht gelinge, Kinder und Jugendliche vor massiven gesundheitlichen und psychischen Gefahren durch die Nutzung von Handys und sozialen Medien zu schützen, habe die Gesellschaft versagt. Prien geht es darum, Regelungen für Kinder bis zum Alter von 14 Jahren zu treffen.

Dies liege zwar in der Hand der Bundesländer, allerdings sehe sie einen parteiübergreifend großen Konsens. Prien kündigte an, noch vor der Sommerpause eine Expertenkommission unter Beteiligung der Länder einzurichten. Deren Aufgabe wird es sein, eine Strategie für die Durchsetzung eines Verbots zu erarbeiten. Sie wird deshalb auch in der kommenden Woche an der Konferenz der Bildungsminister teilnehmen, um mit ihren Länderkollegen mögliche praktische Schritte zu koordinieren.

Generelles Handyverbot rechtlich nicht durchsetzbar

Rechtlich ist ein generelles Handyverbot an Schulen nicht durchsetzbar, da es das allgemeine Eigentums- und Persönlichkeitsrecht berührt. Schüler können also nicht daran gehindert werden, Handys mitzunehmen. Allerdings kann die Nutzung im Unterricht und auch in den Pausen eingeschränkt oder untersagt werden, wenn das pädagogisch begründet ist. In einigen Bundesländern gibt es schon solche Regelungen. Bei Prüfungen dürfen Smartphones oder auch Smartwatches komplett eingezogen werden, um Täuschungsversuche zu verhindern.

Der Deutsche Lehrerverband hatte sich gegen eine Altersgrenze für die Nutzung sozialer Medien ausgesprochen. Verbandspräsident Stefan Düll sprach von einem „falschen Weg“. Eine gesetzliche Altersbegrenzung hält er für realitätsfern und auch nicht sinnvoll. „Die Schüler sind nicht blöd. Die wissen schon, dass sie durch eine gewisse Abhängigkeit gefährdet sind“, so Düll. „Je älter sie werden, desto reflektierter verwenden sie die Geräte.“

Anstatt mit kaum umsetzbaren Verboten zu hantieren, komme es darauf an, Kinder zu einem klugen Umgang mit dem Internet zu erziehen. Facebook, Instagram und Tiktok seien Teil einer Realität, in der junge Menschen lernen müssten, sich zurechtzufinden. Er wies außerdem darauf hin, dass viele Eltern mit den Kindern auf den Social-Media-Kanälen kommunizierten. Ende des vergangenen Jahres hatte Australien ein Social-Media-Verbot für unter 16 Jahre alte Jugendliche verhängt. Seither mehren sich auch in Deutschland die Verbotsforderungen. Hessen will vom kommenden Schuljahr an ein generelles Verbot erlassen.