In der AfD sorgt die Frage für Unruhe, wie Israels Angriff auf die iranischen Atomwaffen-Anlagen zu bewerten sei. Wie häufig bei außenpolitischen Themen stehen hier verschiedene grundsätzliche Positionen von AfD-Flügeln im Konflikt miteinander. Entsprechend diffus blieb eine Mitteilung der Parteivorsitzenden Alice Weidel und Tino Chrupalla vom Mittwochabend. „Die Eskalation macht uns Sorgen“, heißt es darin. Man rufe die Kriegsparteien zur „Mäßigung“ auf und hoffe, „dass die USA nicht in den Krieg eintreten müssen“. Die Aufgabe europäischer Politiker sei es, ihre Bürger vor Migrationsströmen zu schützen und „diplomatisch zur Friedensfindung“ beizutragen.
Merz’ Formulierung zur „Drecksarbeit“ griff die AfD ebenso wie die anderen Oppositionsparteien an. Sie sei „pietätlos und schädlich für Deutschlands Ansehen“. Doch ob die AfD Israels Vorgehen für unangemessen oder vielmehr nötig hält, bleibt ungewiss, ebenso wie ihre Position zur Bedeutung des Völkerrechts in diesem Zusammenhang oder zur deutschen Staatsräson. Dahinter stehen innerparteiliche Konflikte, die denen über Russlands Krieg in der Ukraine ähneln.

Nachdem die AfD sich in den vergangenen Jahren regelmäßig an die Seite Israels gestellt hatte, wurden zuletzt öfter Stimmen laut, die von Deutschland Neutralität forderten. Chrupalla etwa kritisierte „einseitige Parteinahmen“. Direkt nach Beginn der israelischen Angriffe schrieb er auf der Plattform X: „Ans Pulverfass Naher Osten ist Lunte gelegt.“ Er verurteile die Angriffe. Der außenpolitische Sprecher der Bundestagsfraktion, der Weidel-Vertraute Markus Frohnmaier, sprach zwar auch davon, dass ein Flächenbrand verhindert werden müsse. Doch er stellte heraus, dass eine potentielle nukleare Bewaffnung Irans auch deutsche Sicherheitsinteressen verletze.
Verschärft wird die parteiinterne Debatte dadurch, dass Donald Trump und Wladimir Putin, die beide zahlreiche Fürsprecher in der AfD haben, in Bezug auf Iran unterschiedliche Interessen verfolgen.