Luxusjacht „Bayesian“ aus dem Meer geborgen

6

Die vor zehn Monaten unter tragischen Umständen gesunkene Segelyacht „Bayesian“ befindet sich wieder weitgehend oberhalb des Meeresspiegels. Am Samstagvormittag hat sie das britische Unternehmen TMC, das im Auftrag der Versicherer arbeitet, mit einem großen Kran aus rund 50 Metern Tiefe an die Oberfläche gezogen. Im vergangenen Sommer hatte das Unglück für viel Aufsehen gesorgt, weil der bekannte britische Unternehmer Mike Lynch mit seiner achtzehnjährigen Tochter, zwei befreundeten Ehepaaren und einem Koch unter bisher ungeklärten Umständen und in dramatischer Weise in einem schweren Sturm unweit des Ufers ums Leben kam.

Die Bergung des 56 Meter langen Rumpfes mit seinem 72 Meter hohen Mast ist ein kompliziertes Projekt. Seit Monaten arbeitet TMC daran. Ein niederländischer Taucher ist Anfang Mai bei den Arbeiten unter Wasser ums Leben gekommen.

Am Samstag hat ein riesiger gelber Kran, der schon von der etliche Kilometer entfernten Autobahn zu sehen ist, das Wrack nach oben gezogen. Unter Wasser war zuvor der Mast von einem Tauchroboter abgesägt worden. Er soll erst in den kommenden Tagen geborgen werden.

Der Mast liegt noch auf dem Meeresgrund

Morgen wird das Bergungsschiff von TMC samt Kran die an Stahlseilen aufgehängte „Bayesian“ von Porticello bei Palermo in die 24 Kilometer entfernte Küstenstadt Termini Imerese fahren, wo sie an Land gebracht wird. Die dortige Staatsanwaltschaft leitet die Ermittlungen. Drei Besatzungsmitglieder, darunter der niederländische Kapitän, stehen wegen der Vorwurfs von Pflichtverletzungen unter Anklage.  

Gleichzeitig untersucht die britische Behörde Marine Accident Investigation Branch (MAIB) die Tragödie, denn das Schiff hatte eine britische Zulassung. Die Ehefrau von Mike Lynch, Angela Bacares, die als Eigentümerin der „Bayesian“ eingetragen ist und mit vierzehn anderen Personen (darunter neun Crewmitglieder) überlebt hat, ist zudem Britin. Die Behörde MAIB hatte unlängst in einem Zwischenbericht die Überzeugung vertreten, dass die Yacht von dem hurrikanartigen Sturm trotz geborgener Segel so zur Seite gedrückt wurde, dass sie sich nicht mehr aufrichtete und sank. Damit legte die Behörde Konstruktionsfehler nahe. Der übermäßig hohe Mast habe zusammen mit der Takelage und den eingerollten Segeln für den Wind viel „Angriffsfläche“ geboten.

Italienische Staatsanwaltschaft ermittelt

Die italienische Staatsanwaltschaft hat sich mit Urteilen bisher zurückgehalten. Der Hersteller der Werft, die italienische Muttergesellschaft der Werft Perini Navi, legte den Verdacht nahe, dass Schiffsöffnungen wie Luken von der Crew unter Umständen offen gelassen wurden, sodass Wasser eindrang. MAIB fand dafür nach eigenen Angaben keine Anhaltspunkte.

Die Ermittler werden sich nun auf diesen Punkt konzentrieren. Außerdem geht es darum, die 18.000 Liter Treibstoff, die sich noch im Tank befinden, umweltschonend zu sichern. Ein Sprecher der italienischen Küstenwache berichtete in Porticello, dass bisher nichts ausgetreten sei. Der Rumpf des Schiffes ist laut ersten Beobachtungen stark verschmutzt, zeigt aber keine gravierenden Schäden.