Diese Medikamente können Ohrgeräusche auslösen

8

News folgen

Viele Menschen leiden unter anhaltenden Ohrgeräuschen. Das unangenehme Pfeifen kann mitunter auch als Nebenwirkung bestimmter Medikamente auftreten.

Dem Bundesministerium für Gesundheit zufolge haben etwa 5 bis 15 Prozent aller Erwachsenen irgendwann länger andauernde Ohrgeräusche. Verzweifelt suchen sie nach einer Lösung für das ständige Pfeifen, Brummen, Surren und Piepen. Hier lohnt sich der Blick in den Arzneischrank, denn manche Medikamente können auch Tinnitus auslösen.

Ohrgeräusche können viele Ursachen haben. Nur selten sind sie die Folge einer ernsthaften Erkrankung. Doch auch, wenn Tinnitus medizinisch betrachtet, meist harmlos ist – für die Betroffenen kann er unter Umständen extrem belastend sein und die Lebensqualität erheblich einschränken. Akuter Tinnitus verschwindet nach wenigen Tagen bis Wochen von selbst wieder. Halten die Ohrgeräusche länger als drei Monate an, sprechen Mediziner von chronischem Tinnitus.

Oft wird ein Tinnitus durch Lärm verursacht. Dabei werden die Sinneszellen der Hörschnecke im Innenohr geschädigt. Auch ein mit Ohrenschmalz verstopfter Gehörgang kann Tinnitus verursachen, ebenso wie eine Mittelohrentzündung, ein geplatztes Trommelfell, Probleme mit dem Kiefergelenk oder den Kiefermuskeln sowie eine starke Stressbelastung. Manchmal sind Medikamente der Auslöser der störenden Geräusche. In vielen Fällen bleibt die Ursache jedoch unbekannt. Dann sprechen Mediziner von idiopathischem Tinnitus.

Bestimmte Medikamente haben als mögliche Nebenwirkung Ohrgeräusche. Diese lassen in der Regel nach Beendigung der Einnahme wieder nach. Allerdings gibt es auch Medikamente, die das Innenohr irreversibel schädigen können und einen bleibenden Tinnitus verursachen.

Schmerzmittel beziehungsweise Entzündungshemmer aus der Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR), darunter Ibuprofen und Diclofenac, können auf die Durchblutung des Innenohrs oder die Signalverarbeitung im Hörnerv einwirken und zeitweise Ohrgeräusche auslösen.

ASS (Acetylsalicylsäure) gehört ebenfalls zu den NSAR. Es wird nicht nur als Schmerzmittel eingesetzt. Da es die Blutgerinnung hemmt, findet es auch als Dauerbehandlung zur Vorbeugung von Herzinfarkt und Thrombosen Anwendung. Es kann in sehr hoher Dosierung Ohrgeräusche verursachen, wie das Bundesministerium für Gesundheit mitteilt.

Bei einigen Antibiotika wird Tinnitus als sehr seltene oder gelegentliche Nebenwirkung genannt. Manche Antibiotika haben das Potenzial, das Innenohr anhaltend zu schädigen. Sie wirken ototoxisch. Dazu gehören zum Beispiel Antibiotika mit Aminoglykosiden (etwa Amikacin, Neomycin und Gentamicin), Tetracyclinen (etwa Doxycyclin und Eravacyclin) sowie Makrolid-Antibiotika (etwa Azithromycin, Clarithromycin und Erythromycin).

Wichtig zu wissen: Als Medikament gegen Tinnitus sind Antibiotika generell nur sinnvoll, wenn der Tinnitus durch eine bakterielle Infektion im Ohr ausgelöst ist, etwa bei einer Mittelohrentzündung.

Harntreibende Medikamente können die Elektrolytbalance im Innenohr stören. Beispiele für Diuretika mit möglicher Nebenwirkung Tinnitus sind Furosemid und Torasemid. Sie sind für ihre ototoxischen Eigenschaften vor allem bei Patienten mit Nierenschwäche bekannt. Sie können, wenn auch sehr selten, zu bleibenden Schädigungen des Innenohrs führen.

SSRI (Selective Serotonin Reuptake Inhibitors/Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer) oder trizyklische Antidepressiva können vereinzelt Hörstörungen und Tinnitus auslösen. Als Auslöser wird eine Beeinflussung der zentralen Hörverarbeitung angenommen. Diese Nebenwirkungen sind selten. Nach Absetzen der Medikamente legen sich die Symptome meist wieder. Dennoch: Wer bereits Tinnitus hat, sollte das Antidepressivum zusammen mit dem Arzt unter Berücksichtigung der bestehenden Ohrgeräusche auswählen.

Weitere Medikamente, die als Nebenwirkung Tinnitus haben können, sind:

  • hormonelle Verhütungsmittel (etwa die Antibabypille)
  • Medikamente für die Krebsbehandlung (etwa Chemotherapeutika)
  • Antimalariamittel (etwa Chinin)
  • Rheumamittel (etwa Hydroxychloroquin)
  • Schlafmittel
  • Herz-Kreislauf-Medikamente (etwa Blutdrucksenker, Cholesterinsenker und Herzmedikamente)

Bei Tinnitus lohnt sich der Blick in den Beipackzettel von Medikamenten. Besteht der Verdacht, dass bestimmte Präparate Ursache des Tinnitus sein könnten oder ihn möglicherweise verstärken, sollten Betroffene mit dem behandelnden Arzt ins Gespräch gehen. Möglicherweise lässt sich die Dosierung anpassen oder auf ein anderes Medikament wechseln. Keinesfalls sollten Medikamente eigenmächtig reduziert oder abgesetzt werden. Teils schwerwiegende gesundheitliche Komplikationen können die Folge sein.