Der Weg für die Aufnahme Bulgariens in den Euroraum zum Jahreswechsel ist praktisch frei. Die EU-Finanzminister haben die Beitrittsempfehlungen der EU-Kommission und der Europäischen Zentralbank (EZB) am Freitag in Luxemburg gebilligt. Eine endgültige Entscheidung treffen die Minister im Juli, nachdem sich die EU-Staats- und -Regierungschefs in der kommenden Woche damit befasst haben und anschließend der EZB-Rat und das Europaparlament angehört wurden. Diese weiteren Schritte gelten als Formsache. Bulgarien wird damit der 21. Eurostaat.
Die EU-Kommission und die EZB hatten dem Land vor zwei Wochen bescheinigt, die ökonomischen Konvergenzkriterien zu erfüllen, die für einen Eurobeitritt erforderlich sind. Im Land selbst herrscht freilich Skepsis. Nach aktuellen Umfragen unterstützt nur rund die Hälfte der Bevölkerung die Euro-Einführung. Präsident Rumen Radew hat sich für ein Referendum über die Frage ausgesprochen, weil auch er die Sorge für begründet hält, die neue Währung könne die Inflation in Bulgarien befeuern.
Dombrovskis erwartet keine spürbaren Auswirkungen auf die Inflation
Der Chef der Eurogruppe, Irlands Finanzminister Paschal Donohoe, widersprach dieser Sorge. Die zuständigen EU-Institutionen empfählen den Beitritt zur Währungsunion, gerade weil Bulgarien die Inflation in den vergangenen Jahren erfolgreich bekämpft habe. Anders als vor einigen Jahren sei das Inflations-Konvergenzkriterium erfüllt. Außerdem habe sich der Euroraum fast immer durch Preisstabilität ausgezeichnet. Den Inflationsschock vor einigen Jahren habe die Währungsunion schnell in den Griff bekommen. Zudem biete eine Euro-Mitgliedschaft einen Schutz vor potentiell inflationsträchtigen Entscheidungen der nationalen Finanzpolitik.
EU-Währungskommissar Valdis Dombrovskis fügte hinzu, er erwarte vom bulgarischen Euro-Beitritt keine spürbaren Auswirkungen auf die Inflation in dem Land. Die bulgarische Geschäftswelt bereite eine „faire“ Umstellung vor, die verhindern werde, dass die Wirtschaft von dem Währungswechsel profitiere. Seine Behörde und die EZB würden die Preisentwicklung genau beobachten, sagte der lettische Politiker. Er erinnerte daran, dass die Bevölkerung vor der Euro-Einführung in seinem Heimatland ebenfalls sehr skeptisch gewesen sei. Zum vergleichbaren Zeitpunkt, ein halbes Jahr vor dem lettischen Beitritt zur Währungsunion am 1. Januar 2014, sei die Unterstützung in Lettland geringer gewesen als derzeit in Bulgarien. „Das hat sich schnell geändert, als die Menschen die praktischen Vorteile der gemeinsamen Währung erkannt und erfahren haben, dass sich die Schreckensszenarien nicht bestätigt haben.“ Bulgarien müsse vor dem Euro keine Angst haben.