Hund im Haushalt kann schützen

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Ob ein Kind eine Hauterkrankung entwickelt, hängt offenbar nicht nur von den Genen ab – auch ein Vierbeiner im Haushalt könnte entscheidend sein.

Frühkindlicher Kontakt zu Hunden schützt möglicherweise vor der Entwicklung einer atopischen Dermatitis – besser bekannt als Neurodermitis. Das zeigt eine groß angelegte europäische Studie mit rund 300.000 Teilnehmern, deren Ergebnisse jetzt im Fachjournal “Allergy” veröffentlicht wurden.

Die Forscher wollten wissen, wie Umweltfaktoren mit dem Erbgut zusammenspielen. Sie untersuchten, ob sich bekannte Risikogene für Neurodermitis durch bestimmte Bedingungen in der frühen Kindheit – etwa das Halten eines Hundes, Stillen oder Rauchen im Haushalt – unterschiedlich auswirken.

In den Daten zeigte sich: Ein bestimmtes Gen auf Chromosom 5 erhöht das Risiko für Neurodermitis – aber nur dann, wenn Kinder in den ersten Lebensmonaten keinen Kontakt zu Hunden hatten. Wuchs ein Kind mit Hund auf, verschwand dieser genetische Risikoeffekt komplett.

Die betroffene Genvariante beeinflusst die Bildung des sogenannten Interleukin-7-Rezeptors (IL-7R), der eine Rolle im Immunsystem spielt. Labortests zeigten: Bei Hautzellen mit dieser Genvariante wirken Hund-Allergene nicht entzündungsfördernd – im Gegenteil. Sie unterdrückten die Hautreaktion sogar. Dies legt laut Forschern nahe, dass der Kontakt mit Hunden das Immunsystem in eine schützende Richtung lenken könnte.

Ein ähnlicher, aber weniger stabiler Effekt zeigte sich bei Kindern mit älteren Geschwistern – möglicherweise, weil dies die frühkindliche Bakterienvielfalt erhöht und das Immunsystem trainiert.

Die Forscher betonen jedoch: Nicht jede Maßnahme wirke bei jedem Kind. Demnach entscheidet die genetische Veranlagung, ob der Hund oder das Geschwisterkind zum Gesundheitsfaktor werden.

“Deshalb sind Gen-Umwelt-Studien so wichtig – sie helfen uns, präzisere und individuellere Strategien zu entwickeln”, sagte Studienleiterin Marie Standl vom Helmholtz Zentrum München. Und: Die Ergebnisse gelten bislang nur für Menschen europäischer Herkunft. Weitere Studien sollen klären, ob sich diese Erkenntnisse auf andere Bevölkerungsgruppen übertragen lassen.