Immer mehr Tennisspielerinnen machen Hassbotschaften gegen sich öffentlich. Die Weltranglistenzweite Coco Gauff fordert nun entschlosseneres Durchgreifen – und nimmt große Namen in die Pflicht.
Sie ist erst 21 Jahre alt, hat aber bereits zwei Grand-Slam-Titel gewonnen. Doch nicht erst seit ihren frühen Erfolgen macht Coco Gauff auch durch umsichtige, fundierte Kommentare zu Themen, die über das Geschehen auf dem Tennisplatz hinausgehen, auf sich aufmerksam. Die US-Amerikanerin, die erst Anfang Juni zum ersten Mal die French Open gewinnen konnte, klang schon in ganz jungem Alter wie ein Sportstar mit zig Jahren Erfahrung, überraschte mit Reife und gut informierter Meinungsstärke. Das war schon 2019 so, als sie sensationell das Achtelfinale von Wimbledon erreichte – mit gerade einmal 15 Jahren.

“Ich will nicht nur über Tennis reden. Mich interessieren viele Sachen außerhalb des Sports und ich möchte alles tun, um am Ende auf der richtigen Seite der Geschichte zu stehen”, sagte Gauff nun auf einer Pressekonferenz bei den Berlin Tennis Open 2025.
Und so verwunderte es eigentlich nicht, dass die aktuelle Weltranglistenzweite in der deutschen Hauptstadt auch zu einem Thema deutlich wurde, das Spielerinnen, Spieler und den ganzen Tennissport aktuell umtreibt.
“Ich hatte bisher das Glück, von Drohungen verschont zu bleiben. Es gab einen Fall, wo jemand versucht hat, mir nach Hause zu folgen. Aber in Person hat mich noch niemand bedroht” antwortete Gauff, gefragt zu den jüngsten Aussagen ihrer deutschen Kollegin Eva Lys. Denn die 23-Jährige hatte erst Tage zuvor an selber Stelle – zum wiederholten Mal – öffentlich gemacht, Ziel von Hassnachrichten und Bedrohungen geworden zu sein – nicht nur in den sozialen Medien, sondern sogar persönlich “im realen Raum”.
Und damit an ein Problem erinnert, mit dem sie im Tennis nicht allein steht. Die Britin Emma Raducanu wird seit geraumer Zeit von einem Stalker verfolgt, erst vor wenigen Tagen hat der Mann, gegen den bereits eine einstweilige Verfügung verhängt wurde, versucht, an Tickets für das Grand-Slam-Turnier in Wimbledon (ab 30. Juni) zu kommen – das Sicherheitssystem des All-England-Clubs schlug jedoch Alarm und verhinderte den Kartenkauf. Auch die frühere Weltranglistenerste Iga Świątek wurde bereits Opfer eines Stalkers.
“Man muss immer auf der Hut sein” berichtete Lys indes weiter. “Ich hatte keine schönen Interaktionen in den letzten Monaten”, erzählte sie, nannte aber keine Details. Jedoch trage sich der überwältigende Teil in den Kommentarspalten der sozialen Netzwerke zu: “Das Meiste passiert online, weil sich ganz viele Leute verstecken.” Sie kündigte an: “Ich werde weiter darüber sprechen, denn es ist nicht okay, nicht hinnehmbar.”
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Nun seien die Plattformen selbst gefragt, betont Gauff. “Wir müssen weiter darauf aufmerksam machen. Ich wäre aber sehr glücklich, wenn sich einige der sozialen Medien mit beteiligen würden. Wir sind ja nicht die Einzigen, die betroffen sind. Es sind wir, Influencer, andere Sportler, die Ziel solcher Kommentare werden.”
Persönlich bekomme sie Nachrichten “mit dem Schlimmsten, das man sich vorstellen kann”, erklärte Gauff aus eigener Erfahrung weiter. “Todesdrohungen gegen mich, gegen meine Familie. Es gab Leute, die sogar meinem Freund und meinem Freundeskreis Nachrichten schickten. Beleidigungen, rassistische Kommentare, Nacktfotos, die ganze Bandbreite.” Es sei “einfach ekelhaft”.