Die Probleme mit Airbags des japanischen Zulieferers Takata ziehen bei Stellantis immer größere Kreise. Diese Woche kündigte Europas zweitgrößter Autohersteller einen sofortigen europaweiten „Stop Drive“ für die Modelle Citroën C3 und Citroën DS3 der Baujahre 2009 bis 2019 an. Das bedeutet, dass die betroffenen Fahrzeuge stehen gelassen werden und sich die Besitzer für eine (kostenlose) Reparatur an die Händler werden sollen. Fahrzeuge der 2015 eigenständig gewordenen Konzernmarke DS sind davon nicht betroffen. Das gilt auch für Fahrzeuge der Konzernmarke Opel.
„Bislang wurden bei anderen Modellen keine Airbag-Fehler festgestellt“, teilte ein Stellantis-Sprecher mit. Die Modelle Citroën C3 und Citroën DS3 seien mit speziellen Takata-Airbags ausgestattet sind, die sich von denen anderer Modelle unterscheiden. Die betroffenen Fahrzeuge waren schon Teil einer laufenden umfassenden Rückrufaktion, die vor mehr als einem Jahr zunächst in Südeuropa begann und später nach Norden ausgeweitet wurde.
„Inakzeptabel und skandalös“
Europaweit sind von dem „Stop Drive“ 440.000 Fahrzeuge betroffen. In Deutschland sind es etwas mehr als 56.000. Die Kunden sollen in Kürze weitere Informationen erhalten, versichert man bei Stellantis. Anlass für den „Stop Drive“ ist ein tödlicher Unfall in Reims am 11. Juni. Nachdem ihr Airbag nach einem Aufprall auf eine Leitplanke auf einer Schnellstraße explodiert war, kam eine 37-jährige Mutter am Steuer ihres Citroën C3 ums Leben. Der Unfall rief den französischen Verkehrsminister Philippe Tabarot auf den Plan. Er bestellte die Führungskräfte von Citroën ein und drängte nach eigenen Angaben auf den nun verhängten „Stop Drive“.
„Dieser Unfall wirft insbesondere die Frage nach den vom Hersteller durchgeführten Risikoanalysen auf“, hieß es einer Erklärung des Verkehrsministeriums. Der Minister nannte „die Haltung des Unternehmens in der aktuellen Situation den Herausforderungen und Risiken nicht gerecht“ und erklärte sich „fest entschlossen, diese Angelegenheit bis zum Ende zu verfolgen“, da er die Situation für „inakzeptabel und skandalös“ halte.
29 Unfälle mit elf Todesopfern
Probleme mit Airbag-Gasgeneratoren von Takata gibt es schon seit Jahren. Auch bei anderen Herstellern gab es Rückrufe. Insbesondere bei andauernder Hitze und hoher Luftfeuchtigkeit können die Chemikalien in diesen Gasgeneratoren im Laufe der Zeit abbauen. Im Falle eines Unfalls bei der Airbag-Auslösung können einige Gasgeneratoren dann zerreißen und schwere oder gar tödliche Verletzungen bei den Fahrzeuginsassen verursachen.
Vor dem 11. Juni zählte das französische Verkehrsministerium 29 Unfälle mit elf Todesopfern in Übersee und einem in Frankreich im Zusammenhang mit den Takata-Airbags. Sorgen bereitet Stellantis, dass es nun in Reims und damit in einer nordfranzösischen Stadt zu einem Unfall gekommen ist. Bislang war man davon ausgegangen, dass sich das Problem auf heiße und feuchte Regionen beschränkt.
Der Aktienkurs von Stellantis setzte seinen Abwärtstrend fort und gab im bisherigen Wochenverlauf abermals um mehr als drei Prozent nach. Der Börsenwert ist auf weniger als 24 Milliarden Euro gefallen, weit entfernt von den im Frühjahr 2024 noch erreichten mehr als 80 Milliarden Euro. Der designierte Stellantis-Geschäftsführer Antonia Filosa soll am kommenden Montag seinen Posten übernehmen.