Wer seinen Ärger konfrontativ auslebt, erreicht mehr im Job.

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Offenbar ist man dem Kopierer im Büro zu Dank verpflichtet, der ohne ersichtlichen Grund stundenlang piept. Ebenso dem Kollegen, der in Videokonferenzen immer ins Mikrofon hustet, und natürlich der Kantine, die mehr als sieben Euro für einen Salat verlangt.

Denn: Wut am Arbeitsplatz kann die Produktivität fördern. Wer sich konstruktiv aufregt, erreicht mehr! Über diese Sensation berichten Wirtschaftspsychologen der Universität Hohenheim in „Frontiers in Psychology“.

Dazu haben sie 214 Mitarbeiter verschiedener Unternehmen über zwei Wochen hinweg mehrmals täglich befragt. Diese gaben etwa an, ob sie sich geärgert hätten und wie sie damit umgegangen seien. Abends sollten sie Aussagen zustimmen wie „Ich konnte mich nicht mehr fokussieren“ oder „Ich habe meine Ziele erreicht“.

Demnach litt die Produktivität nur bei jenen, die sich still ärgerten, ihre Wut in sich hineinfraßen und grübelten. Wer auch bei den schlechtesten Witzen seines Chefs noch gezwungen lächelt, ist demnach unkonzentrierter und erschöpfter.

Jene hingegen, die ihre Wut konfrontativ auslebten, wie es hieß, konnten ihre Gefühle als Antrieb nutzen und mehr Vorhaben umsetzen.

Die Konsequenzen dieser Studie könnten immens sein. Um die Produktivität zu maximieren, stellen Unternehmen womöglich statt Obstkörben kaputte Kaffeemaschinen auf. Gelästert wird nur noch für alle sichtbar im Teams-Chat, jeder Mitarbeiter kriegt ein „Bild“-Abo, und vor Projektabgabe laufen über Lautsprecher Reden von Donald Trump.

Doch es stellt sich die Frage: Wenn Ärger bei der Arbeit produktiv macht, müsste die Deutsche Bahn dann nicht erfolgreicher sein als Apple und Amazon zusammen?

Die Forscher differenzieren: Tatsächlich war konfrontativ ausgelebte Wut nur dann produktiv, wenn sich die Person in einem vertrauensvollen Team fest eingebunden fühlte und ein ausgeprägtes Wir-Gefühl spürte. Wer sich praktisch im Büro so fühlt wie im Mutterleib, dem konnte seine Wut als Motivationsfunke dienen, um „gemeinsame Ziele“ des Teams zu erreichen – sagen die Forscher.

Auch diese Information ist äußerst nützlich. Wenn also Ihr Kollege Sie das nächste Mal anmotzt, lächeln Sie liebevoll und sagen ihm, wie sehr Sie ihn schätzen. Dann geben sie ihm die Nummer der Kantinenleitung und die Bedienungsanleitung für den Drucker.